Donald Trump attackiert die Pharmaindustrie frontal. Mit massiven Zoll-Drohungen drängt er die weltweit grössten Medikamentenhersteller dazu, ihre Produkte in den USA zu fertigen. Gleichzeitig will er die rekordhohen Preise in den Vereinigten Staaten kappen. Die Pharmakonzerne sollen nicht mehr viermal höhere Preise als in Europa verlangen können.
Das Powerplay bekommen die hiesigen Schwergewichte Roche und Novartis zu spüren. Sie müssen bis Ende September darlegen, wie sie ihre US-Preise verbindlich senken wollen. Ansonsten droht Trump, «alle verfügbaren Mittel zu ergreifen, um amerikanische Familien vor der missbräuchlichen Preispolitik zu schützen».
Neben der Industrie hat Trumps Pharma-Hammer auch die europäischen Gesundheitsbehörden aufgeschreckt – auch hierzulande. Der US-Präsident stört sich daran, dass sein Land mit den rekordhohen Preisen «günstige Medikamente in anderen Ländern subventioniert». Zum Vergleich: Die USA investieren 1,74 Prozent des Bruttoinlandprodukts in neue Medikamente, die Schweiz 0,39 Prozent.
Diese «Trittbrettfahrerei» will nun Trump beenden, indem er in den USA Referenzpreise für Originalpräparate durchsetzt – und indirekt Europa dazu auffordert, mehr Geld für die Pharmaindustrie aufzuwerfen. Der US-Konzern Eli Lilly, bekannt für seine Abnehmspritzen, hat Trumps Argumentation bereits aufgenommen: Die Firma erklärte kürzlich, die US-Preise könne man nur senken, wenn die Ausgaben in europäischen Märkten angehoben würden.
In der Schweiz steht das Bundesamt für Gesundheit (BAG) mittendrin in diesem Sturm. Es verhandelt hierzulande die Medikamentenpreise mit den Herstellern. Dabei berücksichtigen die Experten des Bundes die Preise im Ausland sowie die Kosten der Therapiealternativen. Die Verhandlungen sind hart. Laut BAG forderten die Hersteller letztes Jahr Anfangspreise, die rund 30 Prozent über dem effektiv wirtschaftlichen Wert lagen. Diese Zahl bezieht sich auf 40 neue Medikamente, die 2024 in die Spezialitätenliste aufgenommen wurden. Bei Krebsmedikamenten versuchen die Hersteller gar, noch mehr herauszuholen.
Die Verhandlungen dürften mit dem steigenden Druck aus den USA nicht einfacher werden. Der Verband Interpharma hat angesichts der Verwerfungen ennet des Atlantiks bereits vorgespurt. Er fordert für die Schweiz «ein Preisbildungssystem, das Innovation honoriert». Ähnliches schlug Novartis-Chef Vas Narasimhan prominent in der «Financial Times» vor. Was sonst passiert, machte kürzlich der Basler Konzern Roche deutlich: Er zog ein Krebsmedikament vom Schweizer Markt zurück, weil angeblich der Preis nicht stimmte und Daten zur Wirksamkeit ausstanden.
Das Bundesamt für Gesundheit beobachtet die aktuelle Preisdebatte «sehr intensiv». Doch es sieht sich nicht in der Pflicht, der Industrie durch höhere Medikamentenpreise unter die Arme zu greifen. «Das würde die Krankenkassenprämien in die Höhe treiben und wäre nicht im Interesse der Versicherten. Gemäss Umfragen gehören die steigenden Prämien zu den grössten Sorgen der Bevölkerung.»
Für das Bundesamt ist klar: «Die Krankenversicherung ist kein geeignetes Instrument für die Standortpolitik.» Soll heissen: Nur weil Roche, Novartis & Co. in den USA schrumpfende Gewinne drohen, müssen dafür nicht die Schweizer Prämienzahler einspringen. Das BAG verweist dabei auch auf die bereits hohen Medikamentenpreise in der Schweiz. Bei den Originalpräparaten führt die Schweiz die Rangliste in der EU an. Zudem bezahlt in Europa niemand mehr pro Kopf für die Gesundheit als die hiesige Bevölkerung.
Der Bund betont, es sei ihm ein Anliegen, hierzulande attraktive Bedingungen für die Hersteller zu schaffen. Statt generell höhere Preise zuzulassen, arbeitet der Bund an fünf Massnahmen, um das aktuelle System gezielt zu verbessern. Vier davon seien im Interesse der Pharmaindustrie, heisst es. Dazu gehört etwa ein neuer Mechanismus bei der Preisfestsetzung. Dort könnte neu der tatsächliche Nutzen eines Arzneimittels, der Einfluss auf die Lebensqualität oder die Verträglichkeit verstärkt einfliessen. Bis die neuen Massnahmen greifen, dauert es aber. Im Winter soll die Vernehmlassung eröffnet werden. In Kraft treten könnten die Verbesserungen Anfang 2027.
Donald Trump denkt in anderen Zeiträumen. Er drängt bei den Medikamentenpreisen auf rasche Erfolge. Er weiss, dass er sich mit seinem Kampf gegen die ausländischen «Pharma-Abzocker» bestens in Szene setzen kann. Das hat die Schweiz bereits zu spüren bekommen: Der Zollsatz von 39 Prozent begründete Trump auch damit, dass die Schweiz «ein Vermögen mit Medikamenten» verdiene. Bei den weiteren Verhandlungen des Bundesrats könnte die Pharma deshalb eine Schlüsselrolle spielen. Im September soll in Bern ein Pharmagipfel stattfinden. Dort werden die Medikamentenpreise – jene im Inland wie jene in den USA – weit oben auf der Agenda stehen. (aargauerzeitung.ch)
Wer Medikamente zurückhält verliert den Patentschutz für dieses Medikament und bei wiederholten Verstössen für alle seine Medis.
Zeit die Pharma stärker zu regulieren und wieder zum Dienst am Patienten zu verpflichten.
Niemand verlangt das sie als Wohltäter handeln, aber immer den Maximalpreis verlangen ist im Gesundheitswesen einfach unethisch und verwerflich.
It's the circle of life