Mit seinem Song «Arcade» hat der grosse Favorit Duncan Laurence den Siegertitel des 64. Eurovision Song Contest in die Niederanden geholt. Luca Hänni schaffte es auf Platz 4.
Das Publikum im Tel Aviv Convention Center hatte der 24-jährige Berner mit seiner Nummer «She Got Me» von Anfang an fest im Griff. Letztlich waren es aber die Jury- und Zuschauerstimmen, die ihn in die Top 5 des diesjährigen Gesangswettbewerbs hievten.
Dass Hänni zu den Favoriten gehört, haben die Wettbüros schon länger prophezeit. Doch wie es beim ESC so ist: Die Siegerverkündigung ist ein Wechselbad der Gefühle, da kann sich jeweils alles rasch ändern.
Mit dem 4. Platz hat Luca Hänni das beste ESC-Resultat für die Schweiz seit Jahren erreicht. Zuletzt hat der Tessiner Sänger Selbater im Jahr 2014 den Einzug in den Final geschafft. Luca Hännis Erfolg kommt nicht von ungefähr. Sechs Gründe für die Top-Platzierung.
Am Anfang stand die Einsicht. Die Schuld am Versagen der Schweizer Beiträge wurde in den letzten Jahren oft abgeschoben. Die Schweiz habe in Europa keine Freunde und deshalb keine Chance. Doch das war höchstens die halbe Wahrheit. Der Eurovision Song Contest hat sich stark gewandelt und ist längst nicht mehr der Trash- und Klamauk-Wettbewerb von einst. Die Schweiz hat diesen qualitativen Wandel des ESC nicht oder erst spät wahrgenommen. Mehr als alles andere hat denn auch bei vielen Schweizer Beiträgen das Gesamtpaket nicht gestimmt. Es hat immer etwas gefehlt oder nicht gepasst. Ein guter Song oder einer gute Sängerin allein genügt nicht. Diese Einsicht bedeutete die Wende zum Erfolg und Luca Hänni hat jetzt bestätigt und bewiesen, dass diese Schuldzuweisungen nur vorgeschoben waren: Auch ein Schweizer Song kann sich durchsetzen, wenn alles stimmt.
Übrigens: Schon vor zehn Jahren hat der Eurovision Song Contest mit der Einsetzung einer Fachjury Massnahmen ergriffen, die die von der Schweiz beklagten, sogenannten Blockwertungen eingeschränkt haben.
Vor zwei Jahren wurde mit einem neuen Auswahlverfahren für den Schweizer Beitrag die Weichen für den jetzigen Erfolg gestellt. Neben dem 100-köpfigen Zuschauer-Panel wurde eine 20-köpfige internationale Fachjury eingesetzt, mit der eine Professionalisierung und eine bessere Ausrichtung auf internationale Trends und Bedürfnisse angestrebt wurde. Nach diesen Kriterien wurde auch «She Got Me» von Luca Hänni ausgesucht.
Ebenfalls vor zwei Jahren wurde mit der Unterstützung der SUISA ein Songwriter Camp unter der Leitung des Musikers Pele Loriano eingeführt. Hier, im Powerplay Studio in Maur, schreiben seither jährlich ausgewählte Komponisten aus dem In- und Ausland an drei Tagen in Teams ein gutes Dutzend Songs für den Eurovision Song Contest. Die Anforderungen an die Songs wurden damit geschärft: Sie wurden zeitgemäss sein und entsprechen den internationalen Anforderungen. Der Text soll eine starke, klare und verständliche Message haben. Damit hat die Schweiz einen Weg eingeschlagen, den Länder wie Schweden oder Irland schon lange gehen. Zum Vergleich: Im Pop-Land Schweden werden für den ESC jährlich bis zu 3500 Songs komponiert und ein zweistelliger Millionenbetrag aufgewendet. Da kann die Schweiz nicht mithalten, trotzdem stellt sich jetzt der Erfolg ein. Auch «She Got Me» ist ein Resultat des Songwriter Camps.
Ein guter ESC-Beitrag ist ein Gesamtkunstwerk von Musik und Show. Luca Hänni hat den Fokus auf die Performance mit viel Tanz, toller Choreografie, visuellen Elementen und Dramaturgie gelegt. Will ein Song sich gegen die Konkurrenz durchsetzen, muss er auffallen und sich irgendwie vom Rest abheben. Das hat Hänni mit einem spektakulären und energiegeladenen Auftritt geschafft.
Mit seinen Fähigkeiten ist Luca Hänni wie gemacht für das Multimedia-Spektakel des Eurovision Song Contest. Er kann singen, tanzen, sieht gut aus und hat auf und neben der Bühne eine positive Ausstrahlung. Dazu hat er zu seinem Beruf eine hochprofessionelle Einstellung. Das alles können in der Schweiz nicht viele bieten. Luca Hänni ist ein ausgesprochener Show-Boy. Eigentlich müsste man den 24-jährigen Berner gleich für den nächsten Eurovisions-Wettbewerb wieder buchen.
Wie überall im Leben braucht es an Wettbewerben wie dem Eurovision Song Contest auch Wettkampfglück. Zufälle, bestimmte Konstellationen oder Stimmungen entscheiden über Sieg oder Niederlage. So war der letztjährige Schweizer Beitrag von Zibbz durchaus konkurrenzfähig. Die Geschwister Gfeller haben eigentlich alles richtig gemacht. Das Glück, das ihnen fehlte, hat jetzt Luca Hänni geerntet. Das Glück des Tüchtigen.
Hat ja super Funktioniert, die "Fachleute" haben ja überhaupt nicht ihren Nachbarn Punkte zugeschanzt.
Der Unterschied ist, dass man nicht mehr sieht, wie das Publikum seinen Nachbarn Punkte gibt.
Der Niederländer hat mir gar nicht gefallen.