Verbier VS ist neu die teuerste touristische Destination im Alpenraum. Das schreibt die Grossbank UBS in ihrer Studie zum Markt für alpine Ferienwohnungen. Für eine Zweitwohnung im gehobenen Segment muss man mindestens 21'500 Franken pro Quadratmeter hinblättern. Das sind rund 10 Prozent mehr als im Vorjahr.
Das klingt teuer, ist es auch, aber es ist lediglich das gehobene Segment, noch nicht das Luxussegment, wo sich die Reichen und Superreichen tummeln. Dort muss in Verbier gar das Doppelte bezahlt werden. Das heisst: rund 43'000 Franken pro Quadratmeter.
Auf dem zweiten Platz kommt der bisherige Spitzenreiter Engadin/St.Moritz im Kanton Graubünden. Dort sind die Quadratmeterpreise gesunken, zum Vorjahr um 1 Prozent. Der Rückstand auf Verbier ist jedoch gering, nur 300 Franken weniger.
Und bei den Luxusimmobilien ist St.Moritz noch immer die Nummer eins, mit einem Quadratmeterpreis von 42'000 Franken. St.Moritz kann sich also weiter anpreisen als «Treffpunkt der aristokratischen, internationalen Oberschicht», der vor 150 Jahren quasi eigenhändig den Wintertourismus begründet habe.
Zermatt hat sich nach vorne gedrängt, mit einem Anstieg von fast 5 Prozent zum Vorjahr. Der Quadratmeter kostet nun knapp 20'000 Franken – und damit knapp, aber nicht viel mehr als in Gstaad im Kanton Bern. Auch Gstaad muss nicht um seinen Status fürchten, denn unter den Luxusdestinationen wird der Nobelort im Berner Oberland von der UBS in der Schweiz auf Platz 2 geführt.
Es war also wohl etwas übertrieben, als eine frühere Sportgrösse in den Boulevardmedien geklagt hatte, Gstaad habe an Glanz verloren. Echte Stars wie Prinzessin Diana oder Liz Taylor seien ersetzt worden durch unflätige Neureiche, deren Ferrari-Gedröhn sei nicht mehr zu ertragen gewesen.
Knapp hinter diesen grossen alten Namen kommt im gehobenen Segment das «aufstrebende» Andermatt im Kanton Uri, wo der ägyptische Investor Samih Sawiris im Jahr 2009 mit dem Bau eines Resorts begonnen hat. 2022 ist mit dem US-Investor Vail Resorts der weltweit grösste Skigebietsbetreiber eingestiegen. Bei den teuersten alpinen Luxusdestinationen steht Andermatt schon auf Platz 4.
Über alle Destinationen gesehen lagen die Preise im 1. Quartal 2024 durchschnittlich um knapp 4 Prozent höher als im Vorjahr. Das ist zwar ein kräftiger Anstieg, aber zugleich signalisiert er auch das Abflauen eines Booms. Denn in den beiden Vorjahren gab es noch Preisanstiege von jeweils über 6 Prozent. Schaut man auf die Entwicklung ab Ende 2019, verteuerten sich Ferienwohnungen um durchschnittlich 30 Prozent – und damit deutlich stärker als Wohnimmobilien insgesamt.
Dieser Boom dürfte dieses Jahr ein Ende finden. Die UBS erwartet eine Stagnation, dass die Preise also gar nicht mehr steigen. Damit fallen die Ferienwohnungen wiederum hinter die übrigen Wohnimmobilien zurück, die laut UBS auch dieses Jahr nochmals teurer werden.
Hinter diesen Preisen stehen längerfristige Trends. Vor Corona habe der Ferienwohnungsmarkt noch unter einem schlechten Stern gestanden, schreibt die UBS. Die Preise hätten stagniert und auffallend viele Wohnungen standen zum Verkauf.
Ferienwohnungen wirkten damals noch wie aus der Zeit gefallen. Günstige Flugtarife machten Kurzferien irgendwo in der grossen weiten Welt günstig und attraktiv. Im Vergleich dazu hätten die eigenen vier Wände in den Alpen gewirkt wie «ein Klotz am Bein», so die UBS. Dann kam die Pandemie und mit ihr Reisebeschränkungen.
Ferien in den Alpen waren auf einmal die einzige Möglichkeit – und damit auch wieder en vogue. Überraschenderweise blieben sie es, als die Reisebeschränkungen wieder aufgehoben waren. Auch 2023 noch seien zu Spitzenzeiten die meisten Hotels in den Top-Destinationen praktisch ausgebucht gewesen, obschon die Zimmerpreise viel höher waren.
Im Zuge dessen stieg auch die Nachfrage nach Ferienwohnungen. Sie waren der eleganteste Weg, um ohne jeden Buchungsstress ein paar Tage in den Alpen geniessen zu können. Der Markt für Ferienwohnungen war praktisch ausgetrocknet.
Laut UBS wird es so jedoch nicht weitergehen. Es zieht wieder mehr Menschen in die Ferne, wie sich etwa an den Passagierzahlen an den Flughäfen Zürich und Genf zeigt. Sie befinden sich praktisch auf Vor-Corona-Niveau. Dazu kommen die höheren Zinsen, welche die Nachfrage drücken.
Und Ferienwohnungen sind ein Luxusgut und werden somit schneller mal weggespart als eine Erstwohnung. Die Nachfrage sinkt also. Zugleich ist jedoch das Angebot an Ferienwohnungen knapp. Unter dem Strich bedeutet dies, dass die Preise dieses Jahr stagnieren – und der Boom somit fürs Erste ausgesetzt ist.
In St. Moritz ist man wenigstens noch ehrlich und heuchelt nicht was von Demokratie