2016 fanden die beiden Guetzli-Gebrüder Andreas und Werner Hug: Es ist Zeit für einen neuen Slogan. Seit den 1970er-Jahren lautete dieser für die Wernli-Gebäcke «Me het de Wernli eifach gernli». Doch gegen Ende der 2010er-Jahre begannen so genannte Sharing-Economy-Anbieter wie Uber und Airbnb die Wirtschaft aufzumischen. Von diesem Sharing – dem Teilen – liessen sich die Hugs inspirieren. Und so lautete der neue Werbespruch fortan: «Wernli teilt me gernli.»
Doch nun ist Schluss mit dem Teilen. Die Guetzli, die in Malters LU produziert werden, werden nun wieder mit dem alten, leicht kürzeren Spruch «Wernli het me gernli» beworben, wie Anna Hug, Tochter von Werner Hug und inzwischen Co-Geschäftsführerin in fünfter Generation, auf Anfrage bestätigt. «Das Teilen bleibt natürlich wichtig bei unseren Guetzli», sagt Hug. «Doch wir haben gemerkt, dass der alte Spruch nach wie vor in vielen Köpfen steckt, er ist ganz einfach Kult.»
Den Entscheid habe man nicht leichtfertig gefällt, sagt Anna Hug. «Wir haben dafür mit einer Werbeagentur zusammen gearbeitet und Befragungen bei den Konsumentinnen und Konsumenten durchgeführt.» Das diminutive Suffix «-li» setze man noch stärker ein, für weitere PR-Sprüche, wie zum Beispiel am Bahnhof: «Pendlerstressli – mit Wernli pendlisch bitz meh gernli.» Die aktuelle Kampagne dazu ist am Laufen.
Auch Ricola kennt den positiven Fluch des Kultspruchs. 2013 stellte die Baselbieter Familienfirma den seit den 1990er-Jahren verwendeten Slogan «Wer hat’s erfunden?» ein und ersetzte ihn durch «Chrüterchraft!». Auch andere Kampagnen mit den Mottos «Alles Gute» oder «Nimm einfach Ricola» konnten den Original-Spruch im Volksmund nicht vergessen machen. Ein weiteres Beispiel: Seit vielen Jahren setzt die Mobiliar-Versicherung auf verschiedene Variationen der Schadenskizzen und Begleitbriefen, die beginnen mit «Liebe Mobiliar...».
Die Guetzli-Fabrik Wernli geht auf das Jahr 1905 zurück, als der Unternehmer Friedrich Johann Wernli in Trimbach SO eine Zuckerbäckerei eröffnete. Aufgrund mangelnder Nachfrage musste er aber kurz darauf den Betrieb wieder schliessen. Kurze Zeit später wagte sich aber der erst 17-jährige Sohn Fritz mit seinem Ersparten an eine Wiedereröffnung des väterlichen Betriebes, dessen Führung er 1914 mit seinem Bruder Paul übernahm. Zusammen gründeten sie die «Biscuit-Fabrik Gebrüder Wernli». Die Bäckerei Hug aus Malters LU übernahm Wernli 2008 und führt die Marke seither weiter.
Der populäre Wernli-Spruch ist also zurück. Doch es ist nicht der einzige PR-Slogan mit Kultpotenzial einer Schweizer Firma. Schliesslich gibt es da noch weitere bekannte Beispiele wie von Nespresso oder Ricola. Nur: Welcher ist der beste? Machen Sie mit bei unserer Umfrage – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – und wählen Sie Ihren Favoriten:
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