Schweiz
Umwelt

So funktioniert die neue Hochwasser-Trainingsanlage in Andelfingen

Wassermassen fliessen die neue Flutungsanlage in Andelfingen ZH hinunter
Wassermassen strömen die Flutungsanlage hinunter.Bild: Kanton Zürich

So funktioniert die neue Hochwasser-Trainingsanlage der Schweiz

In Andelfingen im Kanton Zürich können Feuerwehrleute und der Zivilschutz neu auch den Kampf gegen Überschwemmungen üben.
11.04.2025, 22:1412.04.2025, 07:25
Mehr «Schweiz»

In Andelfingen können Einsatzkräfte aus der ganzen Schweiz künftig für Hochwasser-Ereignisse trainieren. Aus einem 23 Meter hohen Turm stürzen 350'000 Liter Wasser in die Tiefe und überfluten künstliche Trottoirs, Kellerräume und Tiefgaragen.

Simuliert wird in der neuen Anlage, die am Freitag in Betrieb genommen wurde, ein lauer Sommerabend, der böse endet: Aus dem kühlenden Gewitter wird ein Wasserstrom, der nicht mehr enden will.

Die Kanalisation ist rasch überlastet. Das Wasser kann nicht mehr abfliessen und läuft stattdessen in Keller, Tiefgaragen und Serverräume. Aus dem Turm laufen 500 Liter Wasser pro Sekunde in fünf separate Räume in einem künstlichen Untergeschoss.

«Klimaveränderung bringt Hochwasser»

«Wegen der Klimaveränderung wird es künftig häufiger zu Hochwasser-Ereignissen kommen», sagte Baudirektor Martin Neukom (Grüne) am Freitag bei der Einweihung des 23-Meter-Turms. «Wir brauchen deshalb Übungsmöglichkeiten, um den Ernstfall zu üben.»

Für Sicherheitsdirektor Mario Fehr (parteilos) ist klar, dass dies keine Zürcher Anlage bleiben wird. Auch Einsatzkräfte aus anderen Kantonen sollen hier trainieren können. In der Schweiz gebe es bisher keine vergleichbaren Anlage, sagte er.

Feuerwehrleute und Zivilschützer üben hier, Sandsäcke richtig zu legen, Wassermassen umzuleiten und möglichst viel Schaden von Menschen und Gebäuden abzuwenden. Dabei dürfen sie sich selber nicht in Gefahr bringen, etwa wenn Stromkabel ins Wasser hängen.

Der Turm ist als kleiner Staudamm gebaut: Statt nach aussen zeigen die Betonelemente nach innen. Das gibt Stabilität, obwohl die Elemente stellenweise nur zwölf Zentimeter dick sind. So konnten zwanzig Prozent Beton eingespart werden, was den Grünen Baudirektor freut. Die ganze Anlage kostete 6 Millionen Franken.

Die Anlage im Animations-Video:

Um Trinkwasser zu sparen, wird das Wasser immer wieder zurück in den Turm gepumpt. Ein Jahr lang werden die gleichen Wassermassen aus dem Turm stürzen. Irgendwann wird das Wasser anfangen zu stinken – auch dies entspricht der Realität eines Hochwassers.

Seit über 50 Jahren können Einsatzkräfte in Andelfingen in einem künstlichen Dorf für den Ernstfall üben. Neben der nun eröffneten Flutungsanlage stehen dort Wohnhäuser, eine Tankstelle und künstliche Firmengebäude, in denen etwa Feuer ausbricht.

Korrektur: Es handelt sich nicht, wie ursprünglich geschrieben, um die allererste Hochwasser-Trainingslage. In Wangen an der Aare gibt es seit 2014 eine Flutsimulations-Anlage der Schweizer Armee, die jedoch weniger spektakulär ist.

Bodensee-Pegel blieb in den vergangenen Tagen konstant
Der Bodensee-Pegel ist in den vergangenen Tagen konstant geblieben. Viel tiefer dürfte der Pegel nicht mehr sinken, auch wenn in den kommenden Tagen der Niederschlag ausbleiben sollte. Dies zeigt die internationale Prognoserechnung am Donnerstag.

Aktuell wird der Bodensee-Pegel beispielsweise bei Bregenz bei 2,76 Meter gemessen. Damit fehlen noch etwa zehn Zentimeter zum bisherigen Minimum für diese Jahreszeit. Ein neuer Tiefststand dürfte aber vorerst nicht erreicht werden.

Gemäss der aktuellen Prognoserechnung werde der Pegel wohl nicht unter 2,70 Meter fallen, er könnte bis 20. April sogar auf über 2,80 Meter oder knapp unter drei Meter ansteigen. Dies hängt davon ab, ob es nennenswerte Regenmengen gibt und wie stark sich die Schneeschmelze auswirkt.

Die gleiche Entwicklung zeigt sich auch am Untersee, dem westlichen Teil des Bodensees. Dort wirken sich Hoch- oder Tiefwasser jeweils besonders stark aus. Bei Berlingen TG ist der Pegelstand seit Anfang April praktisch unverändert geblieben. Er liegt immer noch 10 Zentimeter über dem Tiefstwert für April, der 1972 gemessen wurde.

Die Prognosen für den Wasserstand des Bodensees werden gemeinsam von Baden-Württemberg, der Schweiz und Vorarlberg herausgegeben.

Quellen

(sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Verheerender Erdrutsch im Val Bavona
1 / 19
Verheerender Erdrutsch im Val Bavona
Es passierte in der Nacht auf Sonntag, 30. Juni 2024. Seither ist in Fontana nichts mehr so, wie es war.
quelle: keystone / michael buholzer
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Überschwemmungen in Süddeutschland – das sind die Videos
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
4 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
4
    Wie diese Fliege die Uni St.Gallen spaltet

    Vor zehn Jahren kam die Fliege Erika an die HSG (Universität St.Gallen). Bis heute begleitet sie die Studierenden, die dort täglich durchgehen. Doch vielleicht ist sie bald nicht mehr Teil des Alltags – und das macht viele Studierende traurig.

    Zur Story