Im Bündner Südtal Puschlav ist am Montag ein mutmasslich illegal getöteter Wolf gefunden worden. Das Raubtier wies gemäss einer Mitteilung eine Schusswunde auf. Nun wird ein Strafverfahren eingeleitet.
Im Puschlav sind derzeit keine Wölfe zum Abschuss freigegeben, schrieb das Bündner Amt für Jagd und Fischerei (AJF) am Dienstag in einer Mitteilung. Kantonale Wildhüter hätten jedoch festgestellt, dass der gefundene Wolf an den Folgen eines Schusses starb. Die Kantonspolizei habe deshalb sofort die Ermittlungen aufgenommen.
Das tote, männliche Tier brachten die Behörden für weitere forensische und biologische Untersuchungen nach Bern ins Zentrum für Fisch- und Wildtiermedizin (FIWI). Die Analyse soll weitere Informationen zum Tathergang ergeben.
Laut nationalen Statistiken der Stiftung Kora und der Gruppe Wolf Schweiz sind seit 1999 zwölf Wölfe im Land gewildert worden. Drei davon in Graubünden. Würde sich der vorliegende Fall bestätigen, wären es vier.
Die meisten Fälle gab es jedoch im Wallis. Sieben waren es bisher an der Zahl, einer in St. Gallen und einer in der Waadt. In Freiburg wurde 2017 ein Wolf vergiftet.
Die Dunkelziffer dürfte aber grösser sein, wie die Gruppe Wolf Schweiz auf Anfrage von Keystone-SDA schrieb. Diese zwölf Fälle seien nur ein kleiner Ausschnitt. Diese Wölfe hätten vermutlich angeschossen fliehen können und seien deswegen von ihren Wilderern nicht beseitigt worden. Ansonsten werde ein solcher illegaler Abschuss «sorgfältig vertuscht».
Wölfe dürfen nur erlegt werden, wenn ein entsprechendes Gesuch vom Bundesamt für Umwelt (Bafu) gutgeheissen wurde. Ebenso sind die Abschüsse dann nur im Zeitraum vom 1. September bis in den Januar zulässig. Schiessen dürfen Wildhüter und geschulte Jägerinnen und Jäger.
Für die angelaufene Wolfsjagd reichte Graubünden im kantonalen Vergleich mit Abstand am meisten Abschussgesuche ein. Insgesamt hat der Kanton für 17 Rudel entsprechende Anträge eingereicht, einen davon gemeinsam mit dem Kanton St. Gallen. Für die Bündner Rudel Calderas, Muchetta, Jatzhorn, Älpetli, Seta und Stagias wurden die Gesuche bereits gutgeheissen.
Dort wollen die Behörden zwei Drittel der 2025 geborenen Jungwölfe töten. Stand Ende August konnten 35 Jungtiere nachgewiesen werden, wie dem Monitoring auf der AJF-Webseite zu entnehmen ist. Im Calderas-Rudel sind es sieben, beim Muchetta drei, beim Jatzhorn sechs, beim Älpetli sieben, beim Seta fünf und im Rudel Stagias fünf Welpen.
In den Kantonen Tessin und Wallis, die die zweit- beziehungsweise drittmeisten Gesuche einreichten, betreffen die vorgesehenen Abschüsse sechs, beziehungsweise fünf Rudel. Bereits bei den proaktiven Abschüssen bei der Wolfsjagd 2024/25 stand Graubünden ganz oben: 48 Wölfe wurden getötet, im Wallis waren es 35. (sda)