Euro zeitweise unter 93 Rappen: Erste Reaktion der Schweizerischen Nationalbank erwartet
Der Euro gibt zum Schweizer Franken weiter nach. Zu Wochenbeginn bewegte er sich um die 93 Rappen herum, zeitweise deutlich darunter. Wie die Analysten der Zürcher Kantonalbank (ZKB) schreiben, hat sich der Franken damit seit Ende November gegenüber dem Euro um rund 3 Prozent aufgewertet. Über ein Jahr betrachtet sind es gar 6 Prozent.
Damit hat der Franken nun eine wichtige Schwelle überschritten. Bisher hatte die Frankenaufwertung nur die höheren Preissteigerungen in der Eurozone ausgeglichen. Zum Beispiel sind die Preise für Nahrungsmittel dort viel stärker gestiegen als in der Schweiz. Der starke Franken glich diesen Nachteil aus. Mehr nicht. Somit wurde das Einkaufen in Deutschland für Schweizer Lohnbezüger nicht wirklich billiger.
Doch laut ZKB geht die jüngste Franken-Aufwertung nun darüber hinaus: Die sogenannte reale Bewertung des Franken habe sich zum Euro erhöht. Damit wäre das Shoppen in Deutschland für Einkaufstouristen tatsächlich günstiger geworden. Allerdings ist dieser Effekt noch nicht allzu gross. Die ZKB schreibt: «Wir halten den Franken nach wie vor nicht für deutlich überbewertet.» Der faire Wert liege zurzeit schätzungsweise bei 96 Rappen – also drei Rappen über dem aktuellen Niveau.
Ein erster Schritt der SNB
Wie reagiert nun die Schweizerische Nationalbank? Die ZKB rechnet nicht mit einem «überschnellen Richtungswechsel der SNB», jedoch mit «einem ersten Schritt». Also so etwas wie einer ersten Reaktion der Währungshüter um SNB-Präsident Thomas Jordan.
Und zwar erwartet die ZKB, dass die SNB auf weitere Devisenverkäufe verzichten wird. Solche Verkäufe bedeuten, dass ausländische Währungen verkauft und so gleichzeitig Schweizer Franken gekauft wurden, was tendenziell dessen Aufwertung begünstigt. Ende Dezember publizierte Daten würden laut ZKB darauf hinweisen, dass die SNB bis im November weiter Devisen verkauft habe. Diese Käufe würde die SNB nun einstellen und damit den Franken zum Euro zumindest nicht weiter stärken.
Die nächste Reaktion der SNB wäre, den Franken zu schwächen, indem sie Franken verkauft und damit Devisen kauft. Mit einem solchen Schritt rechnet die ZKB nur für den Fall, dass der Franken real nochmals stärker wird. Wenn der Franken also auch dann noch stärker wird, wenn die höhere Inflation in der Eurozone verrechnet wird.
So weit muss es nicht zwingend kommen. «Nach der starken Währungsbewegung ist auch eine Gegenbewegung nicht auszuschliessen», schreibt die ZKB. Sprich: Der Franken könnte auch ohne Eingreifen der SNB wieder schwächer werden. (aargauerzeitung.ch)
