Wer am Samstag nördlich der Alpen in den Himmel schaute, konnte die Sonne kaum entdecken. Grund dafür war der Saharastaub, der in der Luft lag.
Geschätzte 180'000 Tonnen Saharastaub über dem Land führten zu schlechter Luftqualität und trübem Himmel. Bei den von SRF Meteo berechneten 180'000 Tonnen Sand aus der Wüste handelt es sich um mehr als doppelt so viel wie bei früheren Episoden dieser Art, wie Meteorologe Roman Brogli im Radio sagte. Damit liessen sich laut der Berechnung des Meteorologen rund 10'000 Lastwagen füllen. Aneinandergereiht könnten diese rund 100 Kilometer Stau verursachen.
Der Karfreitag und auch der heutige Samstag zeigte sich von der turbulenten und staubigen Seite. Wir ziehen im #Meteoblog https://t.co/K08Ao74sxh ein kurzes Zwischenfazit. Fotos. Meteomeldungen/App pic.twitter.com/6DdfpMCy6I
— MeteoSchweiz (@meteoschweiz) March 30, 2024
Liegt Saharastaub in der Luft, reflektiert und streut er einen Teil des Sonnenlichts. Der Himmel färbt sich gelblich und die Sonnenauf- und -untergänge sind spektakulärer. Lagert er sich auf Schnee ab, kann er unter anderem das Skifahren verlangsamen.
Der #Saharastaub hinterlässt Spuren in Form von starker Sichttrübung und orange gefärbtem Schnee. Die Ski verkratzen Sie trotzdem nicht. Fotos: Paradiso St. Moritz, Wildspitz, https://t.co/RaiEpahCSf pic.twitter.com/0fpmnZhFWD
— MeteoSchweiz (@meteoschweiz) March 30, 2024
Ausserdem führt der Staub zu einer erhöhten Konzentration von Feinstaub in der Luft. In Davos habe er die Skala der Feinstaubmessung am Freitag gesprengt, schrieb MeteoSchweiz auf X.
Auf die Gesundheit der allermeisten Menschen dürfte der nur kurz anhaltende Saharastaub einen vernachlässigbaren Einfluss haben. Der natürliche Feinstaub macht rund ein Prozent der sonstigen gesamten Feinstaubkonzentration aus.
Zudem führten starke Föhnböen vereinzelt zu Schäden. Beim Föhnsturm vom Freitag hat es sich laut dem Meteorologen Jörg Kachelmann um einen «Föhn des Jahrzehnts» gehandelt, wie er in einem Online-Beitrag in den Tamedia-Zeitungen vom Samstag schrieb. Auf dem Lauberhorn BE gab es demnach Winde mit 200 km/h, auf dem Klingenstock SZ solche mit Tempo 198 und beim Gütsch ob Andermatt UR Böen mit Tempo 191. Der Schweizer Föhn schaffte es laut Kachelmann weit bis nach Deutschland hinein.
Möglich wurde das Extremereignis laut Kachelmann durch einen grossen Luftdruckunterschied zwischen Nord und Süd. Die auch ausserhalb des Föhns recht hohen Temperaturen trugen ebenfalls dazu bei, «sodass kein schwerer Kaltluftblock weggeräumt werden musste».
Der #Föhnsturm in den Alpen wird bis am Freitagmittag immer stärker. In der Nacht wurde in Altdorf/UR schon eine #Spitzengeschwindigkeit von 128 km/h gemessen. Dies entspricht Orkanstärke. Video von René Baggenstos ⬇️ aus Gersau/SZ vom Freitagmorgen. pic.twitter.com/SKWOqyUwmS
— SRF Meteo (@srfmeteo) March 29, 2024
Der starke Wind beschädigte das historische Dampfschiff Simplon auf dem Genfersee, wie die Schiff-Gesellschaft CGN an einer Pressekonferenz bekanntgab. Es wurde in die Werft von Ouchy in Lausanne VD abgeschleppt. Beim Schiff der Belle Epoque sei es insbesondere zu einem «grossen Wassereinbruch im Heck» und einem kleineren im Maschinenraum gekommen. Ein Teil des Rumpfes und des Bodens sei zudem zerrissen.
Schwere Folgen hatte das Wetter am Freitag für eine 60-Jährige auf dem Campingplatz Jakobsbad in Appenzell Innerrhoden: Auf sie stürzte das Vordach eines Wohnwagens, das der Sturm aus der Verankerung gerissen hatte. Die Frau wurde mittelschwer verletzt, wie die Kantonspolizei schrieb. Die Rega brachte sie in ein Spital.
Der Föhn brachte neben dem starken Wind auch milde Temperaturen. Die Höchsttemperaturen lagen in den Föhntälern am Freitag gemäss SRF Meteo bei knapp 22 Grad. In La Brévine NE wurde am Freitag mit 12,7 Grad Celsius die höchste durchschnittliche Tagestemperatur für den Monat März seit Messbeginn gemessen, wie MeteoSchweiz auf X mitteilte. In Château-d'Oex VD und Aigle VD erreichten die mittleren Tagestemperaturen mit 11,7 und 16,3 Grad die zweithöchsten Märzwerte.