Das Leben als Mensch ist ja ohnehin schon beschwerlich. Und dann kommen zu allem Überfluss noch jene geflügelten Quälgeister hinzu, die es vermögen, uns mit einem Kampfgewicht von eindrücklichen 2 Milligramm in die Ecke zu drängen und um den Schlaf zu bringen. Das kann's ja nicht sein. WIESO? – Das ist die Frage.
Um deinem Unmut einen Begründungskontext zu verschaffen, beleuchten wir im Folgenden jene 7 Gesetzmässigkeiten, nach denen Stechmücken agieren. Nur wenn wir uns im Kopf unserer Feinde auskennen, können wir sie besiegen. Zumindest mental.
Es mag einem so vorkommen, als kämen Stechmücken just dann, wenn es am ungelegensten ist. Jener Moment abends im Bett zum Beispiel, wenn endlich die richtige Position gefunden wurde und sich die schwere Pforte zum Schlaf um einen Spalt öffnet, der gerade genug gross ist, um einen hastigen Blick auf die dahinter hervorlugende Erholung zu werfen.
Sssssss. Zurück auf Feld 1. Figgdi.
Keine Angst. Du bist nicht der Spielball des Schicksals. Das alles hat seinen Grund.
Der ganze Stress und Unmut, der sich den Tag hindurch in dir anstaut, verwandelt sich gegen Abend in einen süssen Nektar, der sich im Blut ablagert. Je mehr Stress und Unmut, desto besser das Bouquet. Kurz vor dem Einschlafen gezapft, ist dieser Saft der 1986er Château Margaux in Sachen Blut.
Mücken sind geduldige Geniesser und sparen sich das Blut vom Saugrüssel ab, ehe es kurz vor dem Einschlafen des Wirts Perfektion in Nase, Gaumen und Abgang erreicht. Bewundernswert.
Damit eine Mücke auch wirklich wie eine Mücke klingt, sind drei tonale Grundelemente vonnöten.
Die originale Zusammensetzung des klassischen Mückentons ist 40% «EEEEE», 40% Fingernagel auf Wandtafel und 20% Saugoof. Eine Symphonie, die Experten zufolge Satans lila Phase zuzuordnen ist und bis heute unverändert so besteht.
Sie ist denn auch die bis heute einzig gesellschaftlich goutierte Äusserungsform für Mücken, wobei insbesondere lyrisch und harmonisch veranlagte Exponenten kategorisch mundtot gemacht werden. Dies mag auch der Grund sein, weshalb sich deren Existenz unserer Wahrnehmung grösstenteils entzieht.
Um zu verstehen, wieso die Mücken ihre Litanei verhältnismässig oft im unmittelbaren Umfeld unseres Gehöreingangs vortragen, muss ihre Anatomie in Betracht gezogen werden.
Fokussiert man sich nun auf die Augenpartie, so wird klar, dass Mücken ihre Umwelt unweigerlich anders wahrnehmen, als wir das tun. Forschungen haben (womöglich) ergeben, dass Mücken beispielsweise unser Ohr wie folgt wahrnehmen, was ihr Verhalten um einiges erklärbarer macht.
Sie wollen demnach nur eins. Brillieren. Wie wir auch.
Es mag besonders sadistisch wirken, dass uns Stechmücken dazu verleiten, uns selbst zu schlagen, uns dann eine Sekunde glauben lassen, wir hätten sie erwischt, bevor sie unter penetrantem Getöse davonfliegen. Fast so, als wäre es ihr seelischer Jungbrunnen.
Natürlich ist auch das eine krasse Fehlwahrnehmung. Denn Mücken sind in dieser Hinsicht dem Menschen viel ähnlicher, als uns das gewahr ist. Sie empfinden Klatschen als besonders motivierend. Wir wollen sie töten, sie hingegen meinen, wir wollen sie spielend zur Höchstleistung pushen.
Ruhen sie sich nach langem Herumgefliege kurz auf unserer Stirn oder Wange aus, schlagen wir danach, was für sie nichts anderes als der motivierende Startschuss für das nächste Set ist, welchem sie als verspielte Individuen Folge leisten.
Das vermeintliche Piesacken beschränkt sich natürlich nicht nur auf die Nacht. Doch auch bei Tage gelten strikte Anstandsregeln. Die wichtigste ist dabei das Respektieren der Klassengesellschaft.
Dies ist der Grund, weshalb sich anständige Mücken möglichst unbemerkt an unseren Schenkeln aufhalten, während die gesellige Runde nichtsahnend vor sich hin vegetiert. Es ist nichts weiter als ein Zeichen des Respekts.
Hier muss gleich zu Beginn angemerkt werden, dass «Mückennetz» ein irreführender Terminus ist. Aus Mückenkreisen heisst es, dass er zu humanzentristisch und abwertend Mücken gegenüber sei. Diese Stimmen wurden in jüngster Zeit zunehmend lauter.
Denn was die Funktionalität des Netzes angeht, so kann ebenfalls argumentiert werden, dass es sich dabei eigentlich um einen Spinnenschutzwall handelt, wobei für ausreichend Verpflegung in der Schutzzone gesorgt ist. Dieser Aspekt werde durch den Begriff Mückennetz jedoch ausgeklammert.
Bei all den negativ anmutenden Aspekten, die Stechmücken mit sich bringen, blieb eine zentrale Frage bislang ungeklärt:
Die Antwort ist verblüffend simpel. Mücken gelten seit jeher als solidarisch organisiert. Diese Solidarität tragen sie als eine der wenigen Lebewesen über Spezies-Grenzen hinaus. Kein Nehmen ohne Geben – egal in welcher Beziehung.
Wenn sie nur vor dem Stechen wenigstens ruhig wären. Lieber mit Schlaf verstochen als ohne.
Keine Fliege!
Ich habe Moskitonetzte an den Fenster montiert :-D