Mit ernster Miene blicken UBS-Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher und CEO Ralph Hamers in die Kamera. Sie erklären, warum die Übernahme der Credit Suisse für die Schweizer Grossbank ein Meilenstein ist. Das Video vom vergangenen Freitag wurde auf der Business-Plattform Linkedin um den halben Globus geteilt.
Das Video hat zahlreiche Kommentare ausgelöst. Ein prominenter Kommentarschreiber stammt aus der Schweiz, er bringt seine Sorge über die Megafusion zum Ausdruck.
«Dear Ralph», beginnt Christoph Aeschlimann seinen Beitrag. Er ist der CEO von Swisscom, dem grössten Telekommunikationsunternehmen im Land. Er hoffe, sagt Aeschlimann an den UBS-Boss gerichtet, dass die Bank neben einer vollständigen Integration der CS sich auch überlege, deren Schweiz-Geschäft abzuspalten und damit an die Börse zu gehen. «Anstelle von Kostensynergien könnte dies einen substanziellen Mehrwert für UBS schaffen und Tausende von Arbeitsplätzen in der Schweiz retten», schreibt Aeschlimann auf Englisch.
Eine Antwort erhält er freilich nicht, dafür aber leistet er so einer Idee Vorschub, die diese Woche FDP-Präsident Thierry Burkart in den Zeitungen von CH Media propagiert hat. Eine solche Abspaltung verlangt Burkart mittels Kommissionsmotion. Die Angst vor den Auswirkungen eines Bankenkolosses treibt auch die Politik um.
Einen Brief mit diesem Anliegen als Kernbotschaft haben in den vergangenen Tagen sämtliche National- und Ständeräte erhalten – unterzeichnet von Hans-Ullrich Müller. Als früherer Regionalleiter der Credit Suisse stand er über 1000 Angestellten vor. In einem Interview mit der «Berner Zeitung» geht er gleichzeitig hart ins Gericht mit der Führungsetage seiner einstigen Arbeitgeberin: «Die Fehler des Managements sind unglaublich, richtig haarsträubend», lässt sich Müller zitieren. Es sei viel zu Bruch gegangen in den letzten Jahren.
Es ist bemerkenswert, mit welcher Heftigkeit Vertreter aus der Wirtschafts- und Bankenwelt mit der Führung der einst stolzen Zürcher Grossbank ins Gericht gehen.
Peter Buomberger, früherer Chefökonom der UBS, schreibt auf Linkedin:
Buomberger zieht dabei einen Vergleich zum ehemaligen Raiffeisen-Chef, der wegen Betrugs erstinstanzlich verurteilt wurde: Im Gegensatz zum Credit-Suisse-Missmanagement seien die Verfehlungen von Pierin Vincenz «ein harmloser Fall». Auch Buomberger lobt ausserdem die Idee, die Credit Suisse schnellstmöglich von der UBS abzuspalten.
Am Samstag lupfte es auch Peter Wuffli den Hut. Der ehemalige CEO der UBS zeigte sich zuerst einverstanden mit einem kritischen Leitartikel der NZZ. Doch dann griff er die Zeitung, für die Wuffli in jungen Jahren einst gearbeitet hatte, in der Causa CS an. «Musste die NZZ den Begriff Monsterbank prägen? Geht's noch? Mehr Boulevard ist kaum denkbar.»
Grund für den Ärger von Wuffli waren zwei Interviews, die in der Zürcher Zeitung erschienen sind. Eines mit Konrad Hummler, dem ehemaligen Partner der Bank Wegelin. Und eines mit Thomas Borer, dem früheren Spitzendiplomaten. Borer ist nunmehr Unternehmensberater, er hatte gesagt, die Credit Suisse sei bis in den Kern verfault.
Wufflis Intervention ist vor dem Hintergrund seiner eigenen Biografie interessant. 2007 musste der einstige «Euopean Banker of the Year» die UBS verlassen, nachdem der hauseigene Hedgefund gefloppt war. Wenig später brach eine weltweite Finanzkrise aus. Wuffli übernahm Verantwortung. Er gehörte zu den wenigen Top-Managern, die eigene Boni zurückzahlten. «Hohe Zahlungen für abtretende Top-Leute in einem Unternehmen in schwerer Schieflage sind nicht zu rechtfertigen», sagte Wuffli damals.
Boni zurückbezahlen und das Risiko einer Megabank minimieren: Diese beiden Forderungen scheinen auch die beiden grössten gemeinsamen Nenner in der Gesellschaft zu sein. Zumindest liegt dieser Schluss nahe, wenn man mehreren Umfragen folgt, welche diese Woche die Schweizer Volksseele abbilden wollten. Gegenüber dem Institut Sotomo im Auftrag des «Sonntagsblicks» befürworteten 81 Prozent der Befragten eine Ausgliederung der Credit Suisse von der UBS.
Noch einhelliger scheint die Meinung bei den Boni zu sein: Gar 96 Prozent aller Befragten forderten, dass die für den Untergang verantwortlichen CEO und Verwaltungsräte der Credit Suisse finanziell zur Rechenschaft gezogen werden. (aargauerzeitung.ch)
Wird Zeit zur Tagesordnung über zu gehen.
keine der beiden parteien hat sich jemals an der bonikultur und den teilweise völlig überrissenen vergütungen gestört. vielmehr wurde stets auf den markt verwiesen und die saläre damit gerechtfertigt, dass solche löhne notwendig seien, um auch die besten leute zu bekommen.
jetzt plötzlich den moralapostel zu spielen, ist einfach nur heuchelei.