Der Vertrag werde vermutlich noch heute unterschrieben, sagte Pascal Strupler, Direktor des Bundesamts für Gesundheit, am Dienstagabend in der SRF-Diskussionsrunde «Club». Der Bund habe die Fühler ausgestreckt und setze dabei auf jenen Impfstoff, der sehr wahrscheinlich als erstes im Ziel sei. Bis die Unterschriften vorlägen, könne das Bundesamt keine Details zum Inhalt geben, sagt eine Sprecherin auf Nachfrage.
Ja. Die Behörde stehe auch mit weiteren möglichen Impfstoff-Kandidaten im Gespräch, sagt eine Sprecherin. Derzeit könne nicht mit Sicherheit gesagt werden, welche Unternehmen oder Projekte sich durchsetzen würden. «Der Bund setzt deshalb auf ein diversifiziertes Vorgehen, um die Chancen auf einen schnellen und sicheren Zugang zu einem Impfstoff zu erhöhen.»
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Vermutlich hat sich der Bund eine bestimmte Anzahl Impfdosen gesichert. Ob genaue Eckpunkte des Vertrags, vor allem auch der Preis, bekannt werden, wird sich zeigen, sobald das Bundesamt kommuniziert.
Das Unternehmen will pro Dosis zwischen 32 und 37 Dollar verlangen, wenn ein Land «kleinere Volumen» bestellt. Dies sagte Moderna-Chef Stéphane Bancel heute an einer Telefonkonferenz. Das Unternehmen geht davon aus, dass zwei Impfdosen pro Person nötig sein werden. Nimmt man beispielsweise an, dass der Bund eine Million Personen mit dem Moderna-Produkt impfen will, so würden Kosten zwischen 64 und 74 Millionen Dollar fällig. Andere Impfstoffhersteller wollen jedoch deutlich weniger Geld verlangen. Die Rede ist von 4 bis 20 Dollar pro Dosis.
Am Dienstag vor einer Woche startete das Unternehmen die dritte und letzte Phase der klinischen Entwicklung. Insgesamt sollen 30'000 Personen an der Studie teilnehmen. Optimisten wie der prominente US-Regierungsberater und Immunologe Anthony Fauci glauben, dass bereits im Oktober klar sein könnte, ob der Impfstoff funktioniert. Möglicherweise seien die Daten auch erst im November verfügbar, sagte Fauci vor zehn Tagen. Doch damit ist der Impfstoff noch nicht verfügbar. So braucht es eine Zulassung der verschiedenen Gesundheitsbehörden. Danach muss die Massenproduktion anlaufen.
Bislang hat das im Jahr 2010 gegründete Unternehmen noch kein Medikament oder Impfstoff auf den Markt gebracht. Moderna arbeitet mit der sogenannten mRNA-Technologie. Dabei handelt es sich um einen neuen Ansatz. Anders als bei herkömmlichen Impfstoffen werden keine Bestandteile des Erregers gespritzt, sondern kopierte Teile seines Gencodes, die mRNA. Es gibt aber bis jetzt keine Zulassung für einen Impfstoff, der auf dieser Technologie basiert.
Es ist offen, wie lange die Wirkung eines Impfstoffs anhält. Eine Studie des King's College in London zeigte, dass die Antikörper genesener Coronapatienten innerhalb von Monaten nach der Infektion deutlich abnahmen. Dies wirft die Frage auf, wie lange ein Impfstoff verhindern kann, dass sich Menschen mit der Krankheit anstecken. Noch nicht völlig geklärt ist das Ausmass der Nebenwirkungen, vor allem für ältere Patienten. Bisherige Daten stammen von einer Studie mit Teilnehmern, die im Durchschnitt 33 Jahre alt waren.
Zunächst ist eine jährliche Produktion von 500 Millionen Dosen geplant. Zentraler Partner ist die Basler Pharmazulieferin Lonza, die im Erfolgsfall den Wirkstoff für 400 Millionen Dosen herstellen wird. Laut Moderna kann die Produktion bis auf eine Milliarde Dosen ausgebaut werden.
Am aggressivsten gehen die USA vor. Unter dem Namen «Operation Warp Speed» hat das Land bereits über 8 Milliarden Dollar bereit gestellt, um Impfstoffe und Medikamente gegen Corona zu entwickeln. Davon erhält Moderna knapp eine Milliarde Dollar, vor allem um die erwähnte grosse klinische Studie zu finanzieren. Das Ziel der USA ist es, bis nächsten Januar 300 Millionen Impfdosen zur Verfügung zu haben. Daneben haben unter anderem Deutschland, Frankreich, Italien und die Niederlande einen Vertrag über 300 Millionen Impfdosen mit dem Hersteller Astrazeneca abgeschlossen. Grossbritannien hat mit mehreren Produzenten Deals ausgehandelt.
Vermutlich am Weitesten ist der Pharmakonzern Astrazeneca, der zusammen mit der britischen Universität Oxford einen Impfstoff entwickelt. Er befindet sich ebenfalls in der letzten der drei Phasen der klinischen Entwicklung. Derzeit wird er in Grossbritannien, Brasilien und Südafrika getestet. Eine erweitere Studie soll bald in den USA starten. Zur Spitzengruppe zählt das Duo bestehend aus dem US-Pharmakonzern Pfizer und der deutschen Firma Biontech. Die beiden Firmen haben ebenfalls mit einer entscheidenden Studie mit 30'000 Personen begonnen, dies genau einen Tag, nachdem Moderna damit startete.
Allerdings dauerte die Entwicklung der Impfungen Jahrzehnte. Noch lange nicht für jede Erkrankung gibt es sichere und funktionierende Impfungen.
Seit 2004 forscht man an genetisch veränderten Impfstoffen. Keiner ist bis jetzt schon nur einer Zulassung nahe gekommen..
Und nun soll dies innerhalb von Monaten geschehen?
Ich habe sehr, sehr grosse Zweifel, dass nun mit der gleichen Sorgfalt wie üblich gearbeitet wird.
Wieso habe ich das Gefühl, dass es ein deja-vu geben wird?
Ich bin kein Fan davon, wenn jetzt bei mRNA-Impfstoffen Abkürzungen gemacht werden. Zu den Langzeitfolgen ist halt nichts bekannt.
Man muss bei potentiellen Nebenwirkungen bei jungen Menschen sehen, dass unter 1/10000 der Infizierten sterben (Daten aus Genf, mit T-Zellen-Immunität wohl weniger), und die schweren Langzeitfolgen scheinen nicht so häufig, wie von den Medien behauptet, da sie sich auf eine kleine, hospitalisierte Kohorte beziehen.
Der Impfstoff muss aber um Zehnerpotenzen sicherer sein als eine Erkrankung!