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Über 4500 Mal haben die Nationalrätinnen und Nationalräte in den vergangenen vier Jahren ihre Abstimmungsknöpfe gedrückt und damit die Weichen für die Zukunft des Landes gestellt. Manchmal hingen Jobs von einem Ja oder Nein ab, manchmal ging es nur um Symbolik.
Bevor der Nationalrat neu besetzt wird, gilt es den alten auf den Prüfstand zu stellen. Ob Bankgeheimnis oder Gotthardtunnel, ob Asylpolitik oder Energiewende, vor unserem Parlamentarier-Check sind alle Entscheide gleich. Wir zeigen, wer in den letzten vier Jahren am meisten und am wenigsten gewonnen hat und wer am meisten und am wenigsten in Bern anwesend war. Dazu haben wir sämtliche 4538 Abstimmungen zwischen Dezember 2011 und September 2015 analysiert.
Parlamentarier sind grundsätzlich Gewinnertypen: Im Durchschnitt gewinnt jeder 61,2 Prozent seiner Abstimmungen. Es gibt aber grosse Unterschiede.
Am häufigsten gewonnen hat in der 49. Legislatur der Solothurner CVP-Nationalrat Urs Schläfli. Doch ausgerechnet der erfolgsverwöhnte Landwirt muss um seine Wiederwahl bangen: In seinem Kanton wird mindestens ein Bisheriger abgewählt – und Schläflis Sitz gehört zu denen, die am stärksten wackeln.
Unter den Gewinnern sind hauptsächlich Mittepolitiker. Sie gewinnen bis zu 9 von 10 Abstimmungen – einmal mit der Rechten und dann wieder mit der Linken. Dagegen ist bei Politikern ganz links und ganz rechts aussen grosses Frustrationspotenzial gefragt. Sie können sich seltener durchsetzen und stehen deutlich häufiger auf der Verliererseite.
Am häufigsten verloren haben der Zürcher SP-Nationalrat Andreas Gross und SVP-Vizepräsident Christoph Blocher, der nach der Hälfte der Legislatur zurückgetreten ist («Zeitverschwendung»). Nur in gut einem Drittel der Abstimmungen waren die beiden auf der Gewinnerseite. SP- und SVP-Parlamentarier stellen die Mehrheit der Verliererliste.
Dass die Parlamentarier das Heu nicht immer auf der gleichen Bühne haben, ist hinlänglich bekannt. Wir haben nun ausgerechnet, wie uneinig sie sich wirklich sind. Dazu haben wir für jedes mögliche Parlamentarier-Paar angeschaut, in wie vielen Fällen beide gleich gestimmt haben (Ja, Nein, Enthaltung).
Das Paar mit dem grössten Unterschied im Stimmverhalten:
Besonders häufig abwesend sind Unternehmer sowie Parlamentarier mit Doppelmandaten. Nummer eins ist Eisenbahnunternehmer Peter Spuhler, der mittlerweile wegen zu grosser beruflichen Belastung zurückgetreten ist.
Wer als Schwänzer geoutet wird, rechtfertigt sich meist damit, dass er oder sie bei den wichtigen Abstimmungen anwesend sei und dass es darauf ankomme. Von wegen: Alle Parlamentarier in den Top 20 in der Bildstrecke oben sind mindestens in den Top 25, wenn man nur die Abstimmungen mit knappem Resultat berücksichtigt.
Eng ist das Rennen bei den Parlamentariern, die am meisten anwesend sind. Die Unterschiede unter den ersten 25 sind gering. Alle kommen auf mindestens 98 Prozent. Sieger der Legislatur ist SVP-Nationalrat Ernst Schibli mit einer Quote von 99,6 Prozent. Der Zürcher Landwirt, der nicht ohne Nebengeräusche für Hans Kaufmann nachgerückt war, hat in gut einem Jahr nur gerade bei sieben Abstimmungen unentschuldigt gefehlt.
Kein Parlamentarier hat an allen 4358 Abstimmungen teilgenommen. Die grosse Mehrheit der Nationalräte ist aber äusserst pflichtbewusst. Drei Viertel der Parlamentarier stimmen bei über 88 Prozent der Abstimmungen mit (siehe Grafik unten). Eine Anwesenheitsquote von unter 80 Prozent haben gerade mal 12 Parlamentarier.
Die Daten selbst erkunden, kannst du hier.
Die ruhige Mitte arbeitet am fleissigsten? Links und Rechts können nur polarisieren/polemisieren ohne was zu erreichen resp. ihren Worten Taten folgen zu lassen?