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Coronavirus Schweiz: Bürgerliche Nationalräte wollen Lockdown verhindern

Bürgerliche Nationalräte wollen Lockdown verhindern

16.12.2020, 07:2116.12.2020, 12:13
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Die Corona-Zahlen in der Schweiz steigen seit Tagen wieder. Und das auf schon hohem Niveau. Der Bundesrat hat bereits angedroht, dass weitere Massnahmen noch diese Woche getroffen werden, sollte sich die Situation nicht verbessern. Eine mögliche Massnahme: die Schliessung der Restaurants.

Genau das wollen bürgerliche Parlamentarier verhindern. Bereits 50 National- und Ständeräte aus den Reihen der SVP, CVP und FDP haben einen offenen Brief unterschrieben, der heute an den Bundesrat gehen soll, schreibt der Tagesanzeiger.

Der Kommissionssprecher zum Covid-19 Gesetz, Fabio Regazzi, CVP-TI, spricht zur Grossen Kammer, an der Wintersession der Eidgenoessischen Raete, am Dienstag, 1. Dezember 2020 im Nationalrat in Bern. ( ...
Gewerbeverbandspräsident Fabio Regazzi.Bild: keystone

Hauptunterzeichner des Schreibens ist der Tessiner CVP-Nationalrat und Gewerbeverbandspräsident Fabio Regazzi. Auch die Mitunterzeichner seien grösstenteils Gewerbepolitiker.

Die Lage sei zwar angespannt, anerkennen die Bürgerlichen in dem Schreiben. Aber «ein erneuter Lockdown würde die Verhältnismässigkeit eindeutig aufgeben und das Wirtschafts- und Sozialpolitische insgesamt ausser Acht lassen», heisst es weiter.

Es müsse erst abgewartet werden, wie die letzte Woche beschlossenen Massnahmen wirken, diese seien schon genug einschneidend gewesen. Das wirtschaftliche Überleben vieler Gastrobetriebe sei fraglich, und die getroffenen Massnahmen schon hart genug.

Der Bundesrat habe bislang gesundheits-, wirtschafts- und sozialpolitisch ausgewogen entschieden und alle Interessengruppen einbezogen. Die Schweiz habe ihren Weg gefunden, um mit der Pandemie umzugehen, heisst es im Brief.

Eine Frau mit Atemschutzmaske serviert einen Espresso im Restaurant Terrasse, aufgenommen am Dienstag, 27. Oktober 2020 in Zuerich. (KEYSTONE/Ennio Leanza)
Trotz steigenden Zahlen sollen die Restaurants offen bleiben dürfen.Bild: keystone

Das sehen selbst im bürgerlichen Lager nicht alle so. So fordert die Zürcher SVP-Regierungsrätin Nathalie Rickli den Bundesrat auf, die Restaurants sofort zu schliessen. «Seit den Massnahmen, die der Regierungsrat und der Bundesrat letzte Woche ergriffen haben, hat sich die Entwicklung nochmals verschlechtert.»

Auch die wissenschaftliche Taskforce des Bundes hat gestern mit eindringlichen Worten auf die angespannte Corona-Situation in der Schweiz hingewiesen und einen möglichst schnellen Lockdown empfohlen. Darunter auch die möglichst rasche Schliessung der Gastrobetriebe. Dass sich die Taskforce mit diesem dringenden Appell an die Öffentlichkeit gewandt hat, missfällt Gewerbeverbandspräsident und Hauptunterzeichner Fabio Regazzi schwer: «Sie wurde eingesetzt, um den Bundesrat zu beraten, nicht um Politik zu machen.»

(meg)

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235 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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manhunt
16.12.2020 07:58registriert April 2014
„ Die Schweiz habe ihren Weg gefunden, um mit der Pandemie umzugehen, heisst es im Brief.“
das gesundheitssystem steht vor dem kollaps und unsere bürgerlichen gierhälse faseln etwas von abwarten?
ja kein lockdown, um möglichst keine entschädigung an betroffene betriebe zahlen zu müssen? spätestens bei der nächsten geschenke-runde an grosskonzerne werden kleinbetriebe sehen, wer sie hat verraten. es waren nicht die sozialdemokraten!
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PsychoP
16.12.2020 10:55registriert April 2020
Es sagte mal ein kluger Mann:
Gewinne werden privatisiert,
Verluste werden sozialisiert.

Dass die bürgerlichen das Geschäftsmodell der Banken und des Grosskapitals übernommen haben ist ja schon lange klar, aber dass sie nun offensichtlich über Leichen gehen ist so neu.
Man nennt es auch Kapitalfaschismus.
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Fairness
16.12.2020 07:47registriert Dezember 2018
„Die Schweiz habe ihren Weg gefunden, ....“ ? Die finden tatsächlich den unnützlichen Kakaphonie-Weg gut. Zum Lachen, wenn‘s nicht tragisch wäre. Die wollennunbedingt, dass der Schrecken länger dauert. Einzig dass sie nicht rechnen können, haben sie längst bewiesen.
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