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Zürcher Bürgerliche lehnen Lohndeckel für Banker ab – Linke enttäuscht

Zürcher Bürgerliche lehnen Lohndeckel für Banker ab – Linke enttäuscht

Der Zürcher Kantonsrat hat sich gegen einen Lohndeckel für die Spitze der ZKB ausgesprochen. Eine Mehrheit will keine staatlichen Eingriffe. Die Ratslinke sprach von einer verpassten Chance nach dem Credit-Suisse-Debakel.
17.04.2023, 13:1617.04.2023, 13:16
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Kein Votum kam bei der emotionalen, morgenfüllenden Debatte an der Sitzung vom Montag ohne Kritik an den Grossbanken aus. Dennoch stellten sich die Sprecher der Mitte-Rechts-Parteien im Zürcher Kantonsrat gegen die Parlamentarische Initiative (PI) der SP, die eine Lohnbeschränkung für die ZKB-Generaldirektion forderte. Die Kantonalbank sei eben anders, verantwortungsvoller, war oft zu hören.

ZU DEN JAHRESZAHLEN 2017 DER ZUERCHER KANTONALBANK ZKB, STELLEN WIR IHNEN HEUTE, 9. FEBRUAR 2018, FOLGENDES BILDMATERIAL ZUR VERFUEGUNG - Das Logo der Zuercher Kantonalbank, aufgenommen vor dem Gebaeu ...
Die Löhne bei der ZKB waren Thema im Zürcher Kantonsrat.Bild: KEYSTONE

Mehrere Redner betonten, dass nicht das Parlament, sondern der Bankrat für die Löhne verantwortlich sei. Dieser wird durch den Kantonsrat gewählt. Über Bankrat und die Aufsichtskommission müsse das Thema angegangen werden, sagte etwa Tobias Weidmann (SVP, Hettlingen).

Beatrix Frey (FDP, Meilen) sagte, dass die ZKB in Konkurrenz mit anderen Banken stehe und mit den Löhnen die besten Fachkräfte suchen müsse. Marzena Kopp (Mitte, Meilen) kritisierte die «Boni-Kultur» der Banken scharf, lehnte die PI im Namen ihrer Partei aber ab.

Wie beim Universitätsspital

Die linken Parteien warfen den Bürgerlichen vor, sich zu winden und Worthülsen zu verbreiten. Thomas Forrer (Grüne, Erlenbach) erinnerte daran, dass das Parlament auch beim Unispital einen Lohndeckel beschlossen hatte. Qualifiziertes Personal finde man auch auf diese Weise. Die Initiantin Isabel Bartal (SP, Zürich) sagte, dass es die Branche nicht schaffe, sich selber zu regulieren. Die Bevölkerung würde sich angesichts der «unverhältnismässig hohen Löhne» wohl für einen Lohndeckel aussprechen, sagte Bartal.

Markus Bischoff (AL, Zürich) fühlte sich bei den Banken an den Profifussball erinnert. «In beiden Bereichen treffen sich Männer mit starken Egos, die völlig realitätsfremd handeln», sagte er.

Auch aus der SVP gab es einzelne kritische Stimmen. So meinte Christina Zurfluh Fraefel (Wädenswil), dass sie froh sei, dass nicht die «Besten», also die mit den höchsten Löhnen, bei der ZKB arbeiteten.

Der Kantonsrat lehnte den Lohndeckel mit 101 zu 66 Stimmen bei zwei Enthaltungen ab.

Beinahe vertagt

Das Geschäft wurde nach Zustimmung zu einem Ordnungsantrag von Hans-Peter Amrein (parteilos, Küsnacht) beinahe vertagt. Er hatte verlangt, dass der Bankratspräsident befragt werden soll. Ein weiterer Ordnungsantrag von Markus Bischoff, das Geschäft dennoch zu behandeln, wurde aber, dank Sinneswandel auf der linken Seite, ebenfalls angenommen.

Die PI der SP forderte, dass der ZKB-Chef höchstens so viel verdienen soll wie der Chef der Nationalbank. SNB-Präsident Thomas Jordan hatte im Jahr 2021 1.25 Millionen Franken verdient. Der Lohn des ZKB-Chefs lag im gleichen Jahr bei 2.2 Millionen. (sda)

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26 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Rethinking
17.04.2023 14:42registriert Oktober 2018
Wenn man bei 20 Min reinschaut und die Kommentare z.B. zu den Sympathien von Ausländern zu den Parteien liest, da sieht man wie krass die Schweizer Bevölkerung von den Bürgerlichen manipuliert wird…

Da behaupten allen Ernstes sehr viele die SVP schaue für den kleinen Mann und die SP sei am Bankendebakel verantwortlich etc.

Demokratie ist grundsätzlich gut, allerdings ist sie sehr von der korrekten Information, dem Interesse und einer gewissen Intelligenz und Weitsicht der Bevölkerung abhängig…
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Massalia
17.04.2023 14:14registriert Juni 2021
War doch klar. Für die Show und den Wahlkampf eins auf empört machen, bei den Abstimmungen dann wie eh und ja die Bankinteressen vertreten.

Es ist jeder selbst schuld, der die bürgerlichen Heuchlerei wählt. Für wenige statt für alle.
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Lou Disastro
17.04.2023 15:35registriert August 2020
Der Bischoff ist lustig. Im Profifussball gibt es zwar sehr wohl exorbitant hohe Löhne und die Männer haben ein grosses Ego, aber wenn ein Spieler oder ein Trainer seine Leistung nicht erbringt, sinkt sein Marktwert, er wird verkauft, sein Vertrag wird nicht verlängert. Es ist dann eben nicht so, dass die Steuerzahler den Starkickern ihre Millionenlöhne zahlen müssten, wenn sie auf dem Feld versagten.
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