Schweiz
Zürich

Bülach: Korrupte Strassenverkehrsamts-Mitarbeiter kommen vor Gericht

Lebenslänglich, aber keine Verwahrung: Das Bezirksgericht Bülach hat im Mordfall Boppelsen/Utzingen sein Urteil gefällt. (Archivbild)
Das Bezirksgericht Bülach.Bild: KEYSTONE

Drei korrupte Strassenverkehrsamts-Mitarbeiter kommen in Bülach vor Gericht

20.08.2024, 11:2820.08.2024, 11:31
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Zwei Strassenverkehrsamts-Mitarbeiter und ein Prüfungsexperte müssen sich kommende Woche vor dem Bezirksgericht Bülach verantworten. Die drei sorgten dafür, dass rund 70 Prüflinge trotz Fehler durch die Fahrprüfung kamen. Dafür liessen sich die Beschuldigten mit Bargeld bestechen.

Die drei Männer sind grundsätzlich geständig, weshalb die Prozesse im abgekürzten Verfahren durchgeführt werden können. Das heisst, das Gericht wird den Urteilsvorschlag der Staatsanwaltschaft nach einer kurzen Befragung voraussichtlich auch zum Urteil erheben.

Gemäss den drei Anklagen handelt es sich bei den Beschuldigten um den 43-jährigen ehemaligen Zulassungsleiter des Strassenverkehrsamtes Bassersdorf, einen 32-jährigen Mitarbeiter der Zulassungsstelle sowie einen 34-jährigen Prüfungsexperten.

«Wohlwollende Prüfungsabnahme»

Der Experte liess rund 70 Prüflinge durch die Fahrprüfung kommen, obwohl sie bei der Testfahrt mehr oder weniger grosse Fehler machten. So winkte er etwa einen Mann durch, der zuvor schon drei Mal durchgefallen war. Für seine «wohlwollende Prüfungsabnahme» erhielt der 34-Jährige jeweils 500 Franken in Bar, insgesamt also 35'000 Franken.

Einen Teil des Geldes gab er den zwei «Vermittlern» weiter, den ebenfalls beschuldigten Angestellten des Strassenverkehrsamtes. Diese sorgten im internen System dafür, dass die 70 zahlungsbereiten Prüflinge ihre Prüfung beim «toleranten» Experten machen konnten.

Bedingte Freiheitsstrafen

Die Staatsanwaltschaft fordert für die beiden Amts-Mitarbeiter eine bedingte Freiheitsstrafe von zwölf Monaten. Der Prüfungsexperte soll eine bedingte Freiheitsstrafe von 24 Monaten erhalten. Alle drei sollen zudem eine Busse von 500 Franken zahlen und dem Kanton einen Teil des Bestechungsgeldes zurückzahlen.

Als die Sache im Jahr 2021 intern aufflog, wurden die drei Beschuldigten verhaftet und entlassen. Das Strassenverkehrsamt schrieb zur Schadensminderung zahlreiche Autolenker an, die ihre Prüfung beim «toleranten» Experten bestanden hatten und forderte sie zu einer Kontrollfahrt auf. Wie viele der Prüflinge ihren Ausweis daraufhin wieder abgeben mussten, ist nicht bekannt.

Der Fall kam im vergangenen Frühsommer an die Öffentlichkeit, weil einer der drei Entlassenen vor Verwaltungsgericht gegen seine Kündigung rekurrierte, allerdings ohne Erfolg. Verurteilt wurden bisher auch mehrere Prüflinge. Sie erhielten wegen Bestechung bedingte Geldstrafen und Bussen. (sda)

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41 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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blubber69
20.08.2024 12:17registriert November 2019
"...und dem Kanton einen Teil des Bestechungsgeldes zurückzahlen."

Merke: Korruption lohnt sich in der Schweiz.

🤨
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Händlmair
20.08.2024 12:10registriert Oktober 2017
500 Franken Busse und ein Teil des des Geldes zurückzahlen? Das ist doch keine Strafe?
5000 oder 10000 pro Person und alles Geld abgeben! Das wäre zu der bedingten Strafe das mindeste!
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goschi
20.08.2024 12:07registriert Januar 2014
500 Franken Busse und ein teil der Bestechungsgelder?

🤔🤔
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