Schweiz
SP

Wahlbarometer: Grüne gewinnen, SVP verliert

Wahlbarometer: Die Linken werden nur leicht zulegen, obwohl Grün im Trend liegt

21.02.2019, 17:0021.02.2019, 17:22

Grün ist Trend für die nationalen Wahlen im Herbst. Das zeigt das neuste Wahlbarometer. Eine Verlagerung nach Links dürfte aber doch nur leicht ausfallen. Denn den erwarteten Gewinnen der Grünen stehen Verluste bei der SP gegenüber.

Grün zieht: Ein Plus von 2.4 Prozentpunkten gegenüber den Wahlen 2015 würde die Grüne Partei auf 9.5 Prozent Wähleranteil bringen - nahe an den Rekordwert von 2007, wie es im am Donnerstag veröffentlichten neusten Wahlbarometer heisst. Erstellt hat es die Forschungsstelle sotomo in Zürich im Auftrag der SRG.

Aber auch die GLP dürfte zulegen, und zwar um 1.8 Prozentpunkte auf 6.4 Prozent Wähleranteil. Der Trend zum ökologischen Profil deutete sich bereits nach dem vergangenen heissen Sommer an. Er habe sich nun aber deutlich verstärkt, schreibt sotomo. Grüne und GLP hatten 2015 Wähleranteile verloren.

Verluste für die SVP

Der SVP sagt das Barometer Verluste voraus. Sie dürfte 2.4 Prozentpunkte weniger erreichen als vor vier Jahren, aber mit einem Wähleranteil von 27 Prozent klar wählerstärkste Partei bleiben. Ein Kopf-an-Kopf-Rennen erwarten die Auguren dagegen zwischen FDP und SP um den zweiten Platz der Rangliste. Beide kämen auf 17.4 Prozent.

Für die SP bedeutete dies einen Verlust von 1.4 Prozentpunkten. Die FDP dagegen dürfte beim Wähleranteil um 1.0 Prozentpunkte zulegen. Bei den Sozialdemokraten dürfte sich das Auf und Ab seit den Wahlen 2015 fortsetzen. Die FDP hat seit 2015 in den Prognosen bis Herbst 2018 stetig zugelegt, nun aber wieder etwas verloren.

Die CVP käme auf 11.3 Prozent Wähleranteil, 0.3 Prozentpunkte weniger als im Herbst 2015. Die Autoren des Wahlbarometers sprechen von einem «Hoffnungszeichen» angesichts der «Untergangsszenarien» für die Christlichdemokraten. Die BDP dürfte auf noch 3.3 Prozent Wähleranteil kommen. Das sind 0.8 Prozentpunkte weniger als 2015.

Wechsel vor allem innerhalb der Lager

Bewegungen von einer Partei zu einer anderen erwarten die Prognostiker vor allem innerhalb der Lager - und damit insgesamt eine leichte Verlagerung nach Links. FDP und SVP verlieren unter dem Strich 1.4 Prozentpunkte, und SP und Grüne gewinnen zusammen einen Prozentpunkt.

Die Verluste der SP machen die Gewinne der Grünen wett und ebenso die Gewinne der FDP die Verluste bei der SVP. Die Mitte kann leicht zulegen: Stimmen, die CVP und BDP einbüssen dürften, könnten an die Grünliberalen gehen. Derzeit halten die SVP- und die FDP-Fraktion zusammen 101 der 200 Nationalratssitze.

Neben den Krankenkassenprämien zählen die an der Befragung teilnehmenden Wähler neu das Verhältnis der Schweiz zur EU zu den grössten politischen Herausforderungen. Je 47 Prozent setzen eines der beiden Themen an die Spitze.

Dahinter folgen Klimawandel und CO2-Ausstoss, die Reform der Altersvorsorge und die Zuwanderung. Beim Wahlentscheid ist aber die Beziehung zur EU wichtigstes Thema, vor dem Klimawandel und den Krankenkassenprämien.

