Der akademischste Ort der Schweiz – so hoch ist der «Studierten-Anteil» in deiner Gemeinde
Das Bildungsniveau in der Schweiz ist in den letzten Jahren stetig gestiegen. Gemäss dem Bundesamt für Statistik (BfS) weist mit 48 Prozent mittlerweile fast die Hälfte der 25- bis 65-Jährigen einen Abschluss der höheren Berufsbildung oder einen Hochschulabschluss vor. Vor zehn Jahren waren es noch 40 Prozent.
Im innerschweizerischen Vergleich zeigt sich jedoch ein starker Stadt-Land-Graben: Menschen mit höheren Bildungsabschlüssen leben vornehmlich in urbanen Gebieten wie Zürich, Bern, Basel-Stadt oder an bevorzugten Lagen rund um den Zürich- oder Genfersee, wie die neusten BFS-Zahlen zeigen. Fast alle der 40 Gemeinden mit den höchsten Quoten bei den tertiären Abschlüssen (Universitäten, Pädagogische Hochschulen, Fachhochschulen, Höhere Fachschulen) liegen in den Kantonen Zürich, Genf und Waadt – meist am und in Stadtnähe.
Am höchsten ist der Bildungsstand in der Waadtländer Gemeinde Tannay, die ziemlich genau zwischen Nyon und Genf liegt. 78 Prozent der 25- bis 64-Jährigen verfügen hier über einen Tertiärabschluss. Unmittelbar dahinter folgen mit Saint-Sulpice (77 Prozent) bei Lausanne und Kilchberg (76 Prozent) am linken Zürichseeufer zwei weitere Seegemeinden.
Am anderen Ende des Spektrums sind vorwiegend Berggemeinden ohne grössere touristische Infrastruktur zu finden. Die tiefste Quote bei den tertiären Abschlüssen hat mit Täsch VS der letzte Ort, den man mit dem Auto vor dem autofreien Zermatt erreichen kann. 12 Prozent beträgt hier der «Studierten-Anteil». Zum Vergleich: Im benachbarten Zermatt liegt er bereits bei 29 Prozent.
Beim Bildungsniveau hinken auch viele der klassischen Arbeitergemeinden in der Nähe von städtischen Zentren hinterher. Ein gutes Beispiel dafür ist Spreitenbach: Die Aargauer Gemeinde am Rande der Agglomeration Zürich hat einen «Studierten-Anteil» von 19 Prozent und wie Täsch VS einen im schweizweiten Vergleich hohen Ausländeranteil. Zwar leben auch in den Städten viele Ausländerinnen und Ausländer, allerdings sind diese gemäss dem Tages-Anzeiger tendenziell besser ausgebildet als jene, die auf dem Land oder in der Agglomeration leben.
Seit diesem Jahr lässt sich das Schweizer Bildungsniveau sogar noch detaillierter beobachten als auf Gemeindeebene. Erstmals liegen die Daten nämlich auch pro Hektar (100 mal 100 Meter) vor, womit sich sogar innerhalb der einzelnen Gemeinden Bildungsgräben feststellen lassen. Mit der interaktiven Karte des BFS kann jeder selbst nachschauen, ob er in einer eher gebildeten oder ungebildeten Nachbarschaft lebt.
Besonders spannend ist dies in den Schweizer Grossstädten. So ist im Fall von Zürich beispielsweise zu sehen, dass der «Studierten-Anteil» in der Innenstadt und am Zürichberg höher liegt als an den Hängen des Üetliberg oder im Limmattal zwischen Altstetten und Schlieren.
Ähnliches lässt ich auch über Bern sagen. Wie in Zürich ist auch dort in der Innenstadt das Bildungsniveau signifikant höher als in Industriequartieren Ostermundigen, Bethlehem oder Bümpliz.
«In den Zentren von Zürich und Bern wohnen fast nur noch Menschen mit einem Tertiärabschluss», bestätigt Jacques Babel, Leiter «Bildungsperspektiven und Längsschnittanalysen» beim BFS gegenüber dem SRF. Seine Erklärung: «In den Städten gibt es Dienstleistungsunternehmen, die Verwaltung und die Universitäten.» Gemäss einer Studie aus der Universität Bern aus dem Jahr 2016 sind aber auch die lokalen Strukturen Ursache für den ausgeprägten Stadt-Land-Graben bezüglich des Bildungsniveaus.
Diese beeinflussen die Jugendlichen nämlich bei der Wahl ihrer Ausbildung. Je breiter das Bildungs- und Ausbildungsangebot in einer Region, desto wahrscheinlicher entscheiden sich Schülerinnen und Schüler für eine allgemeinbildende Ausbildung wie das Gymnasium. Im Gegensatz dazu führt ein begrenztes Bildungsangebot in der Region dazu, dass die Wahrscheinlichkeit wächst, eine berufliche Grundbildung zu wählen.
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