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Die Schweiz zahlt rund sechs Mal mehr für Gas als üblich

Die Schweiz zahlt rund sechsmal mehr für Gas als üblich

20.09.2022, 11:0020.09.2022, 16:58
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Die drohende Gasknappheit im Zuge des Kriegs in der Ukraine kommt auch die Schweiz teuer zu stehen. Die Importausgaben für den fossilen Rohstoff haben sich drastisch erhöht, während die Importmenge trotz der stark gestiegenen Preise stabil geblieben ist.

ARCHIVBILD ZUM ZIEL DES BUNDESRATES, IM WINTERHALBJAHR 2022/23 15 PROZENT WENIGER GAS ZU VERBRAUCHEN, AM MITTWOCH, 24. AUGUST 2022 - Die Erdgastanks der Erdgas Ostschweiz AG mit Sitz in Zuerich, aufge ...
Die Erdgastanks der Erdgas Ostschweiz AG mit Sitz in Zürich.Bild: keystone

Die Schweiz hat im laufenden Jahr bis Ende August bereits über 4,4 Milliarden Franken für Erdgasimporte ausgegeben – so viel wie noch nie zuvor. Im Vergleich zum selben Zeitraum in den letzten zehn Jahren haben sich die Ausgaben damit in etwa versechsfacht – und das, obwohl sogar minimal weniger Gas eingekauft wurde als in den Vorjahren. Dies zeigt eine Analyse der Nachrichtenagentur AWP, basierend auf den am Dienstag veröffentlichten Aussenhandelsdaten vom Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG).

Allein für Gas aus Deutschland – der mit Abstand wichtigste Handelspartner – zahlte die Schweiz über 3 Milliarden Franken. 2021 zahlte die Schweiz für eine vergleichbare Menge Gas aus Deutschland nur rund 440 Millionen Franken, 2020 waren es gar nur knapp 290 Millionen Franken.

Indirekte Abhängigkeit von Russland

Der zweitwichtigste Gaslieferant neben Deutschland ist Frankreich. Auch dort haben sich die bisherigen Ausgaben für 2022 mit rund 900 Millionen Franken im Vergleich zum Vorjahr vervierfacht. Für Gas aus Italien hat die Schweizer Gaswirtschaft bis Ende August etwas mehr als 230 Millionen Franken ausgegeben.

Da die Schweiz kein Erdgas fördert und keine kommerziell betriebenen Gasspeicher hat, ist sie von den Reserven anderer Länder abhängig. In Deutschland stehen die grössten Speicher. Das Land bezieht den Grossteil seiner Gasreserven aus Russland, auch wenn dieser Anteil seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine gezwungenermassen deutlich zurückgegangen ist.

Obwohl die Schweiz keine direkten Lieferbeziehungen zu Russland hat, war es daher bisher mehrheitlich russisches Gas, das via Nachbarländer importiert wurde. Im Jahr 2021 betrug der russische Anteil am Gasimportmix laut dem Verband der Schweizerischen Gasindustrie (VSG) 43 Prozent.

Energieimporte werden teurer

In den vergangenen Jahren machten die Gaseinkäufe noch jeweils weniger als 1 Prozent der gesamten Schweizer Importe aus. In den ersten acht Monaten 2022 schwoll der Anteil wegen der Preisexplosion auf 3 Prozent an.

Da im Zuge der Energiekrise auch die Preise für Strom und Erdöl massiv gestiegen sind, flossen von Januar bis August mit über 14 Milliarden Franken bislang über 9 Prozent aller Schweizer Importausgaben in Energieträger. Dieser Wert hat sich im Vergleich zur selben Periode im Vorjahr fast verdreifacht.

Die Schweiz hat einen im Vergleich eher geringen Gasverbrauch. Vom hiesigen Energiebedarf macht der Rohstoff rund 15 Prozent aus. Erdgas wird hierzulande vor allem zum Heizen und in der Industrie gebraucht. Grosse Gaskraftwerke zur Stromproduktion gibt es keine. (sda/awp)

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27 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Gauss
20.09.2022 14:01registriert Dezember 2020
Die Preise steigen seit drei Jahren stark an und da plant unsere Regierung mehrere grosse Gaskombikraftwerke zu bauen. Wir erleben in Echtzeit das Scheitern der Energiestrategie 2050 und der Klimaziele.
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Lowend
20.09.2022 11:32registriert Februar 2014
Wenn wir dieses Geld einmalig in regenerative Energieerzeugung im Inland stecken würden, anstatt dauerhaft Autokratien und Diktaturen damit zu unterstützen, würden wir energietechnisch und finanziell im Schlaraffenland leben, kaum CO₂ verursachen und unsere Energieerzeuger hätten Vollbeschäftigung, statt staatlicher Rettungsschirme.
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