Recherchiert man im Feld der Medizin auch nur oberflächlich, so wird sehr schnell klar: Es gibt tatsächlich nichts, was es nicht gibt. Oder zumindest sehr viele jenseits der Vorstellungskraft ...
Beim Alien-Hand-Syndrom handelt es sich um eine seltene neurologische Störung, bei dem Betroffene keine Kontrolle über eine der beiden Hände haben. Dabei kommt es oft vor, dass die unkontrollierbare Hand aktiv gegen das Handeln der kontrollierten Hand vorgeht.
Allerdings kann dies auch extremere Formen annehmen. Zum Beispiel dann, wenn mit der kontrollierten Hand Nahrung zugeführt werden soll und die Alien-Hand dies unterbinden will, was bis hin zum Würgeversuch gehen kann.
Während die Ursachen dafür bislang noch nicht schlüssig geklärt werden konnten, ist jedoch klar, dass die Störung am Corpus callosum (dem Balken, der die linke und die rechte Hälfte des Grosshirns verbindet) zu lokalisieren ist. So tritt es vor allem bei Menschen auf, bei denen der Balken durchtrennt oder durch Tumore, Infektionen oder Schlaganfälle beschädigt ist. Aber auch eine Schädigung des Frontallappens kann Ursache dafür sein.
Behandlungsmöglichkeiten gibt es bislang keine, wobei Betroffene meist mit der Zeit lernen, damit umzugehen.
Das Cotard-Syndrom heisst im Englischen «Walking Corpse Syndrome» (zu Deutsch etwa: Wandelnde-Leiche-Syndrom), was bereits eine ziemlich genaue Vorstellung davon gibt, um was es sich hierbei handelt. Es handelt sich um eine neurologische Erkrankung, wobei Betroffene der festen Überzeugung sind, eigentlich tot zu sein.
Dabei berichten Betroffene davon, dass sie fühlen, wie ihre Organe verrotten, oder behaupten, keine Organe mehr zu haben. Nicht selten führt dies dazu, dass sich Betroffene weigern zu essen (da sie ihren Magen als inexistent erachten) oder sich zu waschen (aus Angst, die Haut könnte sich auflösen).
Die Ursache liegt womöglich in der fehlenden Verknüpfung von Hirnarealen, die zum einen für die Gesichtserkennung und zum anderen für die emotionale Verknüpfung zu den Gesichtern zuständig sind. Somit erscheint alles – auch das Gesicht im Spiegel – unwirklich und fremd. Das Cotard-Syndrom ist vorwiegend ein psychotisches Symptom.
Die Behandlung ist abhängig vom Befund bei der diagnostischen Aufarbeitung. Sowohl Psychopharmaka als auch Elektrokrampftherapien haben sich dabei als nützlich erwiesen.
Es gibt Menschen, die werden als «Gfröörli» – Menschen, die immer frieren – bezeichnet.
Und dann gibt es Menschen, die effektiv Schmerzen leiden, wenn sie an der Kälte sind. Der Grund? Kälteurtikaria.
Obwohl es aus medizinischer Sicht eigentlich keine eigentliche Allergie ist (es werden keine Antikörper gegen das Allergen Kälte gebildet), ist sie sowohl punkto Symptome als auch Behandlung gut mit einer «normalen» Allergie vergleichbar.
Die Haut schwillt an und juckt schmerzhaft. Gerade extreme Temperaturunterschiede verstärken die Symptome. Gefährlich kann es werden, wenn kalte Getränke oder Speisen konsumiert werden, was zur Erstickungsgefahr führen kann. Ebenfalls gefährlich ist das Schwimmen in zu kalten Gewässern, da die Gefahr eines anaphylaktischen Schocks und so auch zu ertrinken besteht.
Der Temperatur-Schwellwert variiert von Person zu Person, kann aber mittels «TempTest» ermittelt werden. Als Behandlung werden Antihistaminika und das Meiden von Kälte empfohlen. Zudem wird davon ausgegangen, dass die Kälteallergie vorübergehend ist. Sie kommt vermeintlich aus dem Nichts und verschwindet im Normalfall nach einigen Jahren wieder.
