Schweiz
Zürich

Sechseläuten: Zunft zur Maise lässt Frauen zu – aber nur für den Umzug

Zwar dürfen Frauen am Sechseläuten mitlaufen – Mitglieder sind sie trotzdem nicht

Die Zunft zur Meisen bricht eine langjährige Tradition, indem sie neu auch Zunftstöchter ans Sechseläuten einlädt – Mitglieder werden dürfen sie aber immer noch nicht.
14.04.2023, 17:4415.04.2023, 13:39
Anna Böhler
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Die Zunft zur Meisen wurde 1336 gegründet und gehört damit zu den ältesten und grössten Zunfthäusern. Trotzdem oder eben genau deswegen haben sie beschlossen, frischen Wind in die Sechseläuten-Tradition zu bringen: In der Zunft zur Meisen sind seit letztem November nämlich auch Zunftstöchter willkommen.

«Es gab auch Männer, die befürchteten, dass die Stimmung in unserem Zunfthaus dann eine andere sei. Oder dass die Gesprächsthemen sich verändern.»

Zunftmeister Gustav Schulthess sagt gegenüber watson, dass dieser Entscheid nicht etwa spontan gefällt, sondern während Jahren abgewägt wurde. Man habe innerhalb der Zunft debattiert und eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die sich der Frauenfrage annahm. «Wir haben dann eine Lösung gefunden, die von drei Vierteln der Zünfter gutgeheissen wurde.» In der Zunft zur Meisen sei es so, dass die Söhne der Zünfter an den Anlässen teilnehmen dürfen. Diese Regel wurde Ende des letzten Jahres ausgeweitet auf die bis 30-jährigen Töchter der Mitglieder. Während einer fünfjährigen Probephase werden die neuen Regeln nun ausgetestet. Wer über 30 ist, muss kostenpflichtig von einem Zünfter eingeladen werden – auch hier dürfen neuerdings Frauen eingeladen werden.

Die Mitgliedschaft ist jedoch weiterhin den Männern vorbehalten. Die Zünfter sind jene, die über einen Partizipationsschein verfügen. Sie dürfen beispielsweise über den Vorstand der Zunft mitentscheiden – dieses Recht erhalten nur männliche Bürger der Stadt Zürich.

«Es macht ja keinen Sinn, die Hälfte der interessanten Menschen auf dieser Welt einfach auszuschliessen.»

Auch eine Zunft habe sich öffentlich zu positionieren, erklärt Schulthess: «Auch wenn wir sozusagen ein Privatklub sind, tragen wir als eine der grössten historischen Zünfte eine gewisse Verantwortung.» Die Zunft zur Meisen vertrete überdies eine liberale Haltung. «Es macht keinen Sinn, die Hälfte der interessanten Menschen auf dieser Welt einfach auszuschliessen.» Von verschiedenen Seiten sei die Frage laut geworden, welche Rolle künftig die Frauen in der Zunft spielen könnten.

«Es gab auch Männer, die befürchteten, dass die Stimmung in unserem Zunfthaus dann eine andere sei. Oder, dass die Gesprächsthemen sich verändern», gibt Schulthess zu. Er habe dann gekontert, dass man sowieso keine Gespräche haben wolle, die man nicht auch im Beisein von Frauen führen könne. Der Grossteil der Mitglieder stellte sich jedoch hinter das Vorhaben – und sollte Recht behalten. Seit November 2022 hätten bereits drei Anlässe mit teilnehmenden Frauen stattgefunden, die «bestens funktioniert» hätten. Die Anlässe seien seither auch besser besucht, meint Schulthess. Ob das an den Frauen liege oder daran, dass Corona vorbei ist, sei jedoch schwierig zu beurteilen.

The head of the "Boeoegg" burns on the Sechselaeuten place in Zurich, Switzerland, pictured on April 25, 2022. The Sechselaeuten (ringing of the six o'clock bells) is a traditional end  ...
So sah es letztes Jahr aus, als um den Böög geritten wurde auf dem Sechseläutenplatz.Bild: KEYSTONE

Aber nicht alle sind begeistert: Einige Zünfte hätten seit diesem Beschluss eine Statutenänderung vorgenommen, die Frauen in der Zunft ausdrücklich verbietet. Andere Zürcher Zünfte hingegen seien dadurch dazu angeregt worden, sich selbst mit dieser Frage auseinanderzusetzen.

Dieses Jahr ist das Maisenzunfthaus gestossen voll, 230 Teilnehmer ziehen am Montag im Namen der Zunft zur Meisen durch die Strassen von Zürich. Bisher durften nur die «Wenthalermeitli» unter 14 Jahren mitlaufen beim Umzug, dieses Jahr sind zum ersten Mal wieder 20 bis 30 Frauen mit dabei.

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113 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Scaros_2
14.04.2023 18:09registriert Juni 2015
Mal im Ernst. Warum will man bei sowas auch Mitglied sein? Veraltete Konstrukte aus vorletzter Zeit. NIemand braucht sowas heute. Auch nur Lobbyvereine letzten endes.
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derEchteElch
14.04.2023 18:17registriert Juni 2017
Ja… ist halt so 🤷🏻‍♂️ Ich kann auch nicht Mitglied im Frauenverein werden. Ich sehe das Problem nicht…
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Catstopherus
14.04.2023 18:26registriert Dezember 2018
Dieses ganze Zunft-Zeug ist dich sowieso völlig überholt. Die Frauen auszuschliessen ist ja das eine, aber dann werden sowieso etwa 95% der Bevölkerung ausgeschlossen, weil da kann msn ja nicht einfach Mitglied werden, ausser man wird hineingeboreb, kenn jemand oder kauft sich. Sexistisch, elitar… wie soerwas in der linken Stadt Zürich weiterbestehen kann in der Form versteh ich nicht
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