Schweiz
Wirtschaft

Viele Schweizer Openair-Festivals wenden sich vom Bargeld ab

Viele Schweizer Openair-Festivals wenden sich vom Bargeld ab

16.07.2023, 10:05
Mehr «Schweiz»

Das heute Sonntag endende Gurtenfestival hat als eines der ersten Schweizer Openairs schon vor zehn Jahren ein Cashless-System eingeführt. Unterdessen zog ein Teil der Konkurrenz beim Verzicht auf Bargeld nach.

Bargeld scheint an den Schweizer Festivals zunehmend unerwünscht. So werden auch das Paléo-Festival in Nyon, das Lumnezia im Bündnerland und das Zürich Openair komplett bargeldlos sein.

A festival goer takes a picture with his smartphone at the 40th Gurtenfestival edition, in Bern, Switzerland, on Friday, July 14, 2023. The open air music festival runs from 12 to 16 July. (KEYSTONE/A ...
Am Gurtenfestival ist alles nur noch digital.Bild: keystone

Für das Paléo, das am Dienstag beginnt, ist es bereits das zweite Jahr mit einer No-Cash-Politik. Allerdings setzen die Paléo-Macher nicht in erster Linie auf ein eigenes Bezahlsystem. Die üblichen bargeldlosen Zahlungsmittel wie Kreditkarte oder Bezahl-Apps werden an den Verpflegungsständen akzeptiert. Für Personen, die nicht elektronisch bezahlen können oder wollen, wird eine wiederaufladbare Karte zur Verfügung gestellt.

«Wir wollten ein System einführen, das so wenig wie möglich einschränkt. Das Ziel ist es, wie in jedem Geschäft bezahlen zu können», sagte Festivalsprecherin Michèle Müller zu Keystone-SDA. Für die Besucher lohne sich das System, weil es die Wartezeiten verkürze. Für die Festivalmacher wiederum bedeute der Verzicht auf Bargeld insbesondere weniger Geldtransporte und somit weniger Risiken.

Bargeld unerwünscht

Den gleichen Weg - mit Ausnahme des Zusatzangebots für Leute ohne elektronische Zahlungsmittel - geht auch das Zürich Openair, das Ende August stattfinden wird. Es akzeptiert «die meisten gängigen Karten und Bezahl-Apps», wie es auf der Website heisst.

Einen Schritt weiter geht das Openair Lumnezia, das am Donnerstag startet. Es setzt komplett auf ein eigenes Cashless-System. Gemäss den Ausführungen auf der Website können Besucherinnen und Besucher ein Guthaben auf das Festivalband laden, um sämtliche Ausgaben auf dem Gelände damit zu tätigen. Um sich das Restguthaben rückerstatten zu lassen, ist eine Online-Registrierung nötig. Diese kann aber auch erst nach dem Festival durchgeführt werden.

Ein vergleichbares System kam auch am Openair St. Gallen zum Einsatz, das dieses Jahr vom 29. Juni bis am 2. Juli dauerte. Wer allerdings auf eine Online-Registrierung verzichtete und sich das Restguthaben nicht auf dem Gelände ausbezahlen liess, musste bei der Raiffeisen-Bank ein spezielles Konto für die Rückerstattung von Restguthaben eröffnen.

Gurtenfestival kämpft mit Lage

Eines der ersten – wenn nicht sogar das erste – Openair der Schweiz, das auf ein Cashless-System setzte, ist das Gurtenfestival bei Bern. Ein erster Versuch 2013 lief zwar nicht wie gewünscht - das System setzte bereits am ersten Tag aus. 2018 führten die Festivalmacher aber definitiv ein Cashless-System ein, wie Festivalsprecherin Lena Fischer sagte.

Seit der letztjährigen Ausgabe ist eine Variante im Einsatz, bei der die Besucherinnen und Besucher online ein Konto erstellen und damit eine Chip-Karte mit Guthaben aufladen können. Restbeträge werden so automatisch wieder rückerstattet. «Das System läuft einwandfrei», sagte Fischer

Gegen die Annahme von Bargeld sprächen logistische Gründe, generell der zusätzliche Aufwand sowie die Sicherheit. Allerdings räumte Fischer ein, dass es für die Besucherinnen und Besucher «gäbiger» (praktischer) wäre, wenn sie auf dem Gurten die üblichen kontaktlosen Zahlungsmittel wie Bezahl-Apps oder Kreditkarten direkt verwenden könnten.

«Leider haben wir in diesem Bereich keinen Partner, der uns garantieren kann, das sein System unterbruchslos funktioniert», sagte Fischer. Aufgrund der etwas abgeschiedenen Lage auf dem Berg sei dies nämlich komplexer als gewöhnlich. Man werde dieses Ziel aber weiter verfolgen.

Gampel nimmt weiterhin Bargeld an

Alle Festivals haben sich aber noch nicht vom Bargeld verabschiedet. Auf dem Open Air Gampel, das Mitte August stattfinden wird, können Besucherinnen und Besucher mit sämtlichen gängigen Zahlungsmitteln an den Verpflegungsständen einkaufen. (sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
30 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Peter2
16.07.2023 10:28registriert November 2019
Cashless Systeme wie am Open Air St. Gallen sollten verboten sein.

1. Beim Bezahlen sieht man nicht wie viel Geld man gerade bezahlt und auch sein Guthaben nicht, da man sein Bändeli so komisch an die Rückseite eines Tablets halten muss. Man vertraut also einfach sein Geld blind den Kassierern und die können alles eintippen was sie wollen.
2. Hat man keine Push-Benachrichtungen um zu sehen was die Kassierer getippt haben.
3. Bekommt man sein Geld nicht automatisch zurück.

Also lieber einfach Debit-/Kreditkarten erlauben, aber so könnten die Veranstalter nicht so einfach viele Daten sammeln.
8111
Melden
Zum Kommentar
avatar
Sk8/Di3
16.07.2023 13:46registriert Juli 2019
Alles ok solange die nicht, wie an einigen Festivals bereits üblich eine eigene Währung einführen, wo durch viele dann gar nicht mehr so genau wissen, was ein Bier nun kostet. Sollte ein Bier nämlich 1.23 "OA-Taler" kosten und so ein "OA-Taler" = 7.89 CHF wert ist... Tja dann verlieren die meisten den Bezug. Weil ein Bier so dann 9.7047 CHF kosten würde. Und hey 1.23 für ein Bier, da kann man ja nicht meckern oder? ;)
402
Melden
Zum Kommentar
avatar
Pümpernüssler
16.07.2023 10:27registriert Juli 2018
Ist das überhaupt erlaubt, Bargeld nicht zu akzeptieren? Schon speziell, dann geht der Strom weg und nichts geht mehr. Oder das Gerät streikt.
4227
Melden
Zum Kommentar
30
Deshalb steckt Kult-Spielzeughersteller Playmobil in der Krise
Die Playmobil-Mutter leidet unter sinkenden Erlösen und baut Stellen ab. Nun gibt sie erstmals bekannt, wie stark die Umsätze eingebrochen sind.

Der deutsche Playmobil-Hersteller Horst Brandstätter Group hat erstmals bekannt gegeben, wie stark seine Umsätze in den vergangenen beiden Jahren abgesackt sind. «Im Geschäftsjahr 2023/2024 betrug der Umsatz rund 490 Millionen Euro», teilte das Unternehmen mit.

Zur Story