Grüne mit meisten überzeugten Wählern

Grüne und GLP sieht das Wahlbarometer als Gewinnerinnen, doch es gibt einen Unterschied: 60 Prozent jener, die die Grünen wählen wollen, tun dies aus voller Überzeugung. Die GLP dagegen verdankt etwa die Hälfte ihrer Wählenden dem Umstand, dass diese keine Alternative sehen - nur 24 Prozent wählen aus Überzeugung grünliberal.

Nach den Grünen hat die SVP die meisten «voll überzeugten» Wählenden, nämlich 54 Prozent. Allerdings gaben auch 38 Prozent an, mangels Alternative SVP zu wählen.

Von einer langjährigen Bindung an die Partei profitiert die SP am meisten - 20 Prozent ihrer Wählerschaft nennt dieses Motiv als Entscheidungsgrund. Das Bedürfnis nach etwas Neuem ist bei Wählenden der jungen Parteien BDP und GLP am grössten.

Die politische Ausrichtung der Partei und die ihr zugeschriebene Lösungskompetenz sind bei Wählenden von SVP, SP, FDP, Grünen und GLP Hauptfaktoren für den Entscheid. Für jene, die ihre Stimme der CVP oder der BDP geben wollen, spielen dagegen die Art des Politisierens und Persönlichkeiten in der Partei eine grössere Rolle.

Die online durchgeführte Befragung fand zwischen 1. und 7. Februar über das Portal der SRG und das Online-Panel von sotomo statt. Gewichtet und ausgewertet wurden die Antworten von 12'085 Stimmberechtigten, die sich selbst rekrutiert hatten. Der Stichprobenfehler liegt bei plus-minus 1.5 Prozent. (aeg/sda)

Claude Longchamp schaut für uns in die Zukunft der Politik

Video: watson
Bundesratswahlen 2018
Morgen gibt es 2 neue Bundesrätinnen – mit dieser Grafik kannst du mitdiskutieren
27
Morgen gibt es 2 neue Bundesrätinnen – mit dieser Grafik kannst du mitdiskutieren
von Christoph Bernet
Nur ein grober Fehltritt kann Amherd und Keller-Sutter noch stoppen
44
Nur ein grober Fehltritt kann Amherd und Keller-Sutter noch stoppen
von Peter Blunschi
Kriegstreiber, Komplotte, Kopp: Diese 11 Bundesratswahlen seit 1848 ragen heraus
9
Kriegstreiber, Komplotte, Kopp: Diese 11 Bundesratswahlen seit 1848 ragen heraus
von Mark Walther
Das Machtnetz von Bundesrats-Kandidatin Viola Amherd
1
Das Machtnetz von Bundesrats-Kandidatin Viola Amherd
von Sven Altermatt
Bloss lauwarmer Support von der SVP – Heidi Z’graggen packt ihre Chance nicht
9
Bloss lauwarmer Support von der SVP – Heidi Z’graggen packt ihre Chance nicht
von roger braun
 So denkt Heidi Z’graggen über den Migrationspakt, die EU und die «Ehe für alle»
20
So denkt Heidi Z’graggen über den Migrationspakt, die EU und die «Ehe für alle»
von Tobias Bär
Frauen sind die besseren Männer – auch für den Bundesrat
30
Frauen sind die besseren Männer – auch für den Bundesrat
von Peter Blunschi
«Wir staunen nur noch»: CVP landet mit Frauenticket einen Überraschungscoup
30
«Wir staunen nur noch»: CVP landet mit Frauenticket einen Überraschungscoup
von Othmar von Matt
CVP und FDP präsentieren Zweierticket – das musst du über die Bundesratskandidaten wissen
CVP und FDP präsentieren Zweierticket – das musst du über die Bundesratskandidaten wissen
Nur ein Mann nominiert – die Chancen für drei Frauen im Bundesrat stehen gut
14
Nur ein Mann nominiert – die Chancen für drei Frauen im Bundesrat stehen gut
«Dä isch en Depp»: Bundesratskandidatin Heidi Z'graggen tappt in die Mikrofon-Falle
55
«Dä isch en Depp»: Bundesratskandidatin Heidi Z'graggen tappt in die Mikrofon-Falle
von Sven Altermatt
Der CVP-Bundesrats-Talk war beste Werbung für ein Frauenticket
10
Der CVP-Bundesrats-Talk war beste Werbung für ein Frauenticket
von Peter Blunschi
Nur Machtspielchen können Keller-Sutter noch stoppen
32
Nur Machtspielchen können Keller-Sutter noch stoppen
von Peter Blunschi
Bundesratswahl: Klare Sache bei der FDP – Konfusion bei der CVP
12
Bundesratswahl: Klare Sache bei der FDP – Konfusion bei der CVP
von Peter Blunschi
Keller-Sutters Rivalen geben reihenweise auf – woran sie trotzdem noch scheitern könnte
8
Keller-Sutters Rivalen geben reihenweise auf – woran sie trotzdem noch scheitern könnte
von Lorenz Honegger
Er ging mit einem Lächeln: 4 Pointen, die JSA bei seiner Abschieds-PK gekonnt setzte
7
Er ging mit einem Lächeln: 4 Pointen, die JSA bei seiner Abschieds-PK gekonnt setzte
Eine populäre Strahlefrau mit kleinen Fehlern
39
Eine populäre Strahlefrau mit kleinen Fehlern
von Peter Blunschi
Schneider-Ammann war ein Chrampfer – der fragwürdige Entscheide traf
9
Schneider-Ammann war ein Chrampfer – der fragwürdige Entscheide traf
von Peter Blunschi
Braucht es 3 Frauen im Bundesrat? 5 Dinge, die du nach dem Doppelrücktritt wissen musst
51
Braucht es 3 Frauen im Bundesrat? 5 Dinge, die du nach dem Doppelrücktritt wissen musst
von Adrian Müller
Reines Frauenticket? Das sagt FDP-Chefin Gössi über die Nachfolge von Schneider-Ammann
8
Reines Frauenticket? Das sagt FDP-Chefin Gössi über die Nachfolge von Schneider-Ammann
CVP will mindestens eine Frau ins Bundesrats-Rennen schicken
1
CVP will mindestens eine Frau ins Bundesrats-Rennen schicken
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
65 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Linus Luchs
21.02.2019 17:57registriert Juli 2014
Mir gehen diese Prognosen auf die Nerven. Wir brauchen keine arithmetische Vermessung der Demokratie, wir brauchen inhaltliche Debatten! Globalisierung, Steuerpolitik, Europa, Digitalisierung, Migration, Klimawandel, AHV, Gesundheitskosten... – wir haben mehr als genug drängende Fragen, und wir wollen wissen, was die Parteien respektive deren Kandidatinnen und Kandidaten dazu zu sagen haben. Die quantitativen Resultate ergeben sich dann im Oktober ganz von alleine.
00
Melden
Zum Kommentar
avatar
Max Dick
21.02.2019 17:50registriert Januar 2017
Vier der letzten fünf Wahlen waren von Ereignissen geprägt, die im Frühling, Sommer oder Herbst des entsprechenden Wahljahres stattfanden, und das Ergebnis entsprechend beeinflussten.
00
Melden
Zum Kommentar
avatar
chnobli1896
21.02.2019 18:19registriert April 2017
Wer wählt im Jahr 2019 noch CVP?
00
Melden
Zum Kommentar
65
Wenig Unterstützung für Mehrwertsteuererhöhung zur AHV-Finanzierung
Eine Erhöhung der Mehrwertsteuer oder höhere Lohnbeiträge zur langfristigen Finanzierung der AHV finden in der Schweizer Bevölkerung nur wenig Unterstützung. Auf die grösste Zustimmung stiess in einer vom Schweizer Nachrichtenportal Infosperber beauftragten Demoscope-Studie eine Erhöhung der Bundessteuer auf hohe Einkommen.
Zur Story