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Long Covid: Letzte Schweizer Studie für Medikament gescheitert

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Das lange Warten auf ein Medikament: Vier Kandidaten sind gescheitert.Bild: KEYSTONE

Medikament gegen Long Covid: Letzte Schweizer Studie scheitert

Ein bekanntes, pflanzliches Medikament half Long-Covid-Patienten in einer Studie der Universität Zürich - aber nicht stärker als jenen, die nur das Placebo erhielten. Damit ruht alle Hoffnung nun auf ausländischer Forschung und auf einem umstrittenen Medikament.
30.06.2025, 07:5230.06.2025, 10:57
Sabine Kuster / ch media
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Eine weitere Hoffnung hat sich zerschlagen: 2023 startete die Universität Zürich eine Studie mit einem vielversprechenden Medikament gegen Long Covid – Pycnogenol. Sein Vorteil: Das pflanzliche Extrakt der französischen Meereskiefer ist bereits rezeptfrei in Apotheken erhältlich. Bisher wurde es als antioxidatives Nahrungsergänzungsmittel verkauft und wurde angewendet für die Behandlung von Krampfadern. Auch positive Effekte bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und entzündlichen Hauterkrankungen konnten in Studien festgestellt werden.

Diesmal aber zeigte das Medikament im Vergleich mit der Placebogruppe keinen positiven Effekt, dabei war es hoch dosiert verabreicht worden. Immerhin: Der Behandlungseffekt alleine führte zu Verbesserungen. Studienleiter Thomas Radtke sagt: Man habe in der Pycnogenol- wie auch der Placebogruppe eine ähnliche Verbesserung im Gesundheitszustand nach zwölf Wochen gesehen. «In der Placebogruppe führen wir die Verbesserungen unter anderem auf einen Betreuungseffekt innerhalb der Studie zurück (etwa Visiten, Telefonkontakte, Tagebuch führen).»

Ganz überraschend sind die Ergebnisse für ihn nicht. Zahlreiche Studienteilnehmende hätten bereits Erfahrungen mit verschiedensten Nahrungsergänzungsmitteln und nehmen diese regelmässig ein. Das habe es erschwert, eine zusätzliche Wirkung von Pycnogenol nachzuweisen.

Bereits gescheitert sind letzten November das Medikament BC 007 der Firma Berlin Cures – den Patienten ging es zwar besser, aber nicht besser als jenen der Placebo-Gruppe. Im Oktober wurde die Basler Studie um den Neurologen Dominique de Quervain mit dem Medikament Fampridin abgebrochen, mangels genügender Teilnehmer, und im letzten Juli meldete die Firma GeNeuro, dass Temelimab bei Patienten keine Verbesserung der Fatigue gezeigt habe.

Bei Paxlovid und Pro-Biotika gibt es Verbesserungen

Damit sind alle vier Schweizer Medikamentenstudien gescheitert. Ein bisschen Hoffnung gibt es aus dem Ausland, genauer aus San Francisco: In einer Studie der University of California wurde Paxlovid bei Long Covid getestet. Bekannt ist Paxlovid aus der Behandlung von Risikopersonen, die akut an Corona erkrankt sind. Bei ihnen verkürzt das Medikament die Krankheitsdauer um fünf Tage und senkt das Sterberisiko von 6,5 Prozent auf 0,7 Prozent, wenn es drei Tage nach Infektion eingenommen wird. Kein Effekt zeigte sich bei Nichtrisikopersonen oder bei bereits Geimpften.

Paxlovid scheint nun auch eine positive Wirkung bei manchen Long-Covid-Patienten zu haben. Dies zeigte die kleine Studie aus Kalifornien im Januar dieses Jahres mit dreizehn Patienten: Das Medikament reduzierte die Symptome bei einigen Patienten – aber nur bei fünf hielt die Wirkung längerfristig an.

Ein eindeutigeres Resultat lieferte eine Studie aus Hongkong 2023 an 436 Teilnehmenden mit dem Medikament SIM01, das sowohl probiotisch wie auch präbiotisch auf die Magendarmflora einwirkt. Die Gruppe, die SIM01 erhielt, zeigte eine deutlich stärkere Verbesserung bei Symptomen wie Fatigue, Konzentrationsschwierigkeiten oder Magendarm-Beschwerden als die Placebogruppe.

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verzell mers
30.06.2025 08:59registriert März 2020
Das Postcovid Syndrom ist sehr komplex und es gibt verschiedene Untergruppen mit verschiedenen Pathomechanismen. Es wird nie ein Medi geben, welches allen hilft. Es ist sehr bedauerlich, dass man nicht weiterforscht, obwohl es Gruppen mit Verbesserungen gab. Das gleiche Spiel bei BC007.
Pycnogenol lindert bei einigen die Symptomlast, bei anderen nicht. Das ein einzelner Phytowirkstoff Postcovid heilen kann, darf man nicht erwarten. Es geht hier immerhin um schwere neurologische, immunologische, kardiovaskuläre Prozesse und Defekte.
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