Schweiz
Schweiz-EU

Nur noch 6,5 Prozent der jungen Schweizer befürworten EU-Beitritt

Nur noch 6,5 Prozent der jungen Schweizerinnen und Schweizer befürworten EU-Beitritt

23.09.2022, 10:3623.09.2022, 10:36
Mehr «Schweiz»
EU - Schweiz: N
Schwierige Beziehung: Schweiz und EUBild: sda

Bei der letzten Nachwahlbefragung haben nur 6.5 Prozent der jungen Erwachsenen einen EU-Beitritt der Schweiz befürwortet. Bei keiner anderen Altersgruppe war die Unterstützung eines EU-Beitritts so tief.

Das berichtete Radio SRF mit Verweis auf eine von Smartvote durchgeführten Analyse am Freitag. Demnach gaben bei der Nachwahlbefragung 2019 knapp 15 Prozent aller Befragten an, einen EU-Beitritt zu unterstützen. Mit 20.5 Prozent war die Zustimmungsrate bei den über 65-Jährigen am höchsten.

Lange war es umgekehrt. 1995 befürworteten laut der Smartvote-Analyse noch beinahe 60 Prozent der jungen Erwachsenen einen EU-Beitritt - es war die höchste Rate aller Altersgruppen. Am anderen Ende der Skala befanden sich die über 65-Jährigen mit einer Zustimmungsrate von knapp 43 Prozent.

Soll die Schweiz der EU beitreten?
An dieser Umfrage haben insgesamt 8287 Personen teilgenommen

Bereits 2007 kam es zur Kehrtwende. Mit einer Zustimmungsrate von 31 Prozent waren die jungen Erwachsenen erstmals die Altersgruppe mit den grösste Vorbehalten gegenüber einem Beitritts.

Fabio Wasserfallen, Professor an der Universität Bern, erklärte die gewachsene EU-Skepsis bei den Jungen mit den bilateralen Verträgen. Für diese Bevölkerungsgruppe seien die Errungenschaften der EU wie das freie Reisen, Arbeiten und Studieren innerhalb des Schengenraums eine Selbstverständlichkeit, sagte er gegenüber Radio SRF. «Harte Grenzen hat diese Altersgruppe gar nie erlebt.»

Männer erstmals EU-freundlicher als Frauen

Auffallend an den Ergebnissen der letzten Nachwahlbefragung von 2019 war weiter, dass erstmals mehr Männer als Frauen einen Beitritt befürworteten. Mit einer Zustimmungsrate von 15.6 Prozent der Männer gegenüber 13.4 Prozent bei den Frauen war der Unterschied allerdings klein.

Nach wie vor gehören die Wählerinnen und Wähler der linken Parteien zu den grössten Befürwortern eines EU-Beitritts. Bei der SP-Wählerschaft war 2019 die Zustimmungsrate mit 43 Prozent deutlich höher als bei der Wählerschaft der Grünen mit einer Zustimmungsrate von 33 Prozent. 2015 lagen die Zustimmungsrate beider Parteien bei 37 (Grüne) beziehungsweise 38 Prozent (SP).

Für die Analyse stützte sich Smartvote auf Datensätze der Selects-Nachwahlbefragungen, welche auf jeweils mehreren Tausend Interviews mit Wählerinnen und Wählern beruhen. Wie Smartvote gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA ausführte, dürften die Zustimmungsraten in den Umfragen bis und mit 2003 indes als eher zu hoch erscheinen. Die generellen Tendenzen, die aus den Daten hervorgingen, seien aber schlüssig. (aeg/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
107 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
wintergrün
23.09.2022 10:50registriert Dezember 2017
Hallo - wie wäre es mit Umfrage zu EWR Beitritt?
Das wäre für die Schweiz doch politisch viel realistischere.
6520
Melden
Zum Kommentar
avatar
btdnl
23.09.2022 12:00registriert November 2020
Auslandssemester Paris, Partyweekend Berlin, Shoppingtour Mailand, Freunde aus ganz Europa, easy reisen, dazu Schweizer Wohlstand. Wieso sollte die Jugend daran etwas ändern wollen? Die Schweizer Jugend lebt mitten in Europa. Und die leben gut damit - solange es so bleibt. Ändert sich das Verhältnis Schweiz-EU weiter und die Nachteile werden spürbarer (Beispiel Forschung) ändert sich auch die Einstellung der Jugend.
4923
Melden
Zum Kommentar
avatar
Raembe
23.09.2022 12:13registriert April 2014
EU? Nein.
EWR? Eher.
308
Melden
Zum Kommentar
107
    Herbert Bolliger ist tot – er führte die Migros in ein neues Zeitalter
    Wenige Chefs prägten die Migros so sehr wie Herbert Bolliger. Nun ist er im Alter von 71 Jahren gestorben. Bolliger war nicht nur Manager, sondern auch ein ausgesprochener Familienmensch – und mit seiner Bodenständigkeit für viele ein Vorbild.

    Als Herbert Bolliger unsere Zeitung Ende 2017 zum Interview empfing, um über seinen Rücktritt zu sprechen, fiel uns etwas auf. Sein Büro im 19. Stock des Migros-Hochhauses am Zürcher Limmatplatz sah immer noch gleich kahl aus wie gut zwölf Jahre vorher, als wir ihn zum Antrittsinterview getroffen hatten. Und beim ersten Interview stellten wir bereits fest: Bolliger hatte das Mobiliar unverändert von seinem Vorgänger Anton Scherrer übernommen. Als wir Bolliger darauf ansprachen, sagte er: «Ich habe nichts in mein Büro investiert, die Dinge müssen 50 Jahre halten.»Yaleo

    Zur Story