Grüne Weihnachten – so (un)gewöhnlich sind die hohen Temperaturen an den Festtagen
Wieder keine weissen Weihnachten im Flachland – über die Festtage stellt sich in diesem Jahr ein relativ milde Nordwest- bis Westlage ein, die jegliche Optionen für Schnee im Flachland ausschliesst. Gemäss «MeteoNews» wird es deshalb bis mindestens 800 bis 1000 Meter, wahrscheinlich noch etwas weiter hinauf, grün sein. Die Schneefallgrenze liegt meist zwischen 1000 und 1500 Metern, steigt an Heiligabend aber gegen 2000 Meter an. In höheren Lagen liegt auch deshalb weit überdurchschnittlich viel Schnee.
Weisse Weihnachten an ausgewählten Orten:
Ein böiger Wind, viel Regen und hohe Temperaturen – auch in diesem Jahr entpuppt sich das berühmt-berüchtigte Weihnachtstauwetter als Spielverderber für weisse Weihnachten im Flachland. Und sogar in den Bergen werden die Festtage eher grau-grün statt reinweiss. Schuld ist einmal mehr eine milde Südwest- bis Westlage mit atlantischen Luftmassen, die eine Schneeschmelze bis in höhere Lagen bewirkt.
Im Flachland bleibt es über die drei Festtage einmal mehr sehr mild. An Heiligabend kann es zeitweise noch stürmisch und nass sein, am Weihnachtstag und Stephanstag bleibt es meist dagegen trocken, teils sogar sonnig. Die Temperaturen liegen in tieferen Lagen fast überall bei rund 10 Grad. Noch wärmer ist es im Tessin, wo der Föhn am Samstag gar Temperaturen von bis zu 22 Grad brachte.
Oft wird für solche hohen Temperaturen und die damit fehlenden weissen Weihnachten das sogenannte Weihnachtstauwetter verantwortlich gemacht. Als Weihnachtstauwetter wird eine mild-nasse Witterungsperiode mit atlantischen Luftmassen bezeichnet, die in Mitteleuropa und damit auch in der Schweiz als klimatologische Singularität oder Witterungsregelfall immer wieder um die Weihnachtszeit eintreten soll.
Tauwetter würde aber bedeuten, dass es vor Weihnachten eigentlich frostig gewesen sein muss und Schnee gelegen hat, der dann über Weihnachten bei positiven Temperaturen geschmolzen ist. Das war in den letzten Jahrzehnten aber kaum je der Fall, da es kaum je Schnee gab. Auch eine aktuelle Temperatur-Analyse von MeteoNews für Bern zeigt, dass das Weihnachtstauwetter zumindest im 21. Jahrhundert eher Mythos als Fakt ist.
Dennoch: Die Temperatur-Analyse von Bern zeigt, dass es in den letzten Jahren über Weihnachten nur noch selten frostig wurde. Zufall oder neue Normalität? Um das herauszufinden, haben wir bei Meteo Schweiz die Durchschnittstemperaturen der drei Weihnachtstage seit 1931 für die fünf Standorte Bern, Basel, Davos, Einsiedeln sowie Zürich angefragt und diese in drei Kategorien eingeteilt:
- 🥶 = Durchschnittstemperaturen unter 0 Grad
- 😳 = Durchschnittstemperaturen zwischen 0 und 5 Grad
- 🥵 = Durchschnittstemperaturen über 5 Grad
Das Fazit: Milde Temperaturen über Weihnachten – egal, ob Tauwetter oder nicht – lassen sich tatsächlich statistisch erhärten. In Bern war es an 140 von 276 Weihnachtstagen seit 1931 im Schnitt über 0 Grad Celsius. In Zürich gar an 167 Tagen und in Basel an 191 Tagen. Tagesdurchschnittswerte von über 10 Grad sind allerdings eine absolute Rarität: In Bern war dies nie der Fall, in Zürich zweimal und in Basel sechsmal.
Zwar gab es auch schon in früheren Jahren milde Weihnachtstage, die folgenden Grafiken zeigen aber eindrücklich, dass sich diese in den letzten Jahren deutlich gehäuft haben.
Bern
Wärmster Weihnachtstag in Bern seit 1931:
26. Dezember 1974: 9,6 °C im Schnitt; 14,3 °C max.
Anzahl Tage mit einer Maximaltemperatur über 10 Grad:
19
Zürich
Wärmster Weihnachtstag in Zürich-Fluntern seit 1931:
26. Dezember 1974: 11,2 °C im Schnitt; 14,0 °C max.
Anzahl Tage mit einer Maximaltemperatur über 10 Grad:
21
Basel
Wärmster Weihnachtstag in Basel seit 1931:
26. Dezember 1974: 13,2 °C im Schnitt; 15,7 °C max.
Anzahl Tage mit einer Maximaltemperatur über 10 Grad:
40
Davos
Wärmster Weihnachtstag in Davos seit 1931:
25. Dezember 2013: 3,6 °C im Schnitt; 6,8 °C max.
Anzahl Tage mit einer Maximaltemperatur über 10 Grad:
0
Einsiedeln
Wärmster Weihnachtstag in Einsiedeln seit 1931:
25. Dezember 2013: 8,1 °C im Schnitt; 13,7 °C max.
Anzahl Tage mit einer Maximaltemperatur über 10 Grad:
14
