Wo und unter welchen Konditionen ihre Kleider hergestellt werden, wissen die wenigsten Konsumenten. Die Komplexität der Lieferketten steigt. Die Baumwolle stammt aus den USA, wird in Indien gesponnen und zu Stoff gewoben, in Indonesien gefärbt und nach Osteuropa zur Endverarbeitung geschickt. Knöpfe stammen aus China, Innenfutter aus Frankreich und verkauft wird das fertige Kleidungsstück in der Schweiz – oft zu Tiefstpreisen.
Bis ein T-Shirt in der Schweiz im Laden hängt, legt es weit über 20'000 Kilometer Luftlinie zurück und verbraucht über 2500 Liter Wasser. Für mehr Transparenz in der Herstellung von Textilien stand jahrzehntelang Switcher ein und galt damit zu seiner Gründungszeit als Pionier.
Das Bewusstsein für fair und nachhaltig hergestellte Kleider hat in der Schweizer Bevölkerung in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen.
Fachleute rechnen trotz generell schwierigem Marktumfeld im Textilbereich sogar mit einem anhaltenden Aufwärtstrend. In der Lebensmittelbranche habe ein Umdenken bereits stattgefunden und Konsumenten achteten beim Kauf stärker auf Herkunft und Produktion der Produkte. Das wird auch im Bereich Bekleidung erwartet.
Der Massenmarkt reagiert zunehmend auf den Trend. H&M versucht mit der Conscious-Kollektion erste Schritte in diese Richtung. Coop Naturaline engagiert sich bereits seit 20 Jahren im Markt für Fair Trade Kleidung und rechnet in Zukunft mit einem moderaten Umsatzwachstum. Das zeigt, dass Nachhaltigkeit und Profitabilität kein Widerspruch sein muss.
Die Nachfrage nach nachhaltig und fair produzierter Kleidung dürfte allerdings mittelfristig nach wie vor ein Bruchteil des Gesamtmarktes ausmachen. Selbst Branchenverbände konnten auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA keine konkreten Zahlen nennen.
Hingegen scheint klar zu sein, wie man mit Fair Trade punkten kann: mit Mode nämlich. Ein junges Unternehmen, das nachhaltig und fair produzierte Männerhemden verkauft, ist das Start-Up Carpasus. Auf Nachfrage sagt Mitbegründer Michael Zäch: «Der Konsument kauft kein Hemd, nur weil es nachhaltig produziert ist. Primär muss das Produkt als solches mit Qualität und Design überzeugen - das Prädikat »nachhaltig« und »sozial« alleine genügt nicht.»
Für Switcher dürften weitere Faktoren, wie etwa interne Management-Probleme, zu den wirtschaftlichen Turbulenzen beigetragen haben. Das Ende von Switcher ist somit also nicht das Ende von Fair Trade, viel eher könnte es ein Anfang gewesen sein. (sda)
- T-Shirts, die man nicht anziehen möchte
- unmotiviertes Ladenpersonal
- jüngere Konsumenten wissen nicht, wofür Switcher steht.