
Heute hat Ständerätin Karin Keller-Sutter ihre Karten auf den Tisch gelegt.Bild: KEYSTONE
FDP-Ständerätin
Karin Keller-Sutter hat heute bekannt gegeben, dass sie für die Nachfolge von
Bundesrat Johann Schneider-Ammann kandidieren will. Ihre Favoritenrolle ist solider denn je.
09.10.2018, 12:0516.10.2018, 14:39
Die Bedenkzeit ist vorbei: Genau zwei Wochen nach der Rücktrittserklärung von
Bundesrat Johann Schneider-Ammann gibt die St.Galler FDP-Ständerätin
Karin Keller-Sutter bekannt, dass sie für die Nachfolge kandidieren
will.
So lief die Pressekonferenz:
Keller-Sutter hatte bereits 2010 kandidiert, aber
gegen Schneider-Ammann verloren. Heute sind ihre
Chancen wesentlich grösser. Als St.Galler Regierungsrätin war
Keller-Sutter damals in Bern wenig bekannt. Das hat sich seit ihrer
Wahl in den Ständerat 2011 gründlich geändert. In diesem Jahr hat
sie die kleine Kammer präsidiert. Gleichzeitig konnte sie ihr Image
der rechtsbürgerlichen Hardlinerin aufweichen. Selbst Linke
bezeichnen sie heute als wählbar.
Druck in der Frauenfrage
Wer folgt auf Bundesrat Schneider-Ammann?
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Wer folgt auf Bundesrat Schneider-Ammann?
quelle: keystone / martin ruetschi
Seit Jahren gilt
Karin Keller-Sutter als Kronfavoritin für die Nachfolge von
Schneider-Ammann. Er selbst soll sie als Wunschkandidatin bezeichnet
haben. In den letzten zwei Wochen sind ihre Chancen weiter gestiegen.
Das betrifft etwa die Frauenfrage: Die FDP Schweiz steht unter grossem Druck, 30 Jahre nach dem Rücktritt von Elisabeth Kopp
endlich wieder eine Frau in den Bundesrat zu entsenden.
Das Feld der
potenziellen Kandidatinnen ist jedoch geschrumpft. Erst nahm sich
Parteipräsidentin Petra Gössi – die wohl gefährlichste Rivalin
von Keller-Sutter – selbst aus dem Rennen. Dann sagten die
Nationalrätinnen Christa Markwalder (BE) und Daniela Schneeberger
(BL) ab. Auch die freisinnigen Regierungsrätinnen wollen nicht nach Bern wechseln.
FDP-Frauen-Präsidentin
Doris Fiala, die mit ihren 61 Jahren nicht kandidieren
will, fragte gemäss der Sonntagspresse alle Regierungsrätinnen an,
erhielt jedoch nur Absagen oder gar keine Antwort. Die Zürcher
Nationalrätin Regine Sauter will sich eine Kandidatur überlegen.
Sie ist jedoch erst seit drei Jahren in Bern und verfügt über keine
Exekutiverfahrung.
Petra Gössi über ein reines Frauenticket
Video: watson/Christoph Bernet
Doris Fialas Traum
von einem reinen Frauenticket droht deshalb ein frühes Ende. Was
auch mit der herausragenden Favoritenrolle von Ständeratspräsidentin
Karin Keller-Sutter zusammenhängt, wie Fiala gegenüber dem «Sonntagsblick» einräumte: «Sie überstrahlt alles.» Falls
sie die interne Prüfung übersteht, dürfte sie am 16. November von
der FDP-Fraktion auch nominiert werden.
Wenig regionale Konkurrenz
Der Faktor Region
spricht ebenfalls für Keller-Sutter. Der Ausserrhoder Ständerat
Andrea Caroni will aus Rücksicht auf seine junge Familie nicht kandidieren. Andere
aussichtsreiche Anwärter aus dem östlichen Landesteil sind rar.
Spekuliert wird über eine mögliche Kandidatur des St.Galler
CVP-Regierungsrats Benedikt Würth.
Womit wir beim
einzigen Faktor wären, der Keller-Sutter gefährlich werden kann:
Machtspielchen im Bundeshaus. So wird die Nachfolge von
CVP-Bundesrätin Doris Leuthard am 5. Dezember zuerst geregelt. Falls
die Bundesversammlung eine Frau oder eine Person aus der Ostschweiz
wählt, könnte Karin Keller-Sutter auf der Zielgeraden noch ins
Stolpern geraten.
Warum nicht ein Einerticket?
Ein Risikofaktor
bleibt der meistgenannte männliche Herausforderer in der FDP,
der Bündner Ständerat Martin Schmid. Er ist ausserhalb seines
Kantons wenig bekannt, gilt in Bundesbern aber als einflussreich und
gut vernetzt. In der SVP geniesst er einige Sympathien, und selbst in
der FDP gibt es gemäss der «SonntagsZeitung» Überlegungen,
Schmid statt Keller-Sutter zu wählen.
Solche
Machtspielchen gab es bei Bundesratswahlen in der Vergangenheit immer
wieder. Manchmal hatten sie Erfolg, etwa bei der spektakulären Abwahl von Christoph Blocher 2007. In der Regel allerdings finden sie in den Medien statt, die sich gerne auf solche Luftnummern einlassen.
Faktisch findet man in den meisten Fällen dafür keine Mehrheit im
Parlament.
Und wenn die FDP
wirklich voll auf die Frauenkarte setzen will, bleibt ihr eine
Option: Sie nominiert Karin Keller-Sutter als einzige offizielle
Bewerberin. Einerkandidaturen waren früher die Regel. Erst seit den
1980er Jahren haben sich «Auswahlsendungen» etabliert, und noch
2006 stellte die CVP Doris Leuthard als einzige
Kandidatin für die Nachfolge von Joseph Deiss auf.
Die Medienkonferenz von Karin Keller-Sutter in Wil SG findet um 15 Uhr statt. watson berichtet live.
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