«Schlimmer denn je» sei es, schlug der Dachverband Lehrerinnen und Lehrer (LCH) unlängst Alarm. Gemeint war der Mangel an Lehrpersonen. Ohne Aushilfslehrerinnen und -lehrer gehe es nicht mehr. Steigende Schülerzahlen sowie kommende Pensionierungswellen sind nur zwei der Probleme.
Ein möglicher Hebel, um das Problem zu lösen: der Lohn. Doch wie hoch ist der eigentlich? Was kassieren Lehrpersonen in den Kantonen – und wie gross sind die Unterschiede wirklich? Zeit für einen Vergleich.
Da ihre Entschädigung in Lohnklassen strukturiert ist, lassen sich die Löhne der Lehrpersonen im Gegensatz zu anderen Branchen besser miteinander vergleichen – auch wenn es davon Abweichungen gibt (siehe auch Infobox).
Eine Übersicht über die Situation nach Schulstufen:
Auf Kindergarten-Stufe gibt es für Lehrpersonen in Zürich deutlich am meisten. Die rund 87'000 Franken sind mindestens rund 6000 Franken mehr als überall sonst. Im Vergleich zum letzten Jahr gab es eine Lohnerhöhung von fast 800 Franken. Allerdings kommen Kindergartenlehrpersonen, die allein eine Klasse führen im Kanton Zürich, oft «nur» auf einen Beschäftigungsgrad von 88 %.
Am wenigsten verdienen mit 60'000 Franken Angestellte im Kanton Graubünden.
Eine spürbare Lohnerhöhung gab's im Vergleich zum letzten Jahr in Schwyz (+7593 CHF), Appenzell-Ausserrhoden (+6576 CHF) und Basel-Stadt (+965 CHF). Im Kanton Schwyz wurden die Kindergartenlehrpersonen im Rahmen der Erhöhung mit der Primarstufe gleichgesetzt. Im Kanton Appenzell-Ausserrhoden reagierte man mit der Lohnerhöhung auch auf fehlende Lehrkräfte.
In den meisten Kantonen haben die Löhne in den letzten zehn Jahren zugenommen, wie ein Blick auf die Anfangslöhne im Jahr 2012 zeigt. An der Spitze dieser Rangliste: der Kanton St.Gallen. Er bezahlt heute jährlich über 20'000 Franken mehr. Der grosse Sprung ereignete sich dabei in den Jahren 2016 (+13'130) und 2017 (+6961). Damals beschloss die kantonale Regierung die Anhebung, um Lehrermangel vorzubeugen und die Schulqualität zu sichern.
Auf Primarstufe liegt der Kanton Genf vorne. Hier erhalten Primarlehrer und -lehrerinnen gleich viel wie ihre Kollegen in der Sekundarstufe und auf Ebene Gymnasium. In den allermeisten Kantonen ist dies nicht der Fall.
Schlusslicht auf Primarstufe bildet das Tessin, wo ebenfalls die gleichen Löhne wie im Kindergarten bezahlt werden.
Während das Tessin auch bei den Maximallöhnen die rote Laterne behält, liegt hier Zürich mit über 140'000 Franken klar an der Spitze vor Genf.
Den grössten Lohnsprung im Vergleich mit 2021 machte hier Appenzell-Ausserrhoden: Primarlehrer verdienen jetzt 6576 Franken mehr. Auch der Aargau hat die Saläre deutlich aufgebessert (+3838 Franken). Mit weniger Geld als 2021 müssen dagegen Lehrer im Kanton Neuenburg auskommen (-385 Franken).
Die höchste Zunahme bei den Anfangslöhnen seit 2012 erlebte hier nicht St.Gallen, sondern der Kanton Jura mit 9256 Franken. Damit rückte der Kanton ins vordere Mittelfeld des landesweiten Vergleichs. Nur zwei Kantone bezahlen weniger als 2012.
Die dritte Kategorie – und zum zweiten Mal schwingt Zürich oben aus: Lehrerinnen und Lehrer verdienen dort schon im ersten Jahr fast 100'000 Franken. Und in diesem Jahr gab es nochmals eine Lohnerhöhung von 879 Franken. Dahinter folgen Genf und überraschenderweise Appenzell Innerrhoden, das aber im Gegensatz zu den letzten Jahren keine Lohnerhöhung vollzog.
