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Credit Suisse: PUK-Bericht zeigt gravierende Fehler auf

Zwischenfazit zeigt: Beim Untergang der Credit Suisse wurde auf ganzer Linie versagt

Die parlamentarische Untersuchungskommission hält fest, dass beim Fall der Credit Suisse der Bundes­rat, Finma und die National­bank versagt haben.
14.07.2024, 14:2114.07.2024, 15:21
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Die Befragungen der parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK) zum Untergang der Credit Suisse sind abgeschlossen. Im Schlussbericht werden die wichtigen Institutionen scharf kritisiert.

Untersucht wurde die Zeit von 2015 bis 2023 – «also jene Jahre, in denen bei der Credit Suisse die entscheidenden Fehler gemacht wurden», wie der «Tages-Anzeiger» schreibt.

Laut der PUK haben folgende 3 Institutionen versagt: der Bundes­rat, die Finma und die National­bank. Auch Ueli Maurer steht am Pranger.

Nationalbank und Finma

Der Finanzmarktaufsicht (Finma) wird hauptsächlich vorgeworfen, dass sie 2022 nicht sofort reagiert haben, als bekannt wurde, dass die Credit Suisse Probleme hat. Die Finma sagte immer wieder, dass ihnen die Hände gebunden waren – diese Aussage wird im Bericht nicht kommentiert.

Die Finma argumentierte weiter, dass ihnen die nötigen Kompetenzen fehlten. Doch davon möchte der Bericht der PUK nichts wissen. Gemäss PUK hätte sich die Finma nämlich auf die Generalklausel in Artikel 31 des Finma-Gesetzes berufen können. Diese besagt, dass die Finma im Fall von Missständen für «die Wiederherstellung des ordnungsgemässen Zustandes» sorgen darf.

Auch die Nationalbank, die als Kreditgeber genügend Geld hatte, um den Liquiditätsengpass zu überbrücken, tat laut PUK nicht genug. Dies, obwohl sie 250 Millionen Franken bei der Fusion der UBS und CS garantierte. Bei der Vergabe einer Notfall-Liquidität war die Nationalbank äussert restriktiv, heisst es im Bericht.

Ökonom und Banker Paul Tucker veröffentlichte im April einen Bericht, in dem es heisst: «Das Fazit in der Credit-Suisse-Affäre ist, dass die Schweizer Behörden äusserst unvorbereitet waren, das Auseinanderbrechen des Unternehmens zu verhindern oder einzudämmen, obwohl die Bank erstens seit vielen Jahren als systemisch wichtig eingestuft war und zweitens ihre Probleme seit vielen Monaten offenkundig waren.» Dieser Bericht diente im April als Grundlage für den «Too big to fail»-Bericht des Finanzdepartements. Zu Tuckers Fazit ist auch die PUK gekommen.

Bundesrat und Ueli Maurer

Auch der ehemalige Bundesrat Ueli Maurer steht im Zwischenbericht der PUK am Pranger. Es heisst, dass es seine Schuld war, dass man nicht vorbereitet war. Maurer war von 2015 bis 2022 Finanzminister und deshalb der Verantwortliche in der Politik.

Alt-Bundesrat Ueli Maurer spricht beim Symposium zum gesundheitspolitischen Rueckblick und Ausblick 2024 unter dem Titel "Corona - Fakes und Fakten", am Samstag, 6. April 2024 in Bern. (KEYS ...
Alt-Bundesrat Ueli Maurer.Bild: keystone

Am 2. November 2022 brachte Maurer das Thema in den Bundesrat und es kam zu einer ausserordentlichen Sitzung, in der Nationalbank-Präsident Thomas Jordan sagte, dass die Nationalbank sofort 50 Milliarden Franken Liquidität bereitstellen würde.

Nach dieser Sitzung informierte Maurer den Credit-Suisse-Präsidenten Axel Lehmann über die Sitzung, doch dieser wollte die Hilfe nicht annehmen.

Bis im März 2023 setzte der Gesamtbundesrat allerdings keine energischen Massnahmen durch. «Als Karin Keller-Sutter im Finanzministerium Maurers Nachfolge antrat, blieb ihr nicht viel anderes mehr, als zwei Monate später die Fusion der Credit Suisse mit der UBS zu forcieren», schreibt der «Tages-Anzeiger».

(cmu)

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Die Mitglieder der Credit-Suisse-PUK
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Die Mitglieder der Credit-Suisse-PUK
Franziska Ryser (GP-SG/Nationalrat)
quelle: keystone / christian merz
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80 Kommentare
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Acai
14.07.2024 14:33registriert März 2017
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El_Chorche
14.07.2024 14:30registriert März 2021
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Chuchichäschtli
14.07.2024 14:47registriert März 2022
Dies kommt halt davon wenn man den Bock zum Gärtner, ähm den Buchhalter zum Finanzminister macht.
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