Das Bundesamt für Umwelt veröffentlichte am Donnerstag die Rote Liste der Reptilien – also welche heimischen Arten wie gefährdet sind. Die aktuelle Version ist erst die Dritte, die in der Schweiz erstellt wurde. Die letzte Rote Liste der Reptilien datiert aus dem Jahr 2005 – die aktuelle Ausgabe wurde also mit regem Interesse erwartet.
Die traurige Gewissheit: Die Reptilienpopulationen in der Schweiz nehmen kontinuierlich ab. Besonders kritisch ist die Lage für die Ringel- und die Schlingnatter.
In der Schweiz sind 16 einheimische Reptilien anerkannt. Darunter eine Wasserschildkröte, sechs Eidechsenarten (ja, Blindschleichen gehören da auch dazu) und neun Schlangen. In der folgenden Bildstrecke siehst du alle Arten:
Von den 16 heimischen Reptilienarten stehen mehr als 80 Prozent auf der Roten Liste. Folgendes Diagramm zeigt die Verteilung der Arten:
Nicht gefährdet sind lediglich die Mauereidechse und die Westliche Blindschleiche, die Waldeidechse ist potenziell gefährdet. Besonders kritisch ist die Lage bei der Europäischen Sumpfschildkröte und der Vipernatter – sie sind vom Aussterben bedroht. Von den weiteren Schlangenarten sind allesamt stark gefährdet. Folgende Liste zeigt alle 16 Arten und ihr Status:
Wenn man nur auf den Gefährdungsstatus schaut, gibt es auf den ersten Blick keine grossen Veränderungen. Dieser Eindruck täuscht aber, sagt Andreas Meyer von der Beratungsstelle Reptilien (Karch) gegenüber watson. Die Zahlen aus dem Bericht des Bafu zeigen, dass die Populationen in jüngster Zeit weiter geschrumpft sind.
Ein identischer Gefährdungsgrad gegenüber der letzten Roten Liste bedeute nicht, dass sich der Habitatsverlust und der Bestand der Arten stabilisiert hätten, sondern dass das Ausmass des Rückgangs in etwa gleich geblieben sei. Sprich: Den Reptilien geht's mindestens so schlecht, wie im Jahr 2005 – den Schlangen sogar noch schlechter. Namentlich der Ringelnatter und der Schlingnatter.
«Das hat damit zu tun, dass sich unsere Landschaft zuungunsten der Reptilien verändert», so Meyer. Immer mehr Lebensräume der Tiere verschwinden. Fatal sei vor allem der Verlust von Kleinstrukturen wie beispielsweise Steinhaufen, Trockenmauern und Hecken. Eine Mitschuld daran sieht der Reptilienexperte auch bei der Intensivierung der Landwirtschaft.
Zwar gibt es mit den im Rahmen der Direktzahlungen an Landwirte einige Anreize zur Neuschaffung oder zum Erhalt von Kleinstrukturen, aber «es gehen viel mehr verloren, als geschaffen werden.»
Dann ist da noch der Mensch selbst. Das Bafu schreibt im Bericht, dass gerade Schlangen wegen ihres schlechten Images «häufig gezielt illegal vernichtet werden, sodass lokale Populationen zuweilen verschwinden.» Allerdings habe das Wildern von Reptilien in den letzten Jahrzehnten abgenommen. Eine weitere Gefahrenquelle für Reptilien sind die vielen Hauskatzen in Siedlungsnähe, die gerne Jagd auf Eidechsen, Schlangen und Blindschleichen machen.
Nur leicht besser sieht es bei den Amphibien aus. Von den 19 bewerteten Arten befinden sich gemäss IUCN-Kriterien 15 auf der Roten Liste. Der prozentuale Anteil der gefährdeten Arten sei im Vergleich mit der letzten Roten Liste von 2005 nahezu unverändert.
Jedoch gibt es Lichtblicke. So hätten die Massnahmen zum Schutz der Amphibien bei den meisten Arten den Bestandesrückgang immerhin gebremst, so das Bafu. So habe die gezielte Pflege der bestehenden Laichgebiete und der Bau von temporär wasserführenden Weihern lokal zu Erfolgen geführt.
Wenn die Anstrengungen zum Schutz der Amphibien nicht nachlassen, dann besteht laut Bafu die Chance, «dass es mit den Amphibien wieder aufwärtsgehen kann». Was lokal infolge guter Projekte bereits der Fall sei, solle nun schweizweit angestrebt werden. Viele Amphibien seien immer noch stark von diesen Schutz- und Förderungsmassnahmen abhängig.
Es ist extrem einfach, seinen Garten in ein einheimisches Paradies zu verwandeln. Hört einfach mit dem Rasenmähen auf und spritzt kein Gift mehr! Fertig. Den Rest übernimmt die Natur.