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Wirtschaft

Die Nationalbank belässt den Leitzins bei 1,75 Prozent

Analyse

Grosse Überraschung: Die Nationalbank belässt den Leitzins bei 1,75 Prozent

Die Schweizerische Nationalbank erhöht den Leitzins nicht wie erwartet. Anders als die Europäische Zentralbank dreht die SNB damit nicht weiter an der Zinsschraube. Zuvor hatte es in der Schweiz fünf Erhöhungen in Folge gegeben.
21.09.2023, 09:5721.09.2023, 11:57
Michael Graber und Samuel Thomi / ch media
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Die Schweizerischen Nationalbank (SNB) belässt den Leitzins bei 1.75 Prozent. Das teilte die SNB anlässlich der vierteljährlichen geldpolitischen Lagebeurteilung vom Donnerstag mit. Eine Erhöhung wäre die sechste in Folge gewesen seit dem Juni des vergangenen Jahres. Davor hatte der Leitzins jahrelang im negativen Bereich gelegen – zuletzt bei -0.75 Prozent.

Der Entscheid vom Donnerstag kommt unerwartet. Die meisten Ökonomen waren im Vorfeld davon ausgegangen, dass die Schweizer Währungshüter den Leitzins auf 2 Prozent erhöhen würden. Allerdings gab es durchaus auch Stimmen, die damit gerechnet haben, dass SNB-Direktor Thomas Jordan den Leitzins bei 1.75 Prozent belassen wird.

SNB ist bereit, am Devisenmarkt einzugreifen

Mit den vorangehenden Erhöhungen des Leitzinses wollte die Nationalbank jeweils dem gestiegenen Inflationsdruck entgegenwirken. Dieser hatte als Folge der Coronapandemie und des Ukraine-Kriegs zugenommen.

«Die über die letzten Quartale deutlich gestraffte Geldpolitik wirkt dem immer noch vorhandenen Inflationsdruck entgegen», schreibt die SNB in einer Mitteilung. Es könne aber aus heutiger Sicht nicht ausgeschlossen werden, «dass eine weitere Straffung der Geldpolitik nötig werden könnte.»

Dabei zeigt sich die SNB auch bereit, «bei Bedarf am Devisenmarkt aktiv zu sein» um« für angemessene monetäre Bedingungen zu sorgen», so die Nationalbank. Zuletzt war die Schweizer Währungshüterin während der Coronapandemie äusserst aktiv gewesen am Devisenmarkt.

Swiss National Bank's (SNB) Chairman of the Governing Board Thomas Jordan arrives for a media briefing at the Swiss National Bank in Zurich, Switzerland, on Thursday, June 22, 2023. (KEYSTONE/Mic ...
Thomas Jordan, Präsident des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank. Bild: keystone

Die EZB hat den Leitzins eben erhöht

Zu einer ganz anderen Einschätzung der Lage war zuletzt die Europäische Zentralbank (EZB) gekommen. Bereits vergangene Woche hatte diese ihren Leitzins erhöht. Im Euroraum liegt dieser nun bei 4.50 Prozent. Es war dies die insgesamt zehnte Erhöhung der Leitzinsen der EZB in Folge. Mehrere Vertreter von Notenbanken aus europäischen Ländern äusserten sich bei der Bekanntgabe dahingehend, dass mit dieser neuerlichen Erhöhung das Zinsplateau erreicht sein dürfte.

Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) dagegen beliess am Mittwoch den Leitzins wie die Schweizerische Nationalbank unverändert - allerdings auf hohem Niveau. Er liegt weiterhin in der Spanne von 5.25 bis 5.5 Prozent.

Die neue Wirtschaftsprognose der Fed deutet allerdings darauf hin, dass in diesem Jahr noch eine weitere Zinserhöhung anstehen könnte und die Zinsen auch im kommenden Jahr höher sein könnten als zuvor erwartet. Die Fed hatte den Leitzins seit März 2022 elf Mal angehoben - zuletzt im Juli um 0.25 Prozentpunkte.

Gut für Sparer, schlecht für den Immobilienmarkt

Mit Zinserhöhungen versuchen die Zentralbanken, die Inflation abzubremsen. Gleichzeitig könnten die höheren Leitzinse aber selbst wirtschaftliche Probleme verursachen: In der Schweiz etwa könnte der Wert von Immobilien einbrechen und die Hypothekarzinsen für Hausbesitzer stark ansteigen.

Sparerinnen und Sparer dagegen profitieren von erhöhten Leitzinsen: Die Banken passen oftmals ihre Zinssätze auf Spar- und Vorsorgekonten ebenfalls nach oben an. (Mit Material der DPA)

Update folgt.

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19 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Katerchen
21.09.2023 10:59registriert März 2023
Guter Entscheid SNB weitere Zonserhöhungen hätten die Hypothekarzinen und über den Referenzzinssatz die Mieten unnötig weiter erhöht!
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Galius Julius
21.09.2023 10:57registriert Juli 2016
Gute Entscheidung. Durch die höheren Zinsen sind ja auch die Mieten gestiegen was paradoxer Weise die Inflation befeuerte.
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