Andreas Glarner hat kürzlich wieder mal in der Regionalzeitung geblättert – und vermutlich ist ihm vor lauter Schreck der Foifer unds Weggli in den Kafi gefallen. Oder vielleicht hat er auch einfach eine WhatsApp-Bildnachricht mit einem Zeitungsausschnitt bekommen. Wer weiss das schon ...
Auf jeden Fall hatte der Aargauer Nationalrat nach Sichtung des Zeitungsausschnittes dringendes Bedürfnis, sich auf Facebook zu melden. Denn was er sah, war für ihn der Beweis, «dass wir immer weniger Schweizer im Land haben und so langsam fremd im eigenen Land werden!» Dies gab er zumindest gegenüber dem Onlineportal Nau.ch zu Protokoll.
Nun, was liess denn bei Glarner derart die Alarmglocken schrillen, dass er sich gleich Sorgen um sein geliebtes Heimatland machen musste? Es war eine Liste der Lehrabgängerinnen und Lehrabgänger einer Aldi-Zweigstelle im luzernischen Perlen.
Unter den 19 aufgeführten Namen hatte es Glarner offenbar zu wenige Meiers, Eggers oder Mansers. Also veröffentlichte er die Liste als Bild auf seinem Facebook-Profil. Darüber schrieb der 57-Jährige: «Die Namen der Lehrabgänger bei Aldi in Perlen ...»
Der Facebook-User sieht sich durch die Abgängerliste indes weit weniger bedroht als der Mann aus dem hübschen Oberwil-Lieli. In nicht einmal einem Tag haben sich schon fast 2000 Kommentare unter dem Eintrag gesammelt. Im Minutentakt kommen neue dazu.
Eine überwältigende Mehrheit gratuliert den jungen LAP-Absolventinnen und -Absolventen zu deren Leistung. Auch eine der Absolventinnen hat sich zum Beitrag geäussert. Sie schreibt auf Schweizerdeutsch: «Das min Lehrabschluss so öffentlich gstellt wird, hätti ezt au ned denkt. Fühl mi sho es bizzeli gehrt.»
Glarner erhält auch parteiinterne Kritik. Roger Köppel schreibt in den Kommentaren: «Integration über Lehrstellen und Arbeit ist genau der richtige Weg [...] – diese Lehrlinge machen also sicher einen super Job.»
Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass Andreas Glarner mit einer solchen Aktion auffällt. Vergangenes Jahr veröffentlichte er die Telefonnummer einer Lehrerin und im 2018 einen Auszug einer Klassenliste aus Dübendorf, bei dem viele Namen ausländisch klangen. Am 22. August könnte Andreas Glarner Präsident der grössten Schweizer Partei werden, seine Chancen sind durchaus intakt. (cma)
Es gibt einfach Dinge, die sollte man besser sein lassen und nicht instrumentalisieren. Er hätte gratulieren können, gratulieren dass eben nicht alle Secondos schlecht sind. Aber er tritt noch drauf, willentlich. Pff