Während der ersten frostfreien, nassen Abende Ende Februar und im März verlassen Frösche, Kröten, Salamander und Molche ihr Winterversteck und machen sich auf den Weg zu ihren Laichgewässern. Und wie jedes Jahr kommen auch heuer viele bei ihrer Wanderung ums Leben.
Obwohl Amphibien offiziell in der ganzen Schweiz geschützt sind, sterben jedes Jahr Zehntausende Tiere auf den Strassen – genaue Zahlen gibt es nicht. Denn aufgrund der zunehmenden Zersiedelung zerschneiden immer mehr stark befahrene Strassen ihre Wanderrouten. Vielerorts werden zwar Schutzmassnahmen ergriffen, aber die Amphibien sind viel verletzlicher, als sie scheinen. Dabei wäre es so einfach, sie mit fast keinem Aufwand zu schützen. Und so geht's:
Seit über zehn Jahren kann Katharina Vogt nichts davon abhalten, Frösche, Kröten und Molche zu retten. Während der Amphibienwanderung ist sie Abend für Abend auf den Strassen unterwegs, um die Tiere aus der Gefahrenzone zu sammeln und Autofahrer über Amphibienschutz aufzuklären.
Und Aufklärung liegt der 36-Jährigen besonders am Herzen, denn Tempo 30 rettet Leben, und das sollten alle wissen. Die Naturschützerin erklärt:
Katharina Vogt ist Ressortverantwortliche Amphibienschutz im Natur- und Vogelschutzverein Dornach. Sie engagiert sich im In- und Ausland für Kröten, Frösche oder Molche.
Der Strömungsdruck ist entscheidend, wenn man Amphibien retten will, ohne aus dem geheizten Auto auszusteigen. Der Grund: Wenn sich ein Fahrzeug durch die Luft bewegt, führt dies zu Reibung. Die Luft wird vom Fahrzeug teilweise mitgerissen und so in Bewegung versetzt, wobei bei höheren Geschwindigkeiten auch turbulente Strömungen entstehen. Diese Turbulenzen wirbeln die Amphibien umher oder zerdrücken sie innerlich. Je langsamer man unterwegs ist, desto weniger werden die empfindlichen Tiere gefährdet.
Langsam fahren ist also die einfachste Massnahme, um die ohnehin schon teilweise vom Aussterben bedrohten Amphibienarten zu schützen und zum Erhalt der Artenvielfalt beizutragen. Noch effektiver ist es natürlich, anzuhalten – und die Tiere von der Strasse zu sammeln. Doch auch da gibt es gewisse Dinge zu beachten:
Allfälligen Grusel vor Amphibien verliert man sofort, wenn man sie mal genau anschaut und berührt. Kröten zum Beispiel haben eine «samtweiche Haut und wunderschöne Augen», bemerkt Vogt. Es lohne sich, anzuhalten und sich faszinieren zu lassen.
Wenn sie angeleuchtet werden, bleiben Amphibien häufig regungslos sitzen. Dadurch sieht man sie auf Distanz relativ schlecht. Benedikt Schmidt von der nationalen Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz (Karch) empfiehlt darum langsames Fahren und sagt: «Man muss direkt vor die Kühlerhaube schauen.»
Wenn man die Tiere auf keinen Fall verletzen will, dann sollte man anhalten und die Amphibien von der Strasse tragen. Dabei ist es relevant, dass man sie auf diejenige Strassenseite trägt, zu der sie hinschauen, betont Schmidt. Allerdings ist dabei die eigene Sicherheit sowie die der anderen Autofahrer zentral: «Dass man bei einem Rettungseinsatz eine Warnweste trägt, ist das Minimum.»
Die Tiere kann man bedenkenlos mit der Hand anfassen. Küssen sollte man sie aber nicht, «sonst haben wir zu viele Prinzen in der Schweiz», scherzt Schmidt.
Trifft man auf eine grosse Ansammlung von Amphibien auf der Strasse – egal ob tot oder lebendig –, dann sollte man diese immer bei der kantonalen Vertretung von ProNatura oder der regionalen Vertretung der Karch melden.
«Das Froschgemetzel ist dermassen abstossend, dass es motiviert, selber aktiv zu werden», konstatiert Schmidt. Tatsächlich ist auch ihm ein solches Gemetzel nachhaltig eingefahren:
«Wenn man nichts macht, kann eine Population komplett totgefahren werden», erklärt Schmidt. Darum helfen die Tiefbauämter der Gemeinden und Kantone aktiv mit, wenn es darum geht, die Hochzeitswanderung der Amphibien sicherer zu machen.
Unter anderem werden an den bekannten Zugstellen Warnschilder aufgestellt, Netze aufgespannt, Amphibientunnels unter den Strassen angelegt oder Kübel in die Erde gegraben, in die die Tiere reinplumpsen sollen, damit man sie später sicher über die Strasse tragen kann.
Während sich Tierschützer, Gemeinden und die Bevölkerung häufig in die Haare geraten, wenn Naturschutzaktionen durchgeführt werden, ziehen bei den Amphibienwanderungen normalerweise alle an einem Strang. Schmidt bemerkt dies anerkennend:
Wenn auch du aktiv werden willst, dann melde dich bei deinem örtlichen Naturschutzverein oder der regionalen Vertretung der Karch.
**Dieser Artikel wurde bereits dreimal Ende Februar in dieser Fassung publiziert.**