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Flughafen Zürich: Futuristische Dyson-Händetrockner ärgern die Kunden

Futuristische Dyson-Händetrockner ärgern die Nutzer – jetzt reagiert der Flughafen Zürich

Der Swiss-Hub hat in manchen seiner WC-Anlagen moderne Händetrockner installiert, die bei den Passagieren offenbar nicht auf Anklang stossen, wie sich nun zeigt.
13.12.2024, 13:47
Benjamin Weinmann / ch media
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Die britische Firma Dyson ist darauf spezialisiert, etablierte Alltagsgeräte neu zu denken. So entstand beispielsweise der Staubsauger ohne Beutel oder das Airblade, ein starker Händetrockner mit einem Luftstrom so dünn wie ein Messer. Vor einigen Jahren präsentierte Dyson eine weitere Innovation für das öffentliche Badezimmer: den «Wash & Dry». Dabei handelt es sich um eine Kombination aus Wasserhahn und Händetrockner. Das Design erinnert an einen Velolenker, mit den beiden Luftdüsen auf der Seite.

Wasserhahn und Händetrockner in einem: Der Dyson-«Wash & Dry» in einer WC-Anlage am Flughafen Zürich.
Wasserhahn und Händetrockner in einem: Der Dyson-«Wash & Dry» in einer WC-Anlage am Flughafen Zürich.Bild: benjamin weinmann

In der Schweiz gehörte die Post zu den ersten Abnehmern des futuristisch anmutenden Produkts. Sie installierte die Hähne beispielsweise an ihrem Hauptsitz. Auch das Zürcher Kino Kosmos (heute «Frame») setzte auf die Erfindung. Und auch der Flughafen Zürich. Dies, obwohl bereits 2019 auf der Plattform Reddit Kritik am «Wash & Dry» laut wurde.

Auch die «Süddeutsche Zeitung» machte Mängel aus. Denn die starken Luftströme würden zu einer Unordnung der flüssigen Art führen. Wasser und Seife an der Hand und im Waschbecken wirble es durch die Luft. Kommt hinzu, dass man das Lavabo länger in Anspruch nehmen muss, wodurch sich die Händewaschwartezeit für andere WC-Benutzende verlängert.

Neuerdings sind in den WC-Anlagen des Flughafens nebst Dyson-Geräten zusätzlich Papierhandtuch-Dispenser installiert.
Neuerdings sind in den WC-Anlagen des Flughafens nebst Dyson-Geräten zusätzlich Papierhandtuch-Dispenser installiert.Bild: benjamin weinmann

Nun zeigt sich: Auch die Passagiere am Flughafen Zürich scheinen mit den Dyson-Hähnen nicht zufrieden zu sein. Denn in den entsprechenden WC-Anlagen sind neuerdings Einweg-Papierhandtuchspender installiert, die es zuvor nicht gab.

«Unsere Erfahrung zeigt, dass Papierhandtücher von den Kunden geschätzt werden», sagt Flughafen-Zürich-Sprecherin Elena Kuriger. «Daher haben wir entschieden, künftig auf die Installation von neuen Dyson-Geräten zu verzichten.» Dass das Dyson-Gerät zu wenig überzeugt hat, zeigt die Aussage Kurigers, wonach ein wesentlicher Teil der Fluggäste bei fehlenden Papierhandtüchern als Ersatz zu Toilettenpapier greift.

Die Handtuchspender seien im Rahmen einer Neubeschaffung von Bestückungsmaterial installiert worden, sagt Kuriger. «In den WC-Anlagen waren bis dato verschiedene Typen von Handtuchspendern im Einsatz, die mit verschiedenem Bestückungsmaterial befüllt werden mussten. Das wurde nun vereinheitlicht.» Die bereits montierten Handtrockner würden vorerst bestehen bleiben. Aktuell sind laut Kuriger 97 Dyson-Geräte in 11 von insgesamt 700 WC-Anlagen am Flughafen Zürich installiert.

Beim «Wash & Dry» handelt es sich um eine teure Installation. Das Produkt gibt es auch beim Migros-Onlinewarenhaus Digitec-Galaxus zu kaufen, für über 1400 Franken. Dyson verspricht dafür weniger Tropfwasser auf dem Boden, weniger Bakterien auf den Händen und tiefere Kosten. Zudem weise das Modell eine bessere Energiebilanz als herkömmliche Händetrockner auf.

JPN: Dyson Wearable new product launch JAKE DYSON, chief engineer, gave a presentation. Dyson s new headphone Dyson OnTrac will be released in Japan from September 19th. Tokyo, Japan - 19 September 20 ...
Jake Dyson hält die Händetrockner seiner Firma für problemlos im Gegensatz zu Einweg-Papiertüchern.Bild: www.imago-images.de

Und was ist aus Umweltsicht besser, das Einweg-Papierhandtuch oder der elektrische Dyson-Händetrockner? Das deutsche Bundesumweltamt ging dieser Frage 2017 nach – ohne eine ganz klare Antwort zu liefern. In einer entsprechenden Studie wurde den Hochgeschwindigkeitstrocknern aber durchaus eine sehr gute CO2-Bilanz zugesprochen, weil diese nur aus einem Motor bestehen, der mit relativ wenig Strom die Hände trocknet. Der Ressourcenverbrauch durch Papier oder Baumwolle entfalle.

Hingegen gerieten Händetrockner in der Coronapandemie in Verruf, weil mehrere Studien zum Schluss kamen, dass sie Bakterien und Viren durch die Luft schleudern. Jake Dyson, Sohn von Firmengründer James Dyson, äusserte im vergangenen Jahr im Interview mit CH Media für diese Kritik wenig Verständnis. Eigene Studien hätten diesbezüglich keine Probleme zutage gebracht. Und: «Wenn Sie Papiertücher in einem öffentlichen Badezimmer nehmen, nehmen die meisten etwa zehn Stück anstatt nur eins.» Das sei nicht nur schrecklich für die Umwelt, man lasse beim Tuch-Rausziehen zudem Keime am Automaten liegen. (aargauerzeitung.ch)

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64 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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rosen nell
13.12.2024 14:03registriert Oktober 2017
Fragt doch mal den Kunden: Will ich Bittibätti machen, dass mir der super Wasserhahn gnädigst Wasser spendet? Dass es irgendwo versteckt Seife gibt? Dass ich einen Kurs belegen muss um die Hände zu trocknen? Und dass ohne Strom gar nix mehr funktioniert? Nein. Wasser marsch, Seife, abtrocknen. Ende der Studie.
19712
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emankciN
13.12.2024 14:36registriert August 2021
Die Dinger sind doch schon seit Jahren am Flughafen. Das nennt man Overengineering oder auf Schweizerdeutsch: Gugus!

Ich dachte man sich endlich einig geworden, dass alle Händetrockner erwiesenermassen unhygienischer Quatsch sind. Papier funktioniert immer, auch ohne Strom.


Und dass die Leute zuviel Papier nehmen: Ja wenn man wegen "umweltschonend" das dünnste Papier reinmacht, dass bei 1 Tropfen Wasser auseinanderfällt, dann brauche ich halt 4 anstat nur 1 normales. Gleiches bei diesen Wassersparhähnen wo ich etwa 1 Minute lang das Wasser laufen lassen muss damit die Seife weggeht.
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7immi
13.12.2024 14:11registriert April 2014
Als Brillenträger ist das Teil äusserst mühsam. Man muss quasi an die Decke schauen, um die Brille sauber zu halten. Generell muss man einige Sekunden warten, bis das Wasser abgelaufen ist, sonst hat man alles im Gesicht. Hinzu komt die verminderte Kapazität, da man nach dem Händewaschen den Platz nicht räumt, sondern auch noch die Hände trocknen muss. Separate Händetrockner bringen einen Fluss und erhöhen die Kapazität.
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