Wer um halb sechs Uhr abends mit dem Zug vom Zürcher Hauptbahnhof an den Flughafen Zürich fahren möchte, erhält im Online-Fahrplan zwei schnelle Optionen angezeigt: einen Interregio mit Abfahrt um 17.35 Uhr oder einen Intercity mit Abfahrt um 17.39 Uhr. Bei beiden handelt es sich in der Regel um lange Doppelstock-Züge mit Niederflur-Einstieg und viel Platz für Gepäck.
Mit dem Fahrplanwechsel am 15. Dezember wird sich das ändern: Dann wird den Reisenden als schnellste Option der Eurocity nach München mit Abfahrt um 17.33 Uhr angezeigt – ein einstöckiger Zug mit schmalen Türen und einer hohen Treppe beim Einstieg. Stau, Gedränge und Zeitverlust sind damit vorprogrammiert – ein Szenario, das die SBB verhindern wollten.
Hinzu kommt, dass die Eurocitys oft verspätet sind. Damit sie nicht wegen vieler Reisender auf kurzen innerschweizerischen Strecken zusätzlich Zeit verlieren, griff die Bahn zu dieser Massnahme. Seit 2022 erscheinen Eurocity-Züge von Zürich nach München und umgekehrt deshalb für bestimmte Abschnitte nicht mehr im Online-Fahrplan. Das gilt etwa für Reisen vom Zürcher Hauptbahnhof an den Flughafen oder von Winterthur an den Flughafen. Die Züge sind für den Transport von vielen Reisenden auf kurzen Strecken ungeeignet, besonders wenn diese mit Gepäck unterwegs sind. Sie verlieren dann viel Zeit wegen des Ein- und Aussteigens.
Damit ist nun Schluss. Das Bundesamt für Verkehr (BAV) hat den SBB die Massnahme nämlich verboten. Ab dem Fahrplanwechsel müssen die Eurocity-Züge wieder bei allen Abfragen im Online-Fahrplan erscheinen, wie BAV-Sprecher Michael Müller bestätigt.
Das habe rechtliche Gründe. Die Fahrplanverordnung schreibe vor, dass Transportunternehmen an jeder Haltestelle die Abfahrtszeiten sämtlicher Kurse aller Linien angeben müssten, welche die Haltestelle bedienten. Die Kundeninformation müsse im Einklang mit dem erteilten Transportrecht sein. Das bedeute, dass die Bahnunternehmen im Online-Fahrplan alle Verbindungen aufführen müssen, die sie aufgrund der vom Bund erteilten Konzession anbieten dürfen.
Das BAV kann zwar nach eigenen Angaben die Befürchtung nachvollziehen, dass deshalb mehr Reisende auf kurzen Strecken etwa vom Zürcher Hauptbahnhof oder von Winterthur an den Flughafen den Eurocity benützen, was zu mehr Verspätungen und Instabilität führen könne. Das ändere aber nichts an der Pflicht. Zudem könnten die SBB Entlastungszüge anbieten oder Kundenlenkungsmassnahmen umsetzen. Die Bahn darf beispielsweise im Online-Fahrplan einen Hinweis schalten, dass ein Zug überlastet ist oder dass die Benützung alternativer Verbindungen empfohlen wird. Ob dies auch von den Reisenden beachtet wird, ist eine andere Frage.
Bei den SBB heisst es, der Halt am Zürcher Flughafen werde ab Fahrplanwechsel wieder publiziert. Mittels Hinweisen im Online-Fahrplan würden die Reisenden auf Züge mit weniger starker Auslastung aufmerksam gemacht. Zudem würden ab dann zusätzliche Züge des Intercity 5 zwischen der Ostschweiz und Zürich verkehren, womit mehr Alternativen zur Verfügung stünden.
Die Passagierzahlen auf den Eurocity-Zügen zwischen Zürich und München entwickeln sich laut SBB-Sprecherin Fabienne Wittwer weiterhin positiv. Schon in den vergangenen Jahren war ein starkes Wachstum verzeichnet worden. Die Pünktlichkeit der zuvor notorisch unzuverlässigen Verbindungen habe sich im ersten Quartal verbessert, sagt Wittwer. Ende Mai sorgte ein Erdrutsch zwischen St.Gallen und Rorschach allerdings dafür, dass die Züge umgeleitet werden mussten und deshalb länger unterwegs waren. Seit Oktober habe sich die Situation wieder stabilisiert, so die Sprecherin. Die SBB, die ÖBB und die Deutsche Bahn setzten alles daran, die Situation weiter zu verbessern.
Mit dem Fahrplanwechsel wird das Angebot zwischen Zürich und München mit zwei weiteren Zugpaaren weiter ausgebaut. In Richtung München fährt neu täglich ausser sonntags ein Eurocity mit Abfahrt um 5.35 Uhr in Zürich und Ankunft um 9.01 Uhr in München. In Gegenrichtung verlässt der letzte Zug München nun zwei Stunden später um 20.54 Uhr und kommt in Zürich um 00.27 Uhr an. Dieser Zug verkehrt täglich ausser samstags.
Tagsüber verkehrt in jede Richtung alle zwei Stunden ein Eurocity. Die SBB möchten eigentlich den Stundentakt einführen. Dafür müsste allerdings die Infrastruktur auf deutscher Seite weiter ausgebaut werden. Der Bund weibelt in Deutschland dafür, dass diese Vorhaben in das Projekt «Deutschlandtakt» aufgenommen werden. Auf deutscher Seite wird das Anliegen allerdings weniger prioritär eingestuft. Ein Entscheid ist dort noch nicht gefallen. (aargauerzeitung.ch)