Schlusslicht bildet weiterhin Nidwalden, davor kommt noch Obwalden und Schaffhausen. Im nördlichsten Kanton der Schweiz werden damit weiterhin tiefere Löhne als 2012 bezahlt.
Während der Kanton Jura im Vergleich zu 2012 erneut eine massive Lohnerhöhung ausweist, kassieren Lehrer im Kanton Neuenburg heute fast 8000 Franken weniger als damals. Trotzdem belegt der Kanton Rang 4 im Gesamtvergleich.
Grösster Gewinner im Vergleich zum letzten Jahr sind Appenzell-Ausserrhoden (+1291 CHF) und Basel-Stadt (+1082 CHF).
Auch wenn Zürcher Gymi-Lehrer im Vergleich zu 2021 rund 1000 Franken mehr Lohn erhalten, für den Spitzenplatz reicht es nicht. Dort steht der Kanton Zug. Über die grösste Lohnerhöhung können sich Lehrer im Kanton Basel-Stadt (+1153 Franken) freuen. Im Kantonsvergleich bleiben sie aber noch im hinteren Mittelfeld.
Schlusslicht ist Neuenburg, das deutlich hinter dem Tessin liegt. In Neuenburg beginnt die Lohnskala neu auch 405 Franken tiefer als noch 2021.
Der letzte Platz von Neuenburg beim Einstiegslohn kommt nicht von ungefähr: Die Löhne wurden seit 2012 um fast 6000 Franken gekürzt.
Besser haben es die Lehrpersonen im Kanton Glarus: Dank einer Zunahme von 7062 Franken gegenüber 2012 liegen ihre Löhne im schweizweiten Vergleich an der Grenze zum ersten Drittel.
Blicken wir auch noch auf die Löhne der Lehrer an Berufsfachschulen und Berufsmaturitätsschulen. Allerdings nur in den Deutschschweizer Kantonen. Keine Angaben gibt es zu Appenzell Innerrhoden, weil dort keine entsprechenden Schulen existieren.
Auch ist auf dieser Stufe der Vergleich etwas schwieriger, weil es teilweise mehr Abstufungen als in der Auswertung gibt (siehe auch Info-Box unten).
Den besten Anfangslohn kassieren Berufsfachschullehrer im Kanton Graubünden. Dahinter folgen die Berufskollegen in Zürich, Zug, Uri, Thurgau und Glarus. Zuger Berufsschullehrer verdienen im Vergleich zu 2021 im ersten Jahr rund 6000 Franken weniger. Am unteren Ende der Rangliste steht Basel-Stadt – obwohl es dort eine Erhöhung von rund 1000 Franken gab.
Zug und Aargau reduzierten den Anfangslohn beträchtlich, Basel-Landschaft, Basel-Stadt, Zürich und Thurgau bezahlen im ersten Jahr neu mehr als 2021.
Im Vergleich mit 2012 schwingt Glarus hier deutlich oben aus. Und interessant: Obwohl in Zug noch immer am drittmeisten verdient werden kann, sind die Löhne im Vergleich zu 2012 um 12'837 Franken gesunken.
Was für die Berufsfachschulen gilt, trifft auch für die Berufsmaturitätsschulen zu: Ein Vergleich ist hier schwieriger (siehe auch Infobox).
An der Spitze gibt's aber keine Änderung: Zug liegt rund 5000 Franken vor Zürich. Dies, obwohl Zürich neben Basel-Stadt den Anfangslohn deutlich am stärksten erhöhte.
Auch hier haben die Glarner den grössten Sprung seit 2012 vorzuweisen, was sie insgesamt ins Mittelfeld befördert. Im Gegensatz zum letzten Jahr nahmen die Jahreslöhne einzig in Zürich und Basel-Stadt um mehr als 1000 Franken zu.
Eine Anmerkung noch zum Aargau: Hier waren die ersten vorliegenden Löhne der Regionalkonferenzen von 2017, nicht von 2012.
Dieser Artikel erschien schon in früheren Jahren. Die Zahlen für 2022 sind angepasst.
Eigentlich müssten Lehrer noch mehr verdienen, gemessen daran was man ihnen heute aufbürgt.