Zur Feier des Weltvegantags am 1. November lud Moderator Sandro Brotz seine Gäste zur Veganer-«Arena» ein. Illustre Personen füllten die Runde, darunter Gastronom und Vegi-Papst Rolf Hiltl, Neo-Nationalrätin und Veganerin Meret Schneider, Mike Egger, Nationalrat der SVP, und Markus Ritter, Präsident des Bauernverbands und Nationalrat der CVP.
Drei Prozent der Schweizer Bevölkerung ernähren sich vegan, elf Prozent vegetarisch. Der Rest vertilgt im Durchschnitt 52 Kilogramm Fleisch pro Kopf und Jahr. In den Augen vieler Vegetarier und Veganer ist das zu viel – so auch für Meret Schneider, frisch gewählte Grünen-Nationalrätin. «Wir ernähren uns massiv klimaschädlich. Die Leute brauchen mehr Auswahl und die Möglichkeit, sich auch für ein veganes Menü entscheiden zu können», so die Co-Geschäftsleiterin von Sentience Politics. Geht es nach Schneider, soll die Politik dafür sorgen, dass diese Auswahl zur Verfügung steht.
Bei dieser Vorstellung fällt dem Ostschweizer Nationalrat Mike Egger und Vorstandsmitglied des Fleischfachverbands St. Gallen vor Schreck beinahe die Bratwurst aus der Hand: «Das ist keineswegs Aufgabe der Politik. Der Staat soll seinen Bürgern nicht vorschreiben, was sie essen sollen», wirft er erzürnt in die Runde.
Rückendeckung erhält er dabei von Nationalratskollege Markus Ritter. Der Markt müsse das regeln und nicht die Politik, so Ritter. «Dann bietet eine Mensa ein veganes Menü an, ausgewählt wird es dann aber nur von drei Knochen. Das bringt doch nichts», so der CVP-Politiker. Sobald genügend Nachfrage nach veganen Menüs da sei, würde sich der Markt dann schon in diese Richtung entwickeln, prophezeit Ritter.
Einer, der sich ausschliesslich auf die veganen Menüs beschränkt, ist Publikumsgast Thomas Sigrist. Der dreifache Schweizermeister im Karate ernährt auch seine Kinder (vier-, sechs- und elfjährig) vegan und hält von der Fleischlobby herzlich wenig. Einst Karnivore, schwört Sigrist heute auf die rein pflanzliche Ernährung. Er sei fitter als je zuvor. «Könnte ich die Zeit zurückdrehen, wäre ich früher Veganer geworden», meint er breitbeinig sitzend an Brotz gewandt.
Vom muskelbepackten Veganer nur milde beeindruckt ist Bauernverbandspräsident Markus Ritter. «Aber sie haben doch keinen Wiederkäuermagen, sie können nicht nur pflanzliche Nahrung zu sich nehmen», meint er händeringend. Schon seit tausenden von Jahren sei der menschliche Körper darauf ausgerichtet, Fleisch zu essen. «Es würde Jahrhunderte dauern, bis wir uns an eine andere Diät gewöhnen würden.»
Vom Karate-Veganer hüpft Brotz weiter zum Vegi-Papst Rolf Hiltl. Doch der bleibt mit seinen Voten zurückhaltend und sieht seine Redezeit eher als ideale Gelegenheit für eine Hiltl-Dauerwerbesendung. Er sei Unternehmer und grundsätzlich liberal eingestellt, meint Hiltl zu einer möglichen Vorschrift von veganen Menüs. «Hier geht es aber um Lebewesen, da befinden wir uns in einer anderen Dimension und ich denke, es braucht gewisse Eingriffe vom Staat, damit die Tiere vor der Masse und der damit verbundenen Gier geschützt werden.»
Neben der veganen Ernährung von Kindern – bei der sich weder die Politiker noch die Ernährungsexpertin auf einem klaren Standpunkt festnageln liessen – und den Menüvorschriften für Restaurants stand ebenfalls die Initiative gegen Massentierhaltung auf der Speisekarte.
Vor wenigen Wochen zustande gekommen, fordern die Initianten eine Abschaffung der Massentierhaltung, wie sie in der industriellen Landwirtschaft vorkommt. Es widerspreche der Würde der Tiere, auf engem Raum und ohne genügend Auslauf gehalten zu werden, so eines der Hauptargumente.
Meret Schneider, eine der treibenden Kraft hinter der Initiative, ist in ihrem Element. Wild mit Zahlen um sich werfend, versucht sie die Gunst des Publikums für sich zu gewinnen. «Stellen Sie sich vor, anstelle von Schweinen würden Golden Retriever auf 0,9 Quadratmeter zusammengepfercht sitzen. Da würde ein Schrei durchs ganze Land gehen.» Aber bei einem Schwein sei das eben anders. «Die Leute wollen halt einfach ihr Schnitzel essen.»
Wenig übrig für die Initiative gegen Massentierhaltung hat Mike Egger. Beinahe schon wie ein Mantra wiederholt Egger, wie streng die Schweizer Tierschutzgesetze bereits seien. «Die Schweiz ist Weltmeister, wenn es ums Tierwohl geht», statuiert er beharrlich.
Je länger die Sendung währt, desto mehr beginnt sich die Diskussion im Kreis zu drehen. Moderator Brotz, der oft etwas ratlos zwischen seinen Gästen steht, wendet sich immer wieder hilfesuchend an Meret Schneider. Die liefert munter Statement auf Statement und sorgt wenigstens für ein bisschen Bissigkeit.
Wer auf hitzige Veganer-Debatten hoffte, wie sie sich in unzähligen Kommentarspalten abspielen, der wurde enttäuscht. Die 75 «Arena»-Minuten waren vergleichsweise eher brav. Nur der Karate-Veganer knackste hin und wieder etwas bedrohlich mit den Knochen. Und Slampoetin Patti Basler fasste die Sendung wie gewohnt gekonnt und spitzzüngig zusammen: