Schweiz
Schule - Bildung

Jeder vierte Lehrling bricht in der Schweiz die Lehre ab

gipser Handwerker
Die allermeisten Lehrabbrüche und Betriebswechsel gibt es aber bei den Gipsern und Trockenbauern.Bild: shutterstock.com

Erschreckende Zahlen: Jeder vierte Lehrling bricht die Lehre ab

Das Bundesamt für Statistik (BFS) hat die Zahlen zu den Lehrabbrüchen und Lehrbetriebswechseln von 2023 veröffentlicht. Diese zeichnen ein erschreckendes Bild. Doch nicht alle Branchen sind gleichermassen betroffen.
10.07.2025, 21:4810.07.2025, 21:48

24,3 Prozent aller Lernenden lösen ihren Lehrvertrag vorzeitig auf. Diese Zahlen gehen aus der Statistik des Bundesamtes für Statistik (BFS) für das Jahr 2023 hervor. Der Fernsehsender Tele M1 hat sich bei verschiedenen Berufen über die Gründe dafür erkundigt.

Michael Hallauer ist Präsident von carosserie suisse Aargau. Er hat gegenüber Tele M1 eine simple Erklärung für die erschreckenden Zahlen: «Die jungen Lernenden haben noch nie gelernt, richtig durchzubeissen.» Deshalb werde ein harter Lehrbetrieb sehr unbequem für sie. Die Lernenden würden deshalb eine Lösung suchen und für viele Jugendlichen sei diese der Betriebswechsel oder der Lehrabbruch.

Auch für Kai Derrer war der Betriebswechsel die Lösung. Er ist im dritten Lehrjahr zum Karosserielackierer und sagt zu Tele M1: «Bei mir hat einfach das Klima mit dem Chef nicht mehr gepasst.» Deshalb habe ihm die Arbeit auch nicht mehr Spass gemacht. Er hat seinen Arbeitsvertrag im ersten Lehrjahr aufgelöst und den Betrieb gewechselt. Im neuen Betrieb konnte er die Lehre fortsetzen und befindet sich nun im dritten Lehrjahr.

Am meisten Lehrabbrüche bei Gipsern und Trockenbauern

Knapp 45 Prozent der Karosseriespengler und -lackierer haben im Jahr 2023 ihren Lehrvertrag aufgelöst. Diese Daten hat das Bundesamt für Statistik bekannt gegeben. Michael Hallauer, Präsident von carosserie suisse Aargau, sieht den Fehler bei einzelnen Lehrbetrieben, nicht beim Beruf an sich. «Wir haben in unserer Branche relativ viele Lehrstellenwechsel.» Das habe aber nichts mit einer Auflösung zu tun, da die Jugendlichen der Branche erhalten bleiben würden.

Die allermeisten Lehrabbrüche und Betriebswechsel gibt es aber bei den Gipsern und Trockenbauern. Roland Büsser ist seit 30 Jahren Inhaber eines Gipsergeschäfts. Wie er gegenüber Tele M1 sagt, bildet er im Moment keinen Lernenden aus, weil er niemanden gefunden hat: «In unserem Beruf wird man dreckig, man muss körperlich arbeiten, man ist manchmal draussen dem Wetter ausgesetzt.»

Deshalb würden sich vielfach nur noch diejenigen für den Gipserberuf interessieren, die keine andere Lehrstelle finden würden. Und diese seien für den Beruf auch nicht geeignet. (az/jfe) (aargauerzeitung.ch)

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48 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Pointless Piraña
10.07.2025 22:28registriert Dezember 2019
Als jemand, der in einer sehr unguten Lehrstelle "durchgebissen" hat, sehe ich das nicht nur negativ.
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Ahura
11.07.2025 08:52registriert Februar 2024
"Die jungen Lernenden haben noch nie gelernt, richtig durchzubeissen."

Da könnte man jetzt ebenso pauschal sagen, dass die alten Ausbilder noch nie gelernt haben in einem guten Arbeitsklima richtig auszubilden.

Aber die Wahrheit wird irgendwo dazwischen liegen. Mehr gegenseitiges Verständnis und Kameradschaft würde bestimmt nicht schaden.
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Squawk 7700
11.07.2025 06:50registriert Mai 2025
Da müssen sich halt manche Lehrbetriebe selbst an der Nase nehmen. Es gibt genügend freie Lehrstellen und da finde ich es richtig, dass sich Lehrlinge die Freiheit nehmen, den Betrieb zu wechseln.

Wenn schon der Inhaber des Gipserbetriebs sagt, dass die, die sich bei ihm melden quasi Untauglich sind, dann iat ja klar, dass sich keine guten bei ihm melden. Und wenn man draussen Arbeiten muss und eine Professionelle Ausrüstung hat ist das kein Problem aber wenn der Betrieb nur einen selbstbedruckten Hoodie zur Verfügung stellt, machts dann halt keinen Spass mehr.
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