Die Neubesetzung eines Lehrstuhls am historischen Seminar der Universität Zürich hat zu einer Schlammschlacht der ganz üblen Art geführt. Philipp Gut, stellvertretender Chefredaktor der «Weltwoche», hat in einer Artikelserie den immer gleich lautenden Vorwurf erhoben. Professor Sarasin habe beim Berufungsverfahren die Siegerin, Svenja Goltermann, bevorzugt, weil er mit ihr eine Liebesbeziehung unterhalten habe. Die beiden sind heute tatsächlich ein Paar. Die fachlichen Qualitäten von Frau Goltermann sind unbestritten.
Die Expertenkommission, angeführt von Ursula Cassani Bossy, Professorin für Strafrecht an der Universität Genf und Eric Hilgendorf, Professor für Strafrecht an der Universität Würzburg, gibt nun Entwarnung. Beim Berufungsverfahren habe es «keine Hinweise auf ein allfälliges Fehlverhalten gegeben», meldet der «Tages-Anzeiger». Das Verfahren sei «weitgehend korrekt» verlaufen. Für die beiden betroffenen Professoren hatte die Schlammschlacht gravierende Konsequenzen. Aus gesundheitlichen Gründen mussten sie ihre Lehrtätigkeit längere Zeit unterbrechen.
Eigentlich müsste das Ergebnis der Expertenkommission Folgen bei der «Weltwoche» auslösen. Philipp Gut hatte eine für Schweizer Verhältnisse und sogar für die Massstäbe der «Weltwoche» einzigartige Schlammschlacht geführt. Ohne Fakten, gestützt allein auf Gerüchte, hatte er den schwerwiegenden Vorwurf der Beziehungskorruption nicht nur erhoben, sondern mehrfach wiederholt. Zudem war Gut einst selbst Assistent am historischen Seminar. Das Studentenblatt der «Zürcher Studierendenzeitung» hatte ihm deshalb vorgeworfen, eine persönlichen Rachefeldzug zu führen.
Nach üblichen Massstäben wäre Gut nach dem Befund der Expertenkommission für eine respektable Publikation nicht mehr tragbar. Nur: Bei der «Weltwoche» sind die üblichen Massstäbe längst ausser Kraft gesetzt worden. Auch ein Auslandredaktor, der reihenweise Artikel ausländischer Zeitungen abgeschrieben hatte, ist weiter im Amt.