«Bagger zermalmen Gletscher in Zermatt für Weltcup-Skirennen» titelte 20 Minuten am Montag einen Beitrag, der bei Lesenden für Empörung sorgte.
Darin wird beschrieben, wie sich am Theodulgletscher bei Zermatt Bagger ins Eis graben würden. Dahinter stecke die im November anstehenden Ski-Weltcuprennen. Bei den Abfahrten am 11. und 12. November werden die Männer und am 18. und 19. Frauen in Höchstgeschwindigkeiten über den Gletscher brettern. Gestartet wird in Gobba di Rollin in der Schweiz, ins Ziel eingefahren wird im italienischen Laghi Cime Bianche. Dazwischen führten laut dem Veranstalter zwei Drittel der Strecke über den Gletscher. Dieser müsse in Vorbereitung auf die Rennen präpariert werden.
An excavator digging into Theodul glacier to prepare for early season ski races - shocking images in Zermatt. Is this the future of alpine skiing in the face of melting glaciers? The absolute wrong path, we need to see more climate action from this industry. pic.twitter.com/qxDwqaSSNv
— Protect Our Winters Switzerland (@POWSwitzerland) October 17, 2023
Die Bagger, die während Wochen auf dem Gletscher zu Werke waren, warfen aber bei vielen Beobachtern und Beobachterinnen Fragezeichen auf. Auf Bildern der Bagger macht es den Anschein, als würden sich diese regelrecht durch den Gletscher fressen und die Oberfläche abtragen. Angesichts der voranschreitenden Gletscherschmelze, die laut jüngsten Berichten besonders das südliche Wallis betrifft, für viele ein schmerzhafter Anblick.
Hinzu kommt noch der Vorwurf von 20 Minutes, dem französischen Ableger von 20 Minuten, dass einige der bearbeiteten Bereiche nicht Teil des kommunalen Nutzungsplans gewesen seien.
Gegen diese Behauptungen wehrte sich Zermatter OK-Chef Franz Julen am Dienstag gegenüber 20 Minuten:
Es sei zwar korrekt, so Julen weiter, dass drei Bagger während drei Wochen auf dem Gletscher gearbeitet hätten, diese hätten jedoch nichts «abgebrochen». Stattdessen seien Spalten mit Eis und Schnee gefüllt worden, um so die Piste zu sichern.
Dem Zermatter OK-Chef gehen diese Vorwürfe nah. Er betont:
Dass sie nun zum Sündenbock gemacht würden, sei nicht verhältnismässig, so Julen weiter. Er verweist auf China, wo für Olympia neue Skigebiete aus dem Boden gestampft worden seien. In Katar seien derweil neue Fussballstadien gebaut worden, die noch hätten heruntergekühlt werden müssen.
Matthias Huss, Glaziologe an der ETH Zürich, gibt auf Anfrage von 20 Minuten Entwarnung: Bauarbeiten durch Baumaschinen hätten zwar einen lokalen Einfluss auf die Eisdicke, seien aber insofern nicht schädlicher für den Gletscher als der normale Skibetrieb. Die Gletscherschmelze werde durch Skipisten weder beschleunigt noch gebremst. Er verweist allerdings im Allgemeinen auf die Problematik des Skitourismus im Hochgebirge. Mit dem Aufbau der ganzen Infrastruktur sei der Eingriff in die Natur stark. Zudem verursache der Betrieb Emissionen und lokale Verschmutzung.
In dem bereits bekannten Skigebiet in Zermatt wurde bisher noch nie ein Fis Ski-Weltcup-Rennen durchgeführt. Die Premiere des neuen Weltcup-Austrageorts hätte zwar bereits letztes Jahr stattfinden sollen, musste aber aufgrund Schneemangel abgesagt werden. Dieses Jahr sieht die Lage trotz des heissen Sommers besser aus. Die Temperaturen sind tief und in den nächsten Tagen dürfte es schneien. Bereits Anfang Oktober äusserte sich Franz Julen optimistisch gegenüber SRF:
Die Weltcup-Saison der Skirennfahrerinnen und Skifahrer wird am 28. und 29. Oktober im Tiroler Skiort Sölden eröffnet. (saw)
Ich wette, die Behörden die er da meint, kommen aus dem Wallis. Ausserkantonale Prüfer könnten ja zu einem für das Wallis ungünstigen Schluss kommen.