Der Genfersee ist das grösste Süsswasserreservoir in Westeuropa. Eine Million Menschen beziehen ihr Trinkwasser aus dem 581 Quadratkilometer grossen und bis zu 310 Meter tiefen See. Das Wasser weist eine hervorragende Qualität auf – anders also noch in den 1960er- und 1970er-Jahren, als der See stark überdüngt war.
Wie alle anderen Schweizer Seen hat aber auch der Genfersee mit Problemen zu kämpfen: mit der invasiven Quaggamuschel beispielsweise, aber auch Mikroverunreinigungen wie Medikamentenreste und kleinste Plastikpartikel. Und dann ist da noch der Klimawandel: Als Folge davon ist die Durchschnittstemperatur des Sees in den letzten Jahrzehnten stetig gestiegen.
Dies hat grossen Einfluss auf die Wasserzirkulation im See. Seit 2012 hat sich das Wasser im Genfersee nicht mehr vollständig durchmischt. Dank der tiefen Temperaturen der letzten Tage und der Bise könnte es in diesem Jahr aber wieder einmal so weit kommen: «Ich freue mich über diese Kälte. Ich drücke die Daumen, dass es zur totalen Durchmischung des Genfersees kommt», sagt Nicole Gallina, Generalsekretärin der Internationalen Kommission zum Schutz des Genferseewassers (CIPEL), gegenüber der Westschweizer Tageszeitung «24 heures».
Eine komplette Umwälzung ist die Voraussetzung dafür, dass sich der See regenerieren kann und sich Nährstoffe und Sauerstoff regelmässig verteilen. Die Oberfläche des Genfersees erwärmt sich im Sommer mehr als sein Grund. Das Resultat sind zwei Wasserschichten – eine wärmere und eine kältere. Die wärmere, obere Schicht enthält mehr Sauerstoff und die kältere, untere Wasserschicht mehr Nährstoffe.
Im Winter kühlen die tiefen Temperaturen mit dem Wind jeweils die oberste Wasserschicht ab, der Wind verstärkt das Prozedere. Da kaltes Wasser dichter und damit schwerer ist als warmes, sinkt dieses zusammen mit dem Sauerstoff auf den Grund ab und bringt so die nötigen Umwälzungen der Wasserschichten. Wenn das Seewasser überall 4 Grad Celsius misst, ist die komplette Durchmischung abgeschlossen.
Noch ist es unklar, ob es beim Genfersee wirklich dazu kommt. «Im Moment hat die Oberfläche des Sees eine Temperatur von rund 8 Grad, was nicht ausreicht», sagt Natacha Tofield-Pasche vom Zentrum für Limnologie an der ETH Lausanne gegenüber «24 heures». «Allerdings kommt die Zeit, in welcher der See am kältesten ist, normalerweise Ende März oder Anfang April.»
Bis Mitte nächster Woche bleibt es am Genfersee frostig, danach sind wieder höhere Temperaturen prognostiziert. Für eine komplette Durchmischung braucht es also mindestens noch einen weiteren, längeren Kälteeinbruch.
Kommt es nicht zur kompletten Umwälzung des Sees, bleibt das Wasser oben nährstoffarm und unten gibt es zu wenig Sauerstoff. Dieser Sauerstoffmangel wirkt sich direkt auf die Fische und die Entwicklung ihrer Eier aus. Wenn ein gewisses Minimum unterschritten wird, führt der Sauerstoffmangel bei einem ausgewachsenen Fisch gar zum Ersticken. Im Gegenzug gelangt das typische Frühjahrsplankton nicht mehr nach oben und den Fischen an der Oberfläche fehlt eine wichtige Futterbasis.
Das mit der Durchmischung funktioniert aber nur bedingt da der Boden eines Wasserkörpers (sofern tief genug) immer 4 Grad haben wird, weil es die Temperatur ist bei der Wasser am dichtesten ist. Dies bedeutet dass das Wasser das runter sinkt, genügend schnell sinken muss um genügend Kraft zu haben, dass es in die Tiefere schichten eindringt bevor es zum erliegen kommt.