Am 12. Mai ist der internationale Tag der Pflege. Die Pflegenden werden dabei für ihren Einsatz gewürdigt. In der Schweiz finden daher auch verschiedene Anlässe statt.
Menschen im Gesundheitsbereich sind eine wichtige Stütze in der Gesellschaft. Der Beruf kam in den letzten Jahren allerdings immer mehr unter Druck, die Anforderungen und Arbeitszeiten sind hoch, die Zeit, um allen Patienten gerecht zu werden, knapp.
Dazu passt auch die Entwicklung der Spitallandschaft in der Schweiz. Im Zürcher Oberland ringt das Spital Wetzikon mit finanziellen Problemen, der Neubau des Inselspitals in Bern, das einen Verlust von 113 Millionen Franken schrieb, erntete Anfang Jahr heftige Kritik und beim Kantonsspital St.Gallen (KSSG) gab es zuletzt einen regelrechten Pflegeexodus, nachdem aufgrund der finanziellen Lage 440 Stellen gestrichen werden müssen.
Ende März schlugen drei Schweizer Spitalchefs Alarm und nannten die finanzielle Situation ihrer Betriebe alarmierend. Das Problem sei in erster Linie das Verhalten der Patientinnen und Patienten.
Während im Zürcher Oberland das oben erwähnte Spital Wetzikon noch ums Überleben kämpft, mussten die Krankenhäuser in Wald und Rüti schon vor Jahren schliessen, neben Wetzikon bekundete auch das Spital Uster in den letzten Jahren Probleme.
Auch in anderen Regionen der Schweiz verschwanden Spitäler. Diese Entwicklung zeigt sich exemplarisch, wenn man einen Blick auf die Anzahl Spitäler und Spitalbetten seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wirft:
Wir haben beim Verband der öffentlichen und privaten Schweizer Spitäler, Kliniken und Pflegeinstitutionen H+ nachgefragt, wie die Entwicklung zu beurteilen ist. Anne-Geneviève Bütikofer, Direktorin bei H+, schreibt: «Seit Ende des Zweiten Weltkriegs hat sich die Spitallandschaft stets gewandelt. Dabei lässt sich eine Wachstums- und Redimensionierungsphase unterscheiden.»
Die Wachstumsphase dauerte bis Anfang der 1980er-Jahre. Aus 230 Spitälern wurden bis 1982 deren 462. Die Bettenzahl wuchs in dieser Zeitspanne von 42'000 auf 76'000.
Danach setzte eine Trendwende ein, die auch heute noch andauert. In dieser Zeit wurde ein Spital nach dem anderen geschlossen. Im Vergleich zu 1992 wurden in den 30 Jahren bis 2022 deren 168 geschlossen. 2022 lag die Anzahl Spitäler im Vergleich zu 1982 rund 40 Prozent tiefer, die Anzahl Betten hatte sich gar halbiert.
Dieser Wandel wurde von den Spitälern und Kliniken mitgestaltet und führte einerseits zu einer optimierten Gesundheitsversorgung und andererseits zu Kosteneinsparungen im Gesundheitswesen. Obwohl sich die Anzahl der Spitäler und Klinken reduziert hat, werden heute deutlich mehr Patientinnen und Patienten behandelt als noch vor 30 Jahren.
Die Gesundheitsversorgung ist durch die Abnahme von Spitälern und Spitalbetten nicht beeinträchtigt, da die stationären Betriebe in einigen Fällen in medizinische Zentren oder Langzeitpflegeinstitutionen umgewandelt wurden. Bütikofer erklärt: «Was die Reduktion der Betten betrifft, so lässt sich dies mit dem medizinisch-technischen Fortschritt und der Ambulantisierung erklären.»
Da immer mehr Eingriffe ambulant stattfinden, braucht es weniger Betten. So dürften in der Schweiz in den nächsten Jahren noch weitere Spitäler und Spitalbetten verschwinden. Bütikofer sagt: «Der Trend wird sicherlich mehr hin in Richtung ambulante Versorgung gehen. Die Ambulantisierungsrate ist in der Schweiz im Vergleich zu anderen Ländern recht tief.» Das liege auch an den fehlenden Anreizen.
So ist die Finanzierung der ambulanten und stationären Leistungen in der Schweiz nicht gleich. Ambulante Leistungen werden über die Versicherer und die Patienten (über die Franchise) finanziert; stationäre Leistungen zu 45 Prozent von den Versicherern und zu 55 Prozent von den Kantonen.
Abhilfe soll hier die einheitliche Finanzierung EFAS schaffen. Gegen die EFAS-Vorlage wurde das Referendum ergriffen und wir werden voraussichtlich im Herbst dieses Jahres darüber abstimmen. Ein weiterer Grund ist gemäss Bütikofer: «Die Vergütung der ambulanten Leistungen ist ungenügend. Die Unterfinanzierung des spitalambulanten Bereichs liegt bei 30 Prozent.»
Die NZZ berichtete kürzlich von der Schweizer Spitalkrise. Demnach schrieben sieben von neun grossen Spitälern rote Zahlen. Experten fordern Rettungsschirme von den Kantonen, Spitaldirektoren warnen vor dem finanziellen Kollaps.
Die Schweizer Spitäler sind aktuell zu rund 80 Prozent ausgelastet. Es würde – zumindest auf dem Papier – also noch einige Schliessungen vertragen. Und diese dürfte es auch geben. Die Frage ist eigentlich nur: Welche Spitäler trifft es als Nächstes?
Es braucht kein Spital in Hinterpfupfigen.