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Der Thurgau verankert die schwarze Liste im Gesetz

Mahnung
Er hat eine Mahnung bekommen.Bild: Shutterstock

Der Thurgau verankert die schwarze Liste der säumigen Krankenkassen-Zahler im Gesetz

16.08.2023, 11:1816.08.2023, 11:18

Der Thurgauer Grosse Rat hat die schwarze Liste säumiger Krankenkassen-Prämienzahler mit der Schlussabstimmung am Mittwoch definitiv ins kantonale Krankenversicherungs-Gesetz überführt. Im Thurgau wird von einer Erfolgsgeschichte gesprochen. Andere Kantone sind jedoch von diesem Weg abgerückt.

Auf der schwarzen Liste werden Personen aufgeführt, die ihre Prämien und Kostenbeteiligungen der obligatorischen Grundversicherungen auch nach Mahnungen und Betreibung nicht bezahlten. Die Betroffenen werden mit einem Leistungsaufschub sanktioniert. Ihre medizinische Behandlung beschränkt sich auf Notfallmassnahmen.

Die Mehrheit des Thurgauer Parlaments sah darin ein wirkungsvolles Instrument, um Prämienrückstände zu minimieren, für welche die öffentliche Hand aufkommen muss. Der Widerstand der linken Ratshälfte blieb erfolglos. Einer der Kritikpunkte: Mit diesem Vorgehen werde nicht zwischen Zahlungsunfähigen und Zahlungsunwilligen unterschieden.

Regierungsrat machte sich für Liste stark

In einem Case Management können die Thurgauer Gemeinden Personen auf der schwarzen Liste begleiten. So würden sie frühzeitig von deren finanziellen Problemen erfahren und könnten Unterstützung organisieren, bevor Verlustscheine entstünden, argumentierte die Regierung.

Sie machte sich in der Botschaft für die schwarze Liste stark und unterstrich das Vorgehen mit Zahlen: Ende 2015 waren 8786 säumige Prämienzahler darauf erfasst. Bis Ende 2021 ging diese Zahl auf 4688 zurück. Bisher regelte der Kanton sein Vorgehen in einer Verordnung.

Ursprünglich waren auch Minderjährige aufgeführt

Das Bundesparlament bestätigte 2021 gegen den Willen des Bundesrats das Recht, solche Listen zu führen. Dies würden nebst dem Thurgau noch die Kantone Zug, Luzern und Aargau machen, hiess es im Thurgauer Grossen Rat.

In Graubünden, Schaffhausen, Solothurn und St. Gallen wurde das Instrument wieder abgeschafft. In St. Gallen kamen die Behörden zum Schluss, die schwarze Liste bringe keine Verbesserung der Situation. Als einziger Kanton hatte der Thurgau auch eine schwarze Liste für Minderjährige geführt, darauf aber seit 2021 wieder verzichtet.

(yam/sda)

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7 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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WarioUnfehr
16.08.2023 12:34registriert Juni 2021
Immer schön gegen unten treten. Dann kommt alles gut.
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Marc Vader
16.08.2023 11:45registriert Oktober 2020
What. The. Fuck.

Menschen für Armut mit Entzug der medizinischen Versorgung bestrafen, das ist so was von menschenverachtend.

...bzw. "konservativ" heutzutage.
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