Schweiz
Umwelt

Quaggamuschel breiten sich aus – und gefährden das Schweizer Ökosystem

Quaggamuscheln breiten sich in der Schweiz aus – und gefährden das Ökosystem

Quaggamuscheln breiten sich in den Schweizer Seen rasant aus – und können dadurch das Ökosystem stark durcheinander bringen.
25.03.2022, 09:0825.03.2022, 13:18
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Die weiblichen Quaggamuscheln sind sehr produktiv, pro Jahr können sie bis zu einer Million Eier produzieren. Die Muscheln können sich in Gewässern also in kurzer Zeit rasant ausbreiten. Dies bekommen nun auch die Schweizer Seen zu spüren.

Die invasive, ursprünglich aus dem Schwarzmeergebiet stammende Quaggamuschel zähle zusammen mit der Zebramuschel, die sich seit den 1960er-Jahren in Schweizer Seen ausgebreitet hat, zu den aggressivsten invasiven Arten.

Experten des Wasserforschungsinstituts Eawag befürchten nun, dass die invasive Art die Seeökosysteme durcheinanderbringen könnte.

Haben sich die Muschel einmal in einem Gewässer festgesetzt, dominiere sie das Ökosystem mit «einschneidenden Folgen»: Fischbestände etwa drohen einzubrechen, und das Nahrungsnetz könnte sich tiefgreifend verändern. Hinzu kommt ein enormer Wartungs- und Reinigungsaufwand, da sich die Quaggamuscheln etwa an Rohren festsetzen und Leitungen verstopfen können.

Entdeckt wurde die Quaggamuschel erstmals im Jahr 2014 im Rhein bei Basel. Seither breitet sie sich rasant aus und besiedelt bereits zahlreiche Seen in der Schweiz, namentlich den Bodensee, Genfersee, Neuenburgersee, Bielersee, Lac Hongrin (Kanton Waadt) und Murtensee, wie die Eawag am Donnerstag mitteilte.

Andere Arten zurückgedrängt

Exemplarisch zeigt sich das Problem im Bodensee, wo sich das bis zu 40 Millimeter grosse Tier innert kürzester Zeit massenhaft ausgebreitet hat und den See inzwischen bis in grosse Tiefen besiedelt. Die Quaggamuschel habe das Potential andere Arten zurückzudrängen, auch andere gebietsfremde Arten wie die Zebramuschel. Diese habe die Quaggamuschel innerhalb von nur drei Jahren in der Uferzone weitestgehend ersetzt, wie die Eawag in einem Faktenblatt festhält.

Im Fachmagazin «Aquatic Invasions» geben die Forschenden um Linda Haltiner von der Eawag einen Überblick, wie die Ausbreitung der Quaggamuschel überwacht und eingedämmt werden könnte. Demnach seien nationale und internationale Kooperationen wichtig. Fürs Monitoring schlagen sie beispielsweise die Analyse von Umwelt-DNA in Planktonproben vor sowie eine Überwachung der Larven der Quaggamuschel, der sogenannten Veliger-Larven.

Tatsächliche Auswirkungen noch unklar

Welche Konsequenzen die Quaggamuscheln für die Seen letztlich haben werden, ist noch unklar. Der Eawag-Gewässerökologe Piet Spaak sagte jedoch, dass man anhand von Beobachtungen aus Nordamerika befürchten müsse, dass die invasive Art die Seeökosysteme aus dem Gleichgewicht bringen könnte.

Noch nicht befallene Gewässer sollten gemäss den Experten bestmöglich vor einer Einschleppung geschützt werden. So sollten Boote, die zuvor auf einem anderen See verwendet wurden, pflichtgemäss gründlich gereinigt werden.

Die Fachpublikation sowie das Faktenblatt wurden im Rahmen des Projekts «Seewandel» erarbeitet, das Spaak leitet. Forschungsinstitute aus der Schweiz, Deutschland und Österreich untersuchen darin die Wechselwirkungen zwischen Nährstoffrückgang, Klimawandel, invasiven und gebietsfremden Arten sowie anderen Stressfaktoren und wie diese den Bodensee verändern. (cst/sda)

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22 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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azoui
25.03.2022 09:57registriert Oktober 2015
sind die essbar? Frage für einen befreundeten Koch.
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Nutzername
25.03.2022 11:01registriert April 2020
Ein paar zusätzliche Infos:
- In fast allen Seen wurden sie vom Menschen eingeschleppt. Boot, SUP usw. reinigen UND trocknen bevor es in ein fremdes Gewässer geht. So geht man sicher dass keine Larve überlebt.
- die Muscheln sind zu klein und haben kaum Fleisch um geniessbar zu sein.
- Die Trinkwasserqualität wird nicht massgebend beeinträchtigt, allerdings müssen neu die Fassungsrohre alle paar Monate mechanisch gereinigt werden (früher vlt 1 mal im Jahr)
- Anders als die Zebramuscheln, die gerne von überwinternden Zugvögeln gefressen wurden haben Quaggamuscheln kaum natürliche Fressfeinde.
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Klabusterbär
25.03.2022 09:38registriert Juli 2020
Ich bitte um Rezeptvorschläge.
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