Es war ein tierischer Eklat, der Anfang Woche die Gemüter in der Schweiz erhitzte. In der Berner Vorortgemeinde Köniz wurde eine Stockente mit 52 Stundenkilometern in einer Tempo-30-Zone geblitzt. Den Fall publik gemacht hat die Berner Zeitung am Montag.
Das Tier war – mutmasslich – ohne Führerschein unterwegs. Schnell kamen Gerüchte auf, dass der Erpel ein Wiederholungstäter sei, denn bereits vor sieben Jahren wurde eine Ente am gleichen Ort mit viel zu hohem Tempo gemessen.
Diesem Gerücht ging auch die «Berner Zeitung» nach. Und auch die Gemeinde habe sich natürlich diese Frage gestellt, sagte die Kommunikationsverantwortliche, Susanne Bandi, zur Zeitung. Sie habe sich deshalb ans Polizeiinspektorat gewandt.
Dort habe man der Gemeinde versichert, dass es unmöglich sei, dass das Bild oder die Radaranlage manipuliert worden seien. Die Rechner würden jährlich vom Eidgenössischen Institut für Metrologie METAS geeicht und geprüft. Die Fotos würden zudem gesiegelt.
Da Stockenten zwischen fünf und zehn Jahre alt werden, ist also nicht ganz auszuschliessen, dass es sich beim Könizer Raser-Erpel tatsächlich um einen Wiederholungstäter handelt.
Aber nicht nur in der Schweiz, auch international machte die Raser-Ente Schlagzeilen. Eine Übersicht zum tierischen Eklat in Köniz.
Bei der «Bild» wird im Artikel zu Recht darauf verwiesen, dass einem Autofahrer bei gleichem Vergehen eine Strafanzeige gedroht hätte.
Der «Spiegel» bleibt einigermassen nüchtern. Aber auch bei unserem nördlichen Nachbarn nimmt man die Spekulationen zum potenziellen Wiederholungstäter auf.
Auch die BBC hat die Raser-Ente aufgenommen und sich noch ein Wortspiel erlaubt: «Case quacked» (Fall gequakt) statt «case cracked» (Fall gelöst).
Der englische «Guardian» spricht von einem «fowl play» statt «foul play». «Fowl» ist englisch für «Geflügel». Die englischen Medien nehmen den Fall also wie gewohnt mit tierischem Humor. Obwohl es für viele eine ernste Sache ist.
Auch die «New Zealand Herald» zeigt den mutmasslichen Übeltäter – und zwar unverpixelt. Auch watson hatte sich am Montag entschieden, das Gesicht der Ente ganz zu zeigen.
Anders hat es der «Standard» aus Österreich gemacht. Dort hat man sich entschieden, den unter Verdacht stehenden Übeltäter mit einem Symbolbild zu ersetzen.
Dasselbe bei der österreichischen «Presse». Hier wird ein Symbolbild einer Ente gezeigt.
Das wirft allerdings ethische Fragen auf: Was, wenn ein Familienmitglied der abgebildeten Ente diese erkennt und dann fälschlicherweise annimmt, diese sei der Übeltäter?
Bei «RTL» dagegen wird nicht mit Vorwürfen gespart: «Schneller als die Polizei erlaubt!» und «Notorische Raserin» heisst es dort. Zu Recht, eine 30er-Zone ist kein Spielplatz.
(ome/dab)
Ironie, für die, welche es nicht verstehen.