Im Oktober und November 2020 wurden alle 35'720 Mitarbeitenden der Bundesverwaltung zur Zufriedenheit mit der Arbeit befragt – mitten in der zweiten Welle der Pandemie.
«Wir hatten uns zuvor überlegt, welchen Einfluss die Pandemie auf die Befragungsergebnisse haben wird», sagt Anand Jagtap, Leiter Kommunikation des Eidgenössischen Personalamtes (EPA). Die Befragung zeigt nun: Es gibt keinen negativen Corona-Effekt.
Im Gegenteil. Die Bundesangestellten sind glücklicher als je in den letzten zehn Jahren. 25'734 oder 72 Prozent retournierten den Fragebogen. Die Auswertung zeigt eine «deutliche Verbesserung» gegenüber 2017. Das Papier liegt CH Media vor. Höher liegen die Werte vor allem bei der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben: Sie stieg um 4 Punkte an. «Die Coronakrise bewirkte einen starken Schub in der Bundesverwaltung für flexible Arbeitsformen», sagt Jagtap.
Erstaunlich solide schneiden die Departemente ab, die von der Coronakrise am heftigsten betroffen sind: Gesundheitsdepartement (EDI), Wirtschaftsdepartement (WBF) und Finanzdepartement (EFD). Das trifft auch auf die meisten Ämter zu. «Der Druck ist zwar gross», sagt Peter Lauener, Kommunikationschef des EDI. «Gleichzeitig ist die Sinnhaftigkeit sehr unmittelbar: Die Arbeit kommt direkt der Bevölkerung zugute.»
Die Finanzverwaltung, die zum Departement von SVP-Bundesrat Ueli Maurer gehört, ist Spitzenreiterin der Bundesverwaltung. Sie weist in allen zehn Kategorien – von Arbeitszufriedenheit über Identifikation bis zu Vereinbarkeit Arbeit/Privatleben und Führung – über 80 Punkte aus, was einer mittleren bis hohen positiven Beurteilung entspricht.
Sie war in der Krise bei der Ausarbeitung des Covid-19-Kredit-Programms involviert wie in die Hilfen für die Luftfahrt und in die Härtefalle. Gegenüber 2017 steigerte sich die Finanzverwaltung in den Themengebieten «Zusammenhalt» (+4 Punkte), «Oberste Leitung» (+4), «Arbeitsinhalt» (+3) und «Arbeitsfreude» (+3).
«Die Arbeitsbelastung in der Coronakrise war und ist für viele Abteilungen zwar sehr hoch», sagt Kommunikationschef Philipp Rohr. «Aber es ist inhaltlich auch sehr spannend.» Viele Mitarbeitende hätten mehr Verantwortung übernommen.
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) war in der Coronakrise das am stärksten geforderte Amt. Es musste mit Kritik von aussen leben, kämpfte aber auch mit internen Problemen. Dennoch stiegen die Werte der Personalbefragung gegenüber 2017 leicht an.
Sie liegen ziemlich genau im Schnitt der Bundesverwaltung. «Die Befragung zeigt, dass viele Mitarbeitende im BAG ihre Arbeit als sehr interessant, wichtig und relevant betrachten», sagt Sprecherin Katrin Hollenstein. Dies helfe, «mit den sehr hohen Belastungen und mit der Kritik umzugehen».
Nicht alle Bereiche des Amtes seien aber gleichermassen von der Krise betroffen. Die Auswirkungen der Krise – lange und hohe Belastungen, Kritik und Unsicherheit – seien in den Befragungswerten der Covid-Krisenorganisation «durchaus ersichtlich», sagt Hollenstein.
Im Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) hingegen bekommt die oberste Leitung nur 50 Punkte (gering positiv). Das Amt sei stark gefordert gewesen in der Coronakrise, sagt Sprecherin Regula Rutz. Das Amt stand stark in der Kritik, weil Ethanol fehlte. Das sei «immer eine zusätzliche Belastung für alle Mitarbeitenden», sagt sie. Das habe die Befragung gezeigt.
Auch bei der Zollverwaltung (EZV) kommt die oberste Leitung nur auf 57 Punkte. Sprecherin Tabea Rüdin begründet das mit dem Reformprozess hin zum Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG). «Dies bringt auf unterschiedlichsten Ebenen Veränderungen mit sich», sagt sie. Die Pandemie habe das Personal zudem stark gefordert.
Zwei Krisenämter: Zwei Ämter weisen besonders schlechte Werte aus. Die Eidgenössische Spielbankenkommission kommt bei Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben nur auf 35 Punkte (stark negativ). Auch Führung (51 Punkte) und oberste Leitung (41) werden schlecht beurteilt. Sie prüfe die Ergebnisse «sorgfältig», schreibt die Kommission.
Das Schweizerische Institut für Rechtsvergleichung wird bei der Führung (51) nur «gering positiv» beurteilt – und bei der obersten Leitung (45) negativ. Institutsrat und Direktion hätten «mit grosser Besorgnis» von den Ergebnissen Kenntnis genommen, sagt Direktorin Christina Schmid. «Sie bedauern die schwierige Situation und setzen alles daran, sie möglichst rasch und nachhaltig zu verbessern.»
(saw/aargauerzeitung.ch)