Erschreckende Zahlen: Jeder vierte Lehrling bricht die Lehre ab
24,3 Prozent aller Lernenden lösen ihren Lehrvertrag vorzeitig auf. Diese Zahlen gehen aus der Statistik des Bundesamtes für Statistik (BFS) für das Jahr 2023 hervor. Der Fernsehsender Tele M1 hat sich bei verschiedenen Berufen über die Gründe dafür erkundigt.
Michael Hallauer ist Präsident von carosserie suisse Aargau. Er hat gegenüber Tele M1 eine simple Erklärung für die erschreckenden Zahlen: «Die jungen Lernenden haben noch nie gelernt, richtig durchzubeissen.» Deshalb werde ein harter Lehrbetrieb sehr unbequem für sie. Die Lernenden würden deshalb eine Lösung suchen und für viele Jugendlichen sei diese der Betriebswechsel oder der Lehrabbruch.
Auch für Kai Derrer war der Betriebswechsel die Lösung. Er ist im dritten Lehrjahr zum Karosserielackierer und sagt zu Tele M1: «Bei mir hat einfach das Klima mit dem Chef nicht mehr gepasst.» Deshalb habe ihm die Arbeit auch nicht mehr Spass gemacht. Er hat seinen Arbeitsvertrag im ersten Lehrjahr aufgelöst und den Betrieb gewechselt. Im neuen Betrieb konnte er die Lehre fortsetzen und befindet sich nun im dritten Lehrjahr.
Am meisten Lehrabbrüche bei Gipsern und Trockenbauern
Knapp 45 Prozent der Karosseriespengler und -lackierer haben im Jahr 2023 ihren Lehrvertrag aufgelöst. Diese Daten hat das Bundesamt für Statistik bekannt gegeben. Michael Hallauer, Präsident von carosserie suisse Aargau, sieht den Fehler bei einzelnen Lehrbetrieben, nicht beim Beruf an sich. «Wir haben in unserer Branche relativ viele Lehrstellenwechsel.» Das habe aber nichts mit einer Auflösung zu tun, da die Jugendlichen der Branche erhalten bleiben würden.
Die allermeisten Lehrabbrüche und Betriebswechsel gibt es aber bei den Gipsern und Trockenbauern. Roland Büsser ist seit 30 Jahren Inhaber eines Gipsergeschäfts. Wie er gegenüber Tele M1 sagt, bildet er im Moment keinen Lernenden aus, weil er niemanden gefunden hat: «In unserem Beruf wird man dreckig, man muss körperlich arbeiten, man ist manchmal draussen dem Wetter ausgesetzt.»
Deshalb würden sich vielfach nur noch diejenigen für den Gipserberuf interessieren, die keine andere Lehrstelle finden würden. Und diese seien für den Beruf auch nicht geeignet. (az/jfe) (aargauerzeitung.ch)