Rekord um Rekord. So lässt sich der Ausblick der Airline-Branche für das bevorstehende Jahr zusammenfassen. Der Airline-Verband Iata präsentierte am Dienstag in Genf seine Prognose für 2025. Iata-Direktor Willie Walsh erwartet ein Anhalten des Buchungsbooms und einen nie dagewesenen Branchenumsatz von über einer Billion US-Dollar, also 1000 Milliarden. Ein Plus von 4,4 Prozent.
Zunehmen dürfte laut Walsh auch die Zahl der Passagiere, die mit dem Flugzeug verreisen. Hier prognostiziert der Verband ein Wachstum von 6,7 Prozent auf 5,2 Milliarden. Damit würde erstmals die 5-Milliarden-Schwelle überschritten. Zuletzt habe eine Umfrage gezeigt, dass über 40 Prozent der befragten Personen beabsichtigen, im kommenden Jahr häufiger zu fliegen. Kommt hinzu, dass der durchschnittliche Ticketpreis laut Walsh im nächsten Jahr um 1,8 Prozent auf 380 Dollar sinken wird. Gegenüber dem Jahr 2014 entspricht dies gar einem Minus von 44 Prozent.
Die grosse Nachfrage lässt sich die Industrie in hohe Profite ummünzen. Die Iata rechnet mit einem Totalgewinn über alle Airlines hinweg von 36,6 Milliarden Dollar. Dies entspricht einer Marge von 3,6 Prozent.
Im laufenden Jahr dürften 31,5 Milliarden Dollar resultieren, nicht zuletzt dank des tieferen Kerosinpreises. Dieser bewegt sich derzeit bei rund 72 Dollar. Laut Iata-Chefökonomin Marie Owens Thomsen gilt ein Preis über 80 Dollar als negativ für die globale Wirtschaft. Der Kerosinpreis macht rund einen Viertel der Airlinekosten aus.
Auch die Swiss dürfte 2024 einen hohen Profit einfliegen, wenn auch etwas tiefer als in ihrem Rekordjahr 2023. Je nach Region verdienen Airlines laut einer Iata-Analyse unterschiedlich viel pro Passagier:
«Eine Billion Dollar ist viel, fast ein Prozent der globalen Wirtschaft», sagt Walsh. Dennoch seien die Margen tief aufgrund der hohen Kosten von 940 Milliarden Dollar sowie Steuern.
Zudem bleibe die Kostensituation für viele Airlines angespannt aufgrund der Lieferprobleme von Triebwerksherstellern, namentlich Pratt & Whitney, von denen auch die Swiss betroffen ist. Nicht zuletzt deswegen sah sich die Lufthansa-Tochter in der Vergangenheit und bis heute gezwungen, einen grossen Teil ihrer Flüge an die lettische Air Baltic auszulagern. Laut Walsh könnten diese Probleme sogar bis Ende dieses Jahrzehnts anhalten.
Unsicherheiten sieht Walsh in drei Bereichen:
Konflikte: Die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten führen nach wie vor zu Einschränkungen des Luftraums. Zudem zwingen die Risiken vor Ort die Airlines, ihre Flugpläne entsprechend anzupassen.
Ölpreis: Sollte das Kerosin wider Erwarten massiv teurer werden, würde dies die Wachstumsprognosen der Branche beschneiden.
Donald Trump: Die zweite Amtszeit von Donald Trump sei mit einigen Unsicherheiten verknüpft, sagt Walsh, der den verurteilten US-Präsidenten zwei Mal getroffen hat. «Er hat mir aber nicht gesagt, was er vorhat.» Walsh geht davon aus, dass die zweite Trump-Ära gewisse Regulierungen der Biden-Regierung rückgängig machen werde, welche für die Industrie nachteilig gewesen seien. Welche Folgen Trump für die Förderung von nachhaltigen Kerosin-Alternativen haben werde, werde sich erst noch weisen.
Für die Umwelt dürften diese Rekorde derweil keine guten Nachrichten sein. So kam zuletzt eine Studie von Forschenden der ETH Zürich und des Paul Scherrer Instituts, die in der Fachzeitschrift «Nature Communications» veröffentlicht wurde, zum Schluss, dass selbst ein sauberer Antrieb, wie in die Industrie vorantreibt, nicht ausreichen wird (CH Media berichtete). Um die Klimaziele zu erreichen, muss der globale Luftverkehr zurückgehen.