Schweiz
SVP

SVP lanciert mit Einwanderungs-Initiative Wahlkampf

SVP lanciert mit Einwanderungs-Initiative Wahlkampf

Die SVP will mit einer neuen Initiative die Zuwanderung drosseln. Erreicht die ständige Wohnbevölkerung vor 2050 die Zahl von 10 Millionen Menschen, soll die Schweiz das Personenfreizügigkeitsabkommen mit der EU kündigen.
01.07.2023, 16:5401.07.2023, 16:55
Mehr «Schweiz»
Der Parteipraesident der SVP Schweiz, Marco Chiesa, anlaesslich einer Delegiertenversammlung der SVP vom Samstag, 1. Juli 2023 in Kuessnacht am Rigi. (KEYSTONE/Urs Flueeler).
SVP-Präsident Marco Chiesa kritisiert die Asylpolitik der Schweiz.Bild: keystone

Die SVP will mit einer vehementen Kritik an der Einwanderungs- und Asylpolitik bei den eidgenössischen Wahlen im Herbst punkten. Der Sonderparteitag hat eine Volksinitiative lanciert, welche als Notbremse gegen die Einwanderung das Ende der Personenfreizügigkeit vorsieht.

Mit 310 zu 0 Stimmen hiessen am Samstag in Küssnacht SZ die Delegierten den Antrag der SVP-Spitze gut, die von der SVP Zürich erarbeitete «Nachhaltigkeits-Initiative» zu unterstützen. Nur eine zahlenmässig begrenzte Schweiz sei nachhaltig, begründete Nationalrat Thomas Matter (ZH) den Namen des Volksbegehrens.

Ziel der Initiative ist es, die von der SVP als Gefahr benannte «10-Millionen-Schweiz» zu verhindern. Sie verlangt, dass die Schweiz Massnahmen ergreift, wenn die Wohnbevölkerung die Grenze von 9.5 Millionen überschreitet.

Hat die Schweiz vor 2050 mehr als 10 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner, muss sie Verträge kündigen, welche zu einer Zunahme der Bevölkerung führen. In Frage kommen etwa das Personenfreizügigkeitsabkommen mit der EU oder der UNO-Migrationspakt.

Kein zweites Hongkong

Die Schweiz sei überfüllt wie eine Badewanne, bei der niemand das Wasser abstelle, sagte Matter. Fast jedes Problem, unter dem die Schweiz leide, habe mit der Zuwanderung zu tun. Viele Schweizerinnen und Schweizer fühlten sich fremd im eigenen Land. Die schöne Schweiz habe es nicht verdient, zu einem zweiten Hongkong zu werden.

Eine Uebersicht in der Sporthalle, anlaesslich einer Delegiertenversammlung der SVP vom Samstag, 1. Juli 2023 in Kuessnacht am Rigi. (KEYSTONE/Urs Flueeler).
Bild: keystone

Dem Beschluss der Delegierten war ein Marathon von Reden vorangegangen, in denen die Zuwanderung, vor allem aber die Asylpolitik der Schweiz kritisiert wurden. Den Anfang gemacht hatte Parteipräsident Marco Chiesa. «Es kommen zu viele und es kommen die Falschen» sagte der Tessiner Ständerat.

Die meisten Asylbewerber seien keine armen Flüchtlinge, sondern «Asyltouristen, die unser System ausnutzen» und den Schleppern tausende Franken zahlen könnten, sagte Chiesa. Er mache diesen Menschen keinen Vorwurf, wohl aber den anderen Parteien und Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider, die das «gescheiterte System» laufen liessen.

Negative Folgen

Die Folgen seien hohe Kosten, ein sinkendes Niveau an den Schulen und Wohnungsnot, sagte Chiesa. Zudem kämen vor allem junge Männer mit einem «hohen Gewaltpotential».

Chiesa sprach nicht nur vom Rednerpult zur Partei, sondern er spazierte auch zwischen den Festbänken hindurch. Er wolle keine 10-Millionen-Schweiz, sondern eine Zukunft für seien Kinder. Schengen sei gescheitert, sagte er.

Mit den geltenden Gesetzen sei es nicht möglich, die Migration in den Griff zu bekommen, sagte auch der Zürcher Nationalrat Gregor Rutz. Nach seiner Einschätzung kommen vor allem Asylbewerber, die nicht Verfolgte seien, sondern am Wohlstand teilhaben wollten. Sie würden wissen, dass wer einmal in der Schweiz sei, bleiben könne.

Falsche Signale

«Wir senden falsche Signale aus», sagte der Berner Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektor Pierre Alain Schnegg. Die Kantone seien am Anschlag und gezwungen, Kollektivunterkünfte an nicht geeigneten Orten zu errichten. Die Bevölkerung brauche nun klare Zeichen, dass der Bund die Situation im Griff habe.

Der Wahlkampfleiter der SVP, Nationalrat Marcel Dettling (SZ) sagte, die Linken wollten eine dauerhafte Aufnahme der halben Welt in der Schweiz. Sie dürften bei den eidgenössischen Wahlen vom 22. Oktober auf keinen Fall erneut triumphieren, sonst «gute Nacht Schweiz». (sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die haarsträubendsten Fauxpas der SVPler auf Social Media
1 / 12
Die haarsträubendsten Fauxpas der SVPler auf Social Media
SVP-Nationalrat und Asylchef Andreas Glarner verlor die Nerven und stellte zwei Twitterinnen mit Bild an den Facebook-Pranger, mit dem beleidigenden Kommentar: «Ich verstehe irgendwie schon, dass sie links und feministisch sind.» Die beiden hatten ihn wiederholt aufgefordert, seine falsche Behauptung zu korrigieren, der Bund hätte in Chiasso Pensionäre rausgeschmissen, um Platz für 500 Asylsuchende zu schaffen. ... Mehr lesen
quelle: keystone / peter klaunzer
Auf Facebook teilenAuf X teilen
«Alle Bauern sind SVPler? Das stimmt definitiv nicht!» – Dieser Bauer wehrt sich
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
230 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
ingmarbergman
01.07.2023 17:58registriert August 2017
Parlament, bitte folgenden Indirekter Gegenvorschlag:
Sobald die Bevölkerung über 9,5 Mio steigt, muss jedes Unternehmen das von einem SVP-Mitglied gegründet wurde, geführt wird oder im
Besitz ist, sofort alle ausländischen Mitarbeiter entlassen. Zusätzlich werden sämtliche Gewinne eingezogen und für die Unterstützung normalverdienender Schweizer (Prämienverbilligung, Wohnungsfonds, etc.) verwendet. Das Gesetz kann nicht durch Parteiaustritt umgangen werden und gilt auch für alle eventuellen Nachfolgeparteien der SVP.
35169
Melden
Zum Kommentar
avatar
Nik G.
01.07.2023 18:22registriert Januar 2017
Ich fühle mich überhaupt nicht fremd in der Schweiz. Im Gegenteil, ich liebe die Multikulti Art. Schon nur wegen all den verschiedenen Küchen. Dank der Zuwanderung kann man bis zu einem gewissen Teil den Fachkräftemangel abfedern. Dafür hat die SVP ja keine Lösung. KITAs wollen sie ja auch nicht finanzieren wodurch man mit mehr Frauen im Arbeitsmarkt den Mangel minimieren kann. Dazu wie wollen sie zukünftig die AHV finanzieren. Ohen Zuwanderung übrigens auch sehr schwierig. Die denkweise der SVP Wähler*innen ist schon sehr beschränkt.
26480
Melden
Zum Kommentar
avatar
Chill Dude
01.07.2023 17:35registriert März 2020
Wenn es ihnen ernst wäre, würden sie helfen zu verhindern, dass diese Menschen flüchten müssen. Es ist also nur ein Wahlkampf Thema und kein ernsthaftes Interesse.
23561
Melden
Zum Kommentar
230
Situation der Reichen verbessert sich, der Rest guckt in die Röhre – SGB fordert Wende

Die Einkommenspolitik in der Schweiz geht nach Ansicht des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds in die falsche Richtung. Während Spitzengehälter weiter steigen, stagnieren die niedrigen und mittleren Löhne real, heisst es in einem am Montag vorgestellten Bericht.

Zur Story