Nach über zehn Jahren müssen sich Schweizer Reisende an eine neue Stimme in den Zügen gewöhnen. Denn mit dem Fahrplanwechsel am 10. Dezember 2023 wurde die natürliche Frauenstimme von Isabelle Augustin abgelöst durch eine automatisierte ÖV-Stimme.
Die neue Stimme kam schon länger an den Bahnhöfen der Schweiz zum Einsatz. Doch da sie jetzt auch in allen Zügen der SBB und ihrer Töchter und Partner eingesetzt wird, erhält sie nun noch mehr Aufmerksamkeit – und die Reaktionen fallen alles andere als positiv aus.
«Die Stimmen sind superkünstlich! Die anderen Stimmen waren deutlich besser», schreibt etwa ein YouTube-Nutzer unter ein Video, in dem die neue Stimme aufgenommen wurde. Ein Reddit-User ist der gleichen Meinung: «Die alte Stimme war sehr angenehm anzuhören, in allen vier Sprachen» – die neue hingegen klinge «wie ein Roboter, spricht Städtenamen falsch aus, bricht mitten im Satz ab und klingt einfach extrem unangenehm».
An den Bahnhöfen würden laut dem Sprecher der SBB, Moritz Weisskopf, ganze Sätze eingesprochen. Doch in den Zügen sehe das Ganze anders aus: «Auf diesen werden immer noch einzelne Satzfragmente erstellt und dynamisch je nach Bedarf zusammengesetzt und ausgegeben.» Die ÖV-Durchsagen würden auf digital produzierten Aufnahmen menschlicher Stimmen basieren. Die einzelnen aufgenommenen Worte werden dann in den Zügen zu einem Satz «aneinandergereiht».
Der Reddit-User fragt sich zudem, warum «die SBB eines ihrer besten Dinge loswerden» sollte. Damit ist Schauspielerin Isabelle Augustin gemeint, deren Stimme über eine Dekade in den Zügen der SBB ertönte. Auf YouTube zeigen sich die Nutzerinnen und Nutzer ebenfalls enttäuscht: «Schade gibt's die echte Stimme nicht mehr!», kommentiert einer.
Isabelle Augustin selbst sei laut «20 Minuten» nicht enttäuscht gewesen, dass sie sich nicht mehr selbst im Zug höre. Trotzdem musste sie sich an die neue Stimme gewöhnen – ihr persönlich gefalle es nicht, «es klingt unnatürlich». Doch sie ist optimistisch und vermutet, dass sich die Qualität in den kommenden Jahren verbessern wird.
Die SBB gibt zu, dass es noch Optimierungspotenzial gibt, obwohl in der Vorbereitung viel in die Qualitätskontrolle investiert worden sei. Doch es gebe «einzelne Fragmente, Satzteile oder Bahnhofsbezeichnungen, die nicht optimal ausgesprochen werden».
Einige Pendlerinnen und Pendler hätten sich diesbezüglich schon bei der SBB gemeldet. Weisskopf bestätigt, dass sie die Hinweise sammeln würden und Korrekturen vornehmen würden, wo sie nötig seien. Bisher ist noch unklar, warum auch Städtenamen falsch ausgesprochen werden.
Manche Pendlerinnen und Pendler haben Glück: Ältere Züge seien technisch nicht genügend ausgestattet, um die digitalisierten Durchsagen zu Anschlussverbindungen abspielen zu können. In dem Fall werden die Durchsagen noch durch das Zugpersonal eingesprochen.
Es gibt mittlerweile Systeme, die eine Stimme mit wenigen Sekunden Aufnahme alles sagen lassen können.
Wäre mal ein Experiment, so ein System mit der alten Stimme zu trainieren und dann die neuen, flexiblen Ansagen zu erzeugen.