Die genetische Krankheit, auch Münchmeyer-Syndrom genannt, ist sehr selten. Es wird von einem Fall auf zwei Millionen Menschen ausgegangen. Sie beschreibt im Grunde genommen die zusehende Verknöcherung des Gewebes.
Aufgrund eines genetischen Defekts werden bei der Wundheilung Knochen anstelle von Narbengewebe gebildet. Das betrifft auch Muskelverletzungen, wie Zerrungen oder Prellungen. Doch auch ohne Verletzungen kann es bei Ausbruch der Krankheit zur kontinuierlichen Versteifung des Körpers kommen.
Dabei blähen sich Körperstellen auf und erhitzen sich, ehe sich das Gewebe einige Tage später zurückbildet und neu gewachsene Knochen an der Stelle hinterlässt. Unweigerlich werden so mit zunehmendem Alter auch Vitalfunktionen, wie zum Beispiel die Lungenfunktion, stark eingeschränkt.
Wie bei seltenen Krankheiten (leider) üblich, wurde auch hier noch keine Form der Behandlung oder Prävention entdeckt, obwohl Versuche in diesem Bereich durchaus unternommen werden.
Diese visuelle Wahrnehmungsstörung kommt meist als Begleiterscheinung einer Migräne oder als Vorbote eines epileptischen Anfalls vor. Dabei geht es aber weder um verrückte Hutmacher noch das Bestreichen weisser Rosen.
Betroffene nehmen ihre Umwelt schlicht disproportional wahr. Sprich, Gegenstände im unmittelbaren Umfeld wirken auf sie plötzlich viel kleiner (Mikropsie) oder viel grösser (Makropsie) als normal. Eben so wie «Alice im Wunderland», wenn sie einen Biss von ihrem Pilz nimmt.
Natürlich können solche Störungen auch beim Konsum bewusstseinsverändernder Drogen vorkommen. Zudem wurde es auch als Symptom des Epstein-Barr-Virus definiert. Diese halluzinatorischen Veränderungen führen bei Betroffenen von kompletter Orientierungslosigkeit bis hin zu Übelkeit.
Lewis Carroll, Schöpfer des namensgebenden Kinderbuchs, litt ebenfalls an regelmässigen Migräne-Schüben, weshalb die Vermutung besteht, dass er mit «Alice im Wunderland» versucht hat, seine Erfahrungen zu teilen und zu verarbeiten.
Betroffene dieses Syndroms (bislang gibt es vier bestätigte Fälle) können diese Frage ...
... problemlos beantworten. Und zwar für jedes einzelne Jahr. Denn sie können sich an jeden einzelnen Tag ihres Lebens (natürlich nicht seit Geburt, sondern seit einem bestimmten Tag in ihrer Jugend oder Kindheit) in jedem Detail erinnern.
Was beeindruckend und erstrebenswert klingt, ist auf der Seite der Betroffenen natürlich in erster Linie eine Belastung. Die Erinnerungen kommen nämlich auch im Alltag unkontrollierbar, indem sie durch verschiedene visuelle, akustische oder olfaktorische Trigger ausgelöst werden.
Bei dieser Stoffwechselkrankheit wird durch Schweiss und Urin zu viel Trimethylamin abgesondert. Das ist gesundheitlich auch nicht weiter allzu schlimm. Doch wie der Name suggeriert, kann die Krankheit für Betroffene höchst unangenehm sein.
Verursacht wird Trimethylaminurie durch ein Enzymdefizit in der Leber, wo Trimethylamin im gesunden Körper oxidiert und somit geruchsneutral wird. Eine genaue Zahl der Betroffenen ist schwer zu eruieren, schätzungsweise handelt es sich aber um zirka 1% der Weltbevölkerung.
Behandelt werden kann diese Krankheit durch die Anpassung der Diät sowie durch Medikamente, die den Stoffwechsel der Leber beeinflussen.
Und dass diese Symptome und Krankheiten nicht für einen schlechten Scherz missbraucht werden.
Erklärt das mal dem Chef!