Yara ist ein Juwel. Ein Edelstein, ja ein kristallenes Prisma, das tausend frohe Farben ausstrahlt und mit seiner wunderbar positiven Energie seine ganze Testosteron-Truppe ansteckt. Sie funkelt und lacht. Sie kann nicht tanzen, sie kann Puzzlis. Sie mag keine Partys, sie mag Puzzlis. Und sie sagt: Wer drei Kinder will, «braucht ein huera grossas Auto». Und wahrscheinlich noch viel mehr Puzzlis.
Dies ist die Staffel mit der hinreissendsten, lustigsten und verspieltesten Bachelorette.
Die Staffel, in der muskelbepackte Kerle sich für eine vom epischen Gregory (noch nicht bewiesene Selbstbezeichnung) geführte Visualisierungsmeditation hemmungslos öffnen. Und in ihrer Vorstellung – noch vor der eigentlichen Rosennacht – vor Yara stehen und «miterä gwüsse Zfriedeheit, mitemenä Smile und mit Sexappeal d'Energie dur» sich strömen lassen. Aber vor allem wollen sie dabei «stabil si».
Es ist die Staffel, in der Auren meisterlich gelesen werden – «rot isch Akzeptanz!» (James) – und selbst Fürze frei sind.
Amir: «Bro, du furzt aber nicht!»
Sandro: «Es chunt aifach use, i cha nüt mache Bro, Laktoseintoleranz!»
Wo mit Akzeptanz auf Laktoseintoleranz reagiert wird, wo Jesus und Uriella sich die Hand geben, da bekommt man direkt Lust, ein Mandala auszumalen. Und ich mein jetzt nicht dieses drauflos chrable, sondern so ein respektvolles und tiefschürfendes Kolorieren, eventuell zu tibetischen Klangschalenklängen und mit dem Züngli ein bisschen draussen, sodass vor lauter Konzentration kein einziger Strich über den Rand hinausgeht. Und unbedingt muss es eins sein mit Yara als strahlende Jungfrau Maria in der Mitte bitte. Umringt von puttenhaften Kandidätchen, die pausbäckig in ihre Trompeten blasen ...
Moment ... Midjourney, kannst du mal helfen ...?
Auch wenn Amir meint, man sei hier schliesslich nicht auf Bro Island, irgendwie fühlt es sich exakt danach an. Die Fieslingsdichte scheint verschwindend klein zu sein. Der eine, der vielleicht das Zeug dazu gehabt hätte, hat bereits «seine Zunge schwingen lassen» (Zitat Gustav), hat also quasi in ein fremdes, unbachelorettiges Frauenmaul hineingezüngelt und ist deshalb augenblicklich und hochkant rausgeflogen.
Und wenn drei an ein Date mit der Bachelorette gehen und die 14 Zurückgebliebenen jubeln, grölen und siegessicher die Fäuste ballen, weil sie nun «für eus de Pool alleige man shiiit!» haben, dann ist das so was wie das eindeutigste Zeichen in der langen Geschichte der Gang-Bromance-Zeichen und eher kein Hinweis auf die «gehirntechnische Überlegenheit», von der Sergio so gern spricht.
Besonders, wenn die Kandidaten hernach sofort gemeinsam planschen gehen wie zu römischen Zeiten und am Abend zur «Feuer&Flamme»-Party ihre feinsten Glitzerkluften hervorkramen, alle um die Wette funkeln, als wären sie an willkürlichen Stellen ihres Körpers mit Leim bestrichen und dann wahlweise in Onkel Dagoberts Geldspeicher oder Kleopatras Schmuckschatulle getünkelt worden.
Oder aber sie sind leichtfüssig, ja geradezu bakchantinnengleich, im Rausche der Vorfreude auf dieses anstehende «Feuer&Flamme»-Fest bei Mondenschein im thailändischen Unterholz herumgetänzelt und haben sich, in luftige Seidenstoffe gehüllt, gegenseitig mit Schleifchen, Perlenketten und allerhand anderem Geschmeide behangen, kichernd und sich spielerisch zierend erst, doch einmal geziert und in den liebevollen Augen ihrer Brüder sich spiegelnd, sah bald jeder, dass er nun wahrhaftig zur reinsten Zierde geworden war, preziös und wunderschön. Und erst als Yara die Treppen der Villa Virginis hinunterschwebte und ihr güldenes Gefolge mit Wohlgefallen bedachte, ebbten die stillen Zeichen gegenseitiger Bewunderung allmählich ab.
Amir glänzt allerdings nicht nur in seinem Vatikandecken-Hemdverschnitt, sondern auch mit seinen Sprüchen.
Als nämlich Gustav sein Einzelgespräch mit der Bachelorette unterbricht, sagt er ganz entspannt:
Bäm. Den Konkurrenten niedergemäht mit einer Schachreferenz, dieser Meister aller bisherigen «Bachelorette»-Sprüche! Dafür hat Gustav ganz aufmerksam auf Yaras Bein gegafft und dort die tätowierte Uhr erspäht, die er zwar ein bisschen falsch gelesen, aber immerhin überhaupt gesehen hat. Viertel vor fünf ist es da nämlich. Yaras Geburtsstunde.
Für Ramon ist es allerdings bereits fünf vor 12. Denn der hat dem James einfach kampflos die Bachelorette überlassen, was dieser «überhaupt nit gfalla» hat. Schliesslich hatte sie ein Überraschungsdoppeldate geplant, doch dank Ramons totaler Resignation wurde es für James stracks zum Einzeldate.
Und das war jetzt nicht etwa irgendein Date. Darum wollen wir es in drei verschiedenen Zeitperspektiven betrachten:
James imaginiert das traute Zweisein mit der Bachelorette folgendermassen:
Die Wirklichkeit also: Sonnenuntergang spielt sich direkt hinter Ramons beleidigtem Abgang ab.
Im Anschluss folgt kryptische Auralesung:
«Wie sölli säge, du bisch sehr aktiv, was susch no usesticht isch s'Türkis, me hät, das weisch du jo, me hät mehreri, wo chli usespringend, meischtens häsch vier bildliche Auras wo irgendwie fürechömed, und wänn du en Mänsch bisch, wo Sache ehner bereut, denn häsch ide Mitti en schwarze Punkt, das gsehn ich bi dir nöd. Das isch so chli ehner die roti Oderä wo du dinä häsch, die Aura, rot isch Akzeptanz, du bisch sehr höch spirituell, vor allem du häsch sehr viel Züüg ade Ärm wo gäl sind, aso du bisch sehr en bewegliche Mänsch.»
James
James beschreibt sein abendliches Rendezvous für Salvatore:
Ok, James.
Am Ende aber mochte die rot leuchtende Aura-Akzeptanz der Bachelorette zwar für Sandros laktoseintolerante Darmwinde reichen, nicht aber für seine Partygeilheit. Zusammen mit Henry (trägt sein Halsschmuck die Schuld?) muss er nach Hause fliegen, dem betrügerischen Sven hinterher.