Allein in der Schweiz wurden bisher mehr als 56'000 verschiedene einheimische Arten von Pflanzen, Tieren und Pilzen nachgewiesen. Davon gehören fast 30'000 zu den Insekten. Fachleute nehmen aber an, dass in der Schweiz weitere 20'000 noch nicht entdeckte respektive beschriebene Insektenarten leben.
10'000 der 56'000 bekannten Arten sind weitere wirbellose Tiere, ebenfalls fast 10'000 gehören zu den Pilzen. Von den Wirbeltieren – also Fische, Amphibien, Reptilien, Vögel und Säugetiere – gibt es 399 bekannte einheimische Arten.
Bisher wurde von 10'844 einheimischen Arten mit genügender Datengrundlage der Gefährdungsstatus ermittelt. 6 Prozent davon sind gemäss dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) vom Aussterben bedroht. 11 Prozent gelten als stark gefährdet, weitere 16 Prozent als verletzlich. Insgesamt ergibt sich für 47 Prozent der untersuchten Arten in der Schweiz ein Handlungsbedarf für Artenschutz- und Artenförderungsmassnahmen.
Bislang sind jedoch nur 10 Prozent aller bekannten Insektenarten hinsichtlich des Aussterberisikos bewertet worden, bei den Pilzen sind es 32 Prozent und bei den Flechten 41 Prozent. Bei den Gefässpflanzen, Moosen und den Wirbeltieren liegt dieser Wert dagegen bei fast 100 Prozent.
Den Studien «Biodiversität in der Schweiz» und «Rote Listen – Gefährdete Arten und Lebensräume in der Schweiz» zufolge hat die Gefährdung vieler Fisch-, Reptilien- und Vogelarten besonders zugenommen. Von den 10'844 bewerteten Arten gelten 35 Prozent (braune Linie in der Grafik) als gefährdet oder ausgestorben.
Der Anteil gefährdeter oder ausgestorbener Arten variiert stark je nach Organismengruppe. Bei den Gruppen mit wenigen Arten (unter 25 Arten) wie den Armleuchteralgen, den Zehnfusskrebsen, den Singzikaden, den Amphibien und den Reptilien ist er besonders hoch.
Bäche, Flüsse, Teiche und Seen zählen grundsätzlich zu den artenreichsten Lebensräumen. Doch gerade in diesen aquatischen Lebensräumen ist der Anteil gefährdeter und ausgestorbener Arten besonders gross. Denn die vielen Wasserressourcen der Schweiz haben eine hohe Wichtigkeit für Gesellschaft, Wirtschaft und Natur.
Die vielfältige Nutzung von Wasser verändert das Landschaftsbild und führt zu Verlust von Lebensraum für Tiere und Pflanzen: In den letzten 150 Jahren wurde ein Grossteil unserer Bäche, Flüsse und Seen verbaut und 90 Prozent der Feuchtgebiete und Kleingewässer trockengelegt. Auch die intensive Nutzung der Wasserkraft sowie Mikroverunreinigungen aus Siedlungen und Landwirtschaft beeinträchtigen gemäss dem BAFU die Gewässer.
Die meisten Arten sind an ganz bestimmte Lebensräume gebunden. Je seltener ein Lebensraum ist und je tiefer dessen Qualität ist, desto grösser ist das Aussterberisiko der darin lebenden Lebensraumspezialisten. Die Erhaltung gefährdeter Arten erfolgt daher vorwiegend über den Schutz ihrer Lebensräume.
Die Entwicklung und der Zustand der Lebensräume spiegelt sich in der Gefährdungssituation der Gefässpflanzenarten (z. B. Farne) wider: Ökosysteme mit einem hohen Anteil gefährdeter und ausgestorbener Lebensraumtypen weisen auch einen hohen Anteil an gefährdeten und ausgestorbenen Arten auf.
Im Vergleich zu den Nachbarländern ist der Anteil gefährdeter oder ausgestorbener Arten in der Schweiz zudem besonders hoch. Besonders deutlich ist der Unterschied bei den Amphibien und den Fischen, wo die Schweiz einen besonders grossen Handlungsbedarf aufweist.
Die Ursachen für diese Situation sind vielfältig. Hauptgrund ist die vielerorts schlechte ökologische Qualität und die Zergliederung von geeigneten Lebensräumen im Mittelland und in den Tallagen der Schweiz. Eine Rolle spielt auch die deutlich bessere Datengrundlage in der Schweiz sowie geografische Einflüsse wie die Lage des Landes in der Mitte Europas und damit am Rande der Verbreitungsgebiete einiger Arten.
In den letzten Jahren hat es laut BAFU beim Schutz der Artenvielfalt einige Fortschritte gegeben. Doch diese reichten nicht aus, um den Trend umzukehren. Dafür brauche es die Zusammenarbeit aller Akteurinnen und Akteure.
Besonders grosses Potenzial sieht das BAFU in den Siedlungsgebieten. So sollten etwa schon in der Raumplanung mehr naturnah gestaltete Grün- und Gewässerräume, Stadtwälder oder begrünte Dächer und Fassaden vorgesehen werden. In diesem Zusammenhang nutzte das BAFU die Gelegenheit, um für den indirekten Gegenvorschlag des Bundesrats zur Biodiversitäts-Initiative zu werben.
Der Bundesrat wolle damit die Qualität und die Vernetzung von Lebensräumen fördern sowie die Natur im Siedlungsraum voranbringen. Bei der Förderung der erneuerbaren Energien sei eine Interessenabwägung zwischen Schutz und Nutzung nötig, so das BAFU. (pre)
Posersalami
Biodiversität ist ein linksgrün-versifftes Thema. Richtige Männer brauchen nur Fleisch und ihr Auto!
Chris_A
Monsterius1
Für die die es nicht wissen, wenn Arten verschwinden, dann verschwinden ganze Lebensräume und dann geht das schon Jahrzehnte so.
Das bedeutet auch Artenschutz ist Umweltschutz, Lebensraumschutz.
Und damit Menschenschutz.
Ohne Auen gibt es vermehrt Hochwasserkatastrophen, durch Abbau von Kies Grundwassersenkungen, Rohstoffknappheit, Trockenlegung von Sümpfen kataputiert massig co2 in die Luft und treibt die globale Klimaerwaermung an, aber es verändert sich noch wichtiger auch der lokale Wasserhaushalt, Kühlung, Klima usw.