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Erfahrung mit Bestsmile: Darum bereut eine Kundin ihren Entscheid

Bestsmile Zahnarzt Best Smile
An 36 Standorten in der Schweiz: Zahnarzt-Kette Bestsmile.Bild: screenshot google maps

Fabienne wollte sich bei Bestsmile die Zähne machen – heute bereut sie ihren Entscheid

Eine Bestsmile-Kundin ist unzufrieden mit ihrer Zahnbehandlung. Auch drei Verbände kritisieren ihren Konkurrenten und den Fokus auf den Preis bei Bestsmile. Die Migros-Tochter findet jedoch, die Kunden seien überdurchschnittlich glücklich.
07.05.2023, 10:2514.08.2024, 15:58
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Fabienne Patriarca ärgerte sich über ihre Zahnfehlstellung. Bis ihr vermehrt Werbeplakate aufgefallen sind: «Change your life. Secretly.» – und zwar ab 40 Franken im Monat. Damit wirbt die Zahnarzt-Kette Bestsmile, die sich auf transparente Zahnspangen spezialisiert hat. Patriarca entschied sich, dort eine Behandlung anzufangen, wie sie zu watson sagt.

Die Luzernerin erhielt eine Box mit mehreren für sie angefertigten Zahnspangen – doch bereits die erste passte ihr nicht. «Ich hatte Schmerzen und mein Zahnfleisch wurde aufgerissen», sagt Patriarca. Die Bestsmile-Zahnärztin habe die Schiene dann passend «zugeschliffen». Kurz darauf sei sie aber kaputtgegangen. Dasselbe Problem bestand zwar nicht bei allen Schienen, doch bei mehreren. Auch das Versprechen, ihr eine neue Box zuzusenden, sei nicht eingelöst worden.

Über Bestsmile
Die Best Smile AG wurde 2018 in Winterthur gegründet. Die Firma hat sich spezialisiert auf sogenannte Aligner, das sind transparente Zahnspangen für Erwachsene und Jugendliche. Veneers sind die zweite Behandlungsmöglichkeit von Bestsmile, dabei handelt es sich um dünne Keramikschalen, die massgefertigt auf die Zähne geklebt werden. 2022 wurde das Unternehmen vom Migros-Genossenschaft-Bund (MGB) gekauft. Aktuell arbeiten an 36 Standorten rund 340 Mitarbeitende.
quelle: bestsmile/migros-genossenschafts-bund

Patriarca ist enttäuscht: «Rückblickend betrachtet wäre ich besser direkt zu einem Spezialisten gegangen.» Das Endergebnis habe sie nun bald erreicht, doch der Weg dahin würde sie «anderen nicht empfehlen und selbst kein zweites Mal mehr machen». Der Preis wurde von Bestsmile jedoch eingehalten, gekostet habe das Ganze knapp 5000 Franken. Die Luzernerin teilte dennoch in einer Google-Bewertung ihre Unzufriedenheit mit.

Best Smile Aligner
Bestsmile-Aligner: Fabienne Patriarca hat die fehlerhafte Stelle rot eingekreist . Bild: zVg

Kunden, die Negatives schildern

Obwohl die meisten Bestsmile-Filialen auf Google über 4 von 5 Sternen haben, gibt es auch Kommentierende, die negative Erlebnisse schildern, wie Kopfschmerzen beim Tragen der Schienen oder eine unzureichende Betreuung durch medizinisches Fachpersonal. Auch die Qualität der Zahnspangen wird zum Teil infrage gestellt. Was sagt Bestsmile dazu?

Auf Anfrage von watson teilt eine Sprecherin des Migros-Genossenschaft-Bundes (MGB) über die Google-Bewertungen mit: «Wir haben seit der Gründung über 39’000 Kundinnen und Kunden behandelt und nehmen ihr Feedback laufend aktiv entgegen. Die Rezensionen über die letzten Jahre zeigen uns, dass Bestsmile-Kunden überdurchschnittlich zufrieden sind.»

Best Smile AG, Bestsmile Filliale in Zürich
39'000 Kundinnen und Kunden in der Schweiz: Bestsmile.Bild: watson/chiara hess

Skepsis gegenüber der Zahnarzt-Kette äussern jedoch nicht nur einige Kunden. Auch Verbände aus der Zahnmedizin-Branche haben Vorbehalte gegenüber dem Konkurrenten und Schweizer Marktführer Bestsmile. Sie kritisieren vor allem eine ungenügende Beratung, gerade auch für Jugendliche, Lockvogel-Preise und die Qualität der Arbeit.

Punkt: Beratung

Seit diesem April hat Bestsmile das Angebot für die transparenten Aligner-Zahnspangen auf Jugendliche ab 11 Jahren ausgeweitet. Dafür musste die Migros-Tochter die Kompetenzen in der Kieferorthopädie ausbauen. Peter Suter, Präsident der Vereinigung der Kantonszahnärztinnen und Kantonszahnärzte der Schweiz (VKZS), schreibt dazu: «Die Behandlung von Jugendlichen mit kieferorthopädischen Apparaturen und Alignern verlangt besondere Sorgfalt und Aufmerksamkeit. Da sich diese Personengruppe im Wachstum befindet, ist ein fundiertes kieferorthopädisches Wissen und Können gefragt. Ob man diese Kompetenzen hat, muss jeder Zahnarzt oder jede Zahnärztin für sich entscheiden.»

«Bestsmile suggeriert kurze Behandlungen, selektioniert aber einfache Zahnfehlstellungen.»
Alexander Johner

Alexander Johner ist Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Kieferorthopädie (SGK) und führt selbst eine Praxis in Murten. Er sagt: «Aligner wie Bestsmile eignen sich nicht zur Behandlung aller Fehlstellungen. Sie sind lediglich eine Möglichkeit unter vielen, die ein Fachzahnarzt beherrschen sollte.» Bei Kindern und Jugendlichen sei deshalb eine umfassende Diagnostik zentral – auch für eine allfällige Kostenübernahme der Invalidenversicherung oder der Grundversicherung.

Alexander Johner SGK Kieferorthopäde
Präsident des Kieferorthopädie-Verbands SGK: Alexander Johner. Bild: screenshot swissortho.ch

Bei Bestsmile sieht der Kieferorthopäde andere Dinge im Vordergrund. «Bestsmile suggeriert kurze Behandlungen, selektioniert aber bewusst einfache Zahnfehlstellungen, deren Behandlung beim Fachzahnarzt für Kieferorthopädie oft weder teurer noch länger wäre», sagt Johner. Die SGK habe zudem eine Begutachtungskommission gegründet, quasi eine Ombudsstelle, bei der sich Patienten melden können, welche die Behandlung ihres Zahnarztes infrage stellen. «Da hatten wir auch schon einzelne Fälle von Bestsmile-Kunden», erklärt der SGK-Präsident. Details dürfe er aus Datenschutzgründen keine nennen.

Diese Kritik weist die Migros zurück und erklärt: «Die Behandlungsempfehlungen sind immer medizinisch begründet.» Es würden erfahrene Fachzahnärzte für Kieferorthopädie die Aligner-Therapie für Jugendliche durchführen. Zum Vorwurf, bewusst einfache Zahnfehlstellungen zu selektionieren, schreibt die Migros: «Wir können eine überdurchschnittliche Behandlungsqualität anbieten und unterstützen Patienten darin, für Leistungen, die wir nicht anbieten, einen geeigneten Spezialisten zu finden.»

Punkt: Preise

Kieferorthopäde Johner ist nicht der Einzige, der die Preis-Taktik von Bestsmile kritisiert. Auch bei der Zürcher Sektion der Schweizerischen Zahnärzte Gesellschaft (SSO) nimmt man Bestsmile mit Vorbehalten wahr. «Sie machen direkt beim Endkunden Werbung, versprechen schöne Zähne praktisch über Nacht und günstige Preise mit Ratenzahlung. Das ist eine Lockvogel-Taktik, die wir beim Verband bei unseren Mitgliedern nicht tolerieren und dagegen vorgehen», sagt SSO-Zürich-Präsident Roger Naef zu watson. Bestsmile sei aber kein Mitglied beim SSO.

Best Smile AG, Bestsmile Filliale in Zürich
Zahnkorrektur ab 40 Franken pro Monat: Bestsmile.Bild: watson

Die Migros jedoch dementiert die Lockvogel-Taktik bei den Preisen: «Bei Bestsmile gibt es einen vor Behandlungsbeginn transparent kommunizierten Fixpreis und Monatskosten und damit keine unvorhergesehenen Zusatzkosten. Weil wir die gesamte Wertschöpfungskette – von der Untersuchung über die Behandlung bis zur Produktion in Winterthur – inhouse abdecken, sind wir in der Lage, eine kostengünstige Alternative zu herkömmlichen Behandlungsmethoden anzubieten.»

«Die Bestsmile-Veneers, die ich gesehen habe, waren qualitativ katastrophal.»
Roger Naef

Dies sieht Roger Naef anders. «Oftmals fallen die Kosten am Ende trotzdem ähnlich hoch aus wie bei anderen Zahnärzten», sagt der SSO-Zürich-Präsident, der selbst eine Zahnarztpraxis in Zürich führt. Noch teurer werde es, wenn andere Zahnärzte Ausbesserungen vornehmen müssten, das habe er selbst schon erlebt. Naef hat persönlich Erfahrungen gemacht mit Veneers von ehemaligen Bestsmile-Kunden. «Ihre Veneers, die ich gesehen habe, waren qualitativ katastrophal. Die hatten nichts mit einem ästhetischen Lächeln zu tun, sondern sahen aus wie Klavier-Zähne, und sie passten nicht richtig auf die Zähne», sagt Naef.

Veneers
Massgefertigte Keramikschalen für die Zähne: Veneers. Bild: screenshot bestsmile.ch

Punkt: Qualität

Die Qualität der Arbeit stellt auch der Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Aligner Orthodontie (SGAO), Phil Scheurer, infrage. Er sagt zu watson: «Ein Blick auf die Vorher-Nachher-Bilder auf der Website von Bestsmile genügt, um zu sehen, dass ihre gezeigten Resultate alle inakzeptabel sind», sagt Scheurer. Seiner Meinung nach bestehen zum Teil «gravierende Behandlungsfehler».

«Wenn von 30’000 Kunden das die besten Fälle sind, ist das erschreckend.»
Phil Scheurer

Scheurer, selbst Fachzahnarzt für Kieferorthopädie, hat für watson eines der Vorher-Nachher-Bilder kommentiert. Er hat eingezeichnet, was dabei falsch lief: «Der Kreuz-/Zwangsbiss auf der rechten Seite des Patienten, welcher für das Kiefergelenk eine sehr hohe Behandlungsnotwendigkeit darstellt, ist am Schluss immer noch vorhanden.» Dies, obwohl eine Korrektur einfach gewesen wäre. Das Fazit des SGAO-Präsidenten: «Die Zähne stehen besser, aber bei Weitem noch nicht gut. Dem Patienten wurde also nicht geholfen.»

Bestsmile Vorher Nachher Bild, gekennzeichnet von Phil Scheurer
Vorher-Nachher-Bild von Bestsmile: Der rote Kreis steht für den noch vorhandenen Kreuzbiss und die blau-roten Linien stehen für die ungerade Korrektur der Zahnfehlstellung.Bild: bild: screenshot bestsmile.ch / edit: phil scheurer

watson hat das Vorher-Nachher-Beispiel von der Bestsmile-Website Professor Theodore Eliades gezeigt, Direktor der Klinik für Kieferorthopädie und Kinderzahnmedizin an der Universität Zürich. Er stimmt dem Urteil von Scheurer zu und schreibt weiter: «Die Effizienz einer Behandlungsmethode kann sich nicht darauf beschränken, aus einer Fehlstellung eine neue zu erzeugen.»

Damit stellt sich die Frage, weshalb Bestsmile mit Ergebnissen wirbt, die qualitativ nicht ausreichen. «Wenn von 30’000 Kunden das die besten Fälle sind, ist das erschreckend», sagt SAGO-Präsident Phil Scheurer dazu. Wenn bei einem Patienten am Schluss die Zähne ein wenig schöner dastehen würden, aber das medizinische Problem ungelöst bleibe, sei das eine klare Fehlbehandlung.

Die Migros wiederum hält an der eigenen Qualität fest. «Dank unserer eigenen Produktion in Winterthur sind die Zahnschienen von hoher Qualität.» Mangelhafte Produkte würden «selbstverständlich ersetzt». «Zudem werden die Kunden während der gesamten Behandlungsdauer eng von den Medizinern betreut», schreibt die MGB-Sprecherin. Auch die Kritik an der Wirksamkeit der Aligner und Veneers möchten sie entkräften: «Die Zahnärztinnen und Zahnärzte sind spezialisiert auf die Behandlung von Zahnfehlstellungen. Mit über 5000 erfolgreich durchgeführten Behandlungen sind sie mit ihrer Erfahrung branchenführend.»

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104 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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ujay
07.05.2023 10:50registriert Mai 2016
..."Auch Verbände aus der Zahnmedizin-Branche haben Vorbehalte gegenüber dem (billigeren!) Konkurrenten".... Klar haben die organisierten Zahnärzte Angst um ihr Goldminen. Schamlos überrissene Preise muss man ja irgendwie rechtfertigen!
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Bruno Wüthrich
07.05.2023 11:06registriert August 2014
Heute gibt es immer mehr von diesen mit scheinbar perfekten Zähnen grinsenden Ungeheuern (männlich und weiblich). Meistens sieht man von weitem, dass die Zähne nicht echt sind. Oft sieht das wirklich sehr unsexy und extrem unnatürlich aus. Zähne und der Mund als Ganzes gehören gepflegt. Dass extreme Zahnstellungen korrigiert werden, verstehe ich. Perfektion bei den Zähnen ist jedoch nicht nötig.
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Betty White's Ghost
07.05.2023 11:03registriert Juni 2022
Wenn ich an Veeners denke, läufts mir irgendwie kalt den Rücken runter.
Klar, es ist ne tolle Möglichkeit für wirklich schlechte Zähne, aber darüber hinaus verstehe ichs nicht ganz.

Und das alles, was möglichst billig daher kommt, nicht unbedingt top Qualitat beinhaltet, sollte klar sein. Das heisst aber noch lange nicht, dass überrissene Preise gerechtfertigt sein müssen